Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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sarah.tegtmeier - 5. Apr, 22:47
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HARFIM - 2. Mär, 00:10
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Gestern kam die neue Ausgabe der TextArt. Auch wenn...
sarah.tegtmeier - 1. Mär, 22:25

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Persönliches

14
Mrz
2011

Die richtige Diät

Es läuft nicht so gut. Nach der ersten Woche liege ich 9,5 Stunden hinter meinem Plan zurück. Theoretisch könnte ich das natürlich noch aufholen, aber eben nur theoretisch. Woran liegt das? Warum fällt es mir so schwer meine Schreibzeiten einzuhalten? Es kann doch nicht nur daran liegen, dass ich heute Vormittag wegen einer Überweisung zu meinem Hausarzt musste? Oder dass ein anderer Termin länger dauerte als erwartet?

Eigentlich sollten mir Verhaltensänderungen leicht fallen. Erst letzten Monat hatte ich wieder so eine Änderung, von der ich nicht erwartet hatte, dass sie mir so leicht fallen würde.

Anfang Februar stellte ich meine Ernährung auf die LOGI-Methode um. Meine Schwester hatte mir von ihren Erfahrungen mit dieser Ernährungsform berichtet. Ich war neugierig geworden. Als meine Müslivorräte zur Neige gingen, hielt ich das für den richtigen Zeitpunkt mit LOGI zu beginnen. LOGI ist ein Low-Carb-Variante. Ihre Verfechter bezeichnen sie als artgerechte Ernährung für den Menschen. Sie beruht im wesentlichen auf den (fast) vollständigen Verzicht auf kohlenhydratreiche Nahrungsmittel, also keine Kartoffeln, kein Reis, keine Nudeln, weitgehender Verzicht auf alle Getreidesorten, kein Mehl, kein Brot, kein Zucker. Stattdessen viel Gemüse, Salat und Obst. Viel Fleisch und Fisch, Eier und viel Fett in Form von Vollmilchprodukten, Oliven- und Rapsöl und Nüssen.

Nachdem ich mich drei Wochen nach diesen Prinzipien ernähert hatte und dabei Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot und selbst Müsli, das bis dahin wenigstens ein Mal pro Tag auf meinem Speiseplan stand, nicht im geringsten vermisst hatte, beschloss ich zu testen, wie ich auf eine Überdosis Zucker reagieren würde. Meine Schwester hatte erzählte, dass sie überhaupt kein Verlangen mehr nach etwas Süßem hätte. Konnte das auch mir passieren?

Anlass für mein Experiment war, dass ein paar Tage vorher die Festplatte in meinem MacBook kaputt gegangen war. Das Geschäft, in dem ich es reparieren lassen wollte, liegt schräg gegenüber der Mayerschen Buchhandlung in Aachen. Ich vermeide es Bücher in der Mayerschen zu kaufen, um die kleineren Buchläden zu unterstützen. Trotzdem gehe ich regelmäßig in die Mayersche, aber natürlich nicht wegen der Bücher, sondern wegen der Filiale des Café Liegé, die sich in der zweiten Etage befindet. Das Café Liegé ist eine belgische Konditorei und für seine leckeren Torten und Kuchen in ganz Aachen bekannt. Ich beschloss also, mir nach der Reparatur meines MacBook im Café Liegé zwei Stück Torte zu gönnen. Immerhin hatte ich seit drei Wochen keinerlei Süßkram gegessen. Ab zu zu sündigen, ist in jeder Diät erlaubt.

Als ich endlich vor dem Kuchenbuffet stand, ließ ich meine Blicke über die Torten gleiten. Ich suchte mir ein Stück mit viel Schokolade und Sahne und eines mit Äpeln und Honig aus. Während ich mir ein Platz suchte, freute ich mich wirklich ganz doll auf zwei Stück Torte.

Dann geschah etwas sonderbares, das ich mir heute noch nicht erklären kann und mir unheimlich erscheint. Ich warf ein kurzen Blick in die Speisenkarte, eigentlich nur, um mich für eine Kaffee-Variante zu entscheiden, überflog die Angebote an Eierkuchen und hatte plötzlich keine rechte Lust mehr auf Torte. Als die Bedienung kam, bestellte ich einen Eierkuchen mit Spinat und Käse, was zwar wegen des Weizenmehls im Eierkuchen nicht den LOGI-Prinzipien entsprach, aber immerhin keine Süßspeise war.

Bis heute verstehe ich meine Sinneswandlung nicht. Ich war doch nur deshalb in die Mayersche gegangen, um gegen die LOGI-Prinzipien zu verstoßen und plötzlich wollte ich genau das nicht mehr. Warum? War ich einfach nur so hochmotiviert, mich nach der LOGI-Methode zu ernähren, dass mir die Lust auf Torten verging? Oder lag es an den Hormonkonzetrationen in meinem Blut, insbesondere des Insulin, die sich als Folge der LOGI-Ernährung geändert hatten? Beeinflusste etwa die Zusammensetzung meines Blutes mein Denken und Wollen?

Und das mir! Als Kind verschlang ich auf Familienfeier ganz Erdbeerkuchen allein. Einen Großteil meiner Kindheit verbrachte ich in der Backstube meines Großvater und naschte von jedem Kuchen, von jeder Torte. Noch heute träume ich von frisch gebackenen, warmen Apfelballen, die von Fett und Zuckerkuss triefen.

Vielleicht gehe ich das Problem mit meinen Schreibzeit falsch? Vielleicht ist dies die richtige Frage: Gibt es eine Diät, unter der es mir leichter fällt, meine Schreibzeit einzuhalten?

7
Mrz
2011

klein anfangen

Heute ist also der erste Tag. Ich habe mir zwei Schreibsitzungen vorgenommen. 3 Stunden am Vormittag, dann eine zweistündite Mittagspause und noch einmal drei Stunden am Nachmittag.

Vielleicht der richtige Zeitpunkt mir noch einmal mein Ziel klar zu machen: Meine Schreibzeiten einhalten.

Leo rät in seinem Blog, klein anzufangen. Mein Ziel für die nächsten vier Wochen unterscheidet sich von meinen bisherigen Monatszielen. Seit ich mit der Arbeit an meinem Roman begonnen hat, nahm ich mir für jeden Monat vor, eine bestimmte Anzahl an Wörtern zu schreiben. Anfangs orientierte ich mich dabei an den 50000 Wörter des NaNoWriMo, musste aber rasch einsehen, dass ich diese Hürde nicht schaffe. Ich fing daher an zu planen, zu welchen Zeit ich schreiben wollte und wieviel Wörter ich pro Stunde erreichen wollte. Daraus errechnete eine OpenDocument-Tabelle die Anzahl an Wörter für den kommenden Monat. „klein anfangen“ bedeutet für mich in den nächsten Wochen, dass ich nur die Schreibzeiten geplant habe. Daraus ergibt ich zwar auch wieder eine Zahl, die auch durch meine Gedanken spukt. Aber ich will mich von ihr nicht blenden lassen. Ich werde auch notieren, welche Kapitel und wieviel Wörter ich jeweils geschrieben habe, aber die Spalten meiner Statistik, die die Anzahl der geschriebenen Wörter auswerten, habe ich ausgeblendet.

6
Mrz
2011

Heilige Zeiten

Ich bin nicht sicher, ob ich das, was ich jetzt gerade schreiben will, wirklich verkünden will. Vor den Verpflichtungen, die sich daraus ergeben schrecke ich zurück. Kann ich mir diesen Schrecken leisten?

Nein!

Geht es mir nicht vielmehr genau darum, mich diesen Verpflichtungen zu stellen?

Ja!

Seitdem ich die Arbeit an meinem Roman begonnen habe, kämpfe ich mit einem der schlimmsten Gegner: Mit mir selbst. Wenn ich am Schreibtisch sitze, schaue ich mir regelmäßig in Gedanken über die Schulter.

„Warum surfst Du gerade jetzt nach Amazonien?“, fragt mein Schatten. „Warum kontrollierst du jetzt diese Einstellung Deines Macs? Warum sortierst Du jetzt das Altpapier aus?“

Er klopft mir fast zärtlich auf die Schulter.

„Warum respektierst Du Deine Schreibzeiten nicht, die Du doch schon so oft zu heiligen Zeiten erklärst hast?“

Dann drehe ich mich zu meinem Schatten. Er lächelt verständnisvoll und schüttelt amüsiert den Kopf. Mehr kann mein Schatten nicht machen. Da er mein Schatten ist, bringt er zu viel Nachsicht für mein Schwächen auf.

Also habe ich mir überlegt, dass ich mich nicht nur von meinem Schatten kontrollieren lassen darf. Eine Idee, wie ich es schaffen könnte, meine Schreibzeiten in Zukunft konsequenter einzuhalten, gab mir Leo Babauta in seinem Beitrag The Habit Change Cheatsheet. Der Blogger beschreibt darin eine Methode, wie man sein eigenes Verhalten ändern kann. Genau diese Methode will ich anwenden, um mich daran zu gewöhnen meine Schreibzeiten einzuhalten. Ich will jetzt nicht die Methode beschreiben. Das macht Leo in seinem Beitrag viel besser. Mir geht es um diesen Punkt auf seiner Liste:

26. Set up public accountability

In den nächsten vier Wochen will ich meinen Blog genau dazu nutzen: Rechenschaft ablegen, ob ich meine Schreibzeiten einhalte.

Ich spüre in mir eine große Scheu, diesen Schritt öffentlich anzukündigen. Sie wird weniger von Bedenken genährt, dass ich zu viel von mir Preis gebe, als vielmehr von Zweifeln, ob ich den Plan durchhalten werde, ob ich es schaffen werde. Wie werde ich mich fühlen, wenn ich hier eingestehen muss, dass ich das Monatsziel wieder nicht erreicht habe?

Damit wäre ich wieder am Anfang meiner Überlegungen. Drehe ich mich im Kreis? Wer aus einem Kreis ausbrechen will, muss geradeaus laufen. Morgen gehe ich los ...

20
Mrz
2010

Meine neue Droge

Bisher habe ich nur wenig Erfahrungen mit Drogen. Mein einziger Versuch Haschisch zu konsumieren liegt fast zehn Jahre zurück. Es war während des Geburtstages eines Freundes. Er hatte eine weitere Pizza in den Ofen geschoben und erklärt sie mit “Kräutern” bestreut zu haben. Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich begriff, welche Kräuter er meinte. Ich war neugierig auf ihre Wirkung, hatte nicht die geringste Vorstellung, auf was ich mich einließ. Ich rechnete mit wilden Sexorgien, Allmachtsfantasien, Flugversuchen aus der fünften Etage und weinerlichen Depressionsattacken. So richtig verstanden, warum Leute Drogen nehmen, habe ich eigentlich nie. Erst als ich mit Ende 20 meine erste Zigarette rauchte und dabei ein bis dahin unbekanntes Gefühl der Leichtigkeit in meinen Armen spürte, ahnte ich es.

Nachdem wir die Pizza endlich aus dem Ofen geholt hatten, schlangen wir die Stücke gierig herunter und warteten. Mir wurde erklärte, die Wirkung würde schnell und abrupt einsetzen. Ich schaute in die Runde der Anfang Dreißigjährigen. Einige hatten schon Kinder, arbeiten nach Abschluss des Studiums seit ein paar Jahren oder standen mitten in ihrer Promotion. Wer würde zuerst einen glasigen Blick bekommen, aus unerklärlichen Gründen kichern oder schwermütig werden, sich aus dem Fenster stürzen wollen, weil er überzeugt war, fliegen zu können? Was würde ich spüren?

Wir warteten eine Stunde, wir warteten zwei Stunden. Wir hatten längst die nächste Pizza ohne Kräuter verzehrt, wir tranken Bier und Wein, aber die Kräuter wollten nicht wirken. Es herrschte allgemeine Ratlosigkeit, was wir falsch gemacht hatten. Die anwesenden Experten vermuteten, dass das Backen der Kräuter auf der Pizza die Stoffe, auf deren Wirkung wir gehofft hatten, geschädigt hatte. Aber eine genaue Erklärung wurde nie gefunden.

Meine neue Droge heißt Tolperisonhydrochlorid, das ist der Wirkstoff von Viveo, ein relativ neues Antispastikum, das im Gegensatz zu älteren Medikamenten dieser Art einen nicht müde macht. Als meine Neurologin es mir vor zwei Wochen verschrieb, fragte ich sie, wann ich mit der Wirkung rechnen könne, und war ziemlich erstaunt, als sie mir erklärte, dass es sofort wirke. Ich hatte erwartet, dass sich die Wirkung frühestens nach einigen Tagen einstellen würde. Sie riet mir die erste Dosis am Wochenende zu nehmen, um mich an die Wirkung zu gewöhnen. Ich sollte mich auf Muskelschwächung und Unsicherheit beim Gehen einstellen. Am besten wäre es, wenn jemand in der Nähe wäre, um mich notfalls zu stützen. Mit Antispastik-Medikamenten habe ich bisher keine Erfahrungen, weiß von meiner Neurologin nur, dass sie für gewöhnlich müde machen, so als hätte man die Nacht zuvor nicht geschlafen. Ich hatte also keine Ahnung, wie meine neue Droge wirken wird. Ich nahm die erste Tablette am Freitagabend nach dem Termin bei der Neurologin und wartete.

Ein Freud fragte mich einmal, dass er sich nicht vorstellen könne, wie sich eine Spastik anfühlt. Obwohl ich seit fast 40 Jahren mit einer Spastik in den Beinen lebe, viel es mir schwer, es ihm zu erklären, weil ich den Unterschied nicht kenne. Wenn ich im Fitness-Studio trainiere, bin ich immer wieder erstaunt, was manche mit ihren Beinen anstellen. Sie sitzen aufrecht im Langsitz und spreizen die Beine locker 90 Grad und mehr auseinander, manche schaffen sogar den Spagat und berühren dabei ihre Fußspitzen mit den Fingern. Ich bin froh, wenn ich mein rechtes Bein 10 Grad zur Seite spreizen kann. Um in den Langsitz zu kommen und meine Beine zu strecken, brauche ich fünf Minuten und eine Wand, gegen die ich mich lehnen kann. Im Fitness-Studio stehen Leute auf dem linken Bein, stützen sich locker mit einer Hand an der Wand und ziehen mit der anderen das rechte Bein fast bis zur Stirn. Für ich ist das Magie.

Man nimmt Drogen, weil man fliegen möchte, obwohl die Flügel am Boden kleben, weil man rennen möchte, obwohl man keine Ahnung hat, welches Ziel man erreichen will, weil man gehen möchte, obwohl die Füße schmerzen. Seit zwei Wochen nehme ich meine Droge und warte auf meinen Rausch.

13
Mrz
2010

Liebes Universum

Es ist etwas ungewohnt Dir zu schreiben, um Dich um etwas zu bitten. Ich bin ja selbst ein Teil von Dir, wenn auch nur ein verschwindend kleiner. Wahrscheinlich bin ich verglichen mit Dir weniger als ein Atom im Vergleich zur Milchstraße. Bestimmt warten andere Wesen auf mir unbekannten Planeten in weit entfernten Galaxien auch auf ihre Bestellung. Du hast viel zu tun, das verstehe ich, weil Du den ganzen Laden allein organisieren musst: Dunkle Materie, schwarze Löcher, supersymmetrische Strings. Ich staune, wie Du das alles schaffst. Ich hätte längst den Überblick verloren.

Seit einigen Jahren gibt es hier bei uns auf der Erde die Möglichkeit, Bestellungen an Dich zu schicken. So vermessen bin ich nicht. Bestellung: Das klingt so fordernd. Ich bin bescheiden: Ich bitte Dich. Zwar habe ich keine Ahnung, wie und ob meine Bitte Dich erreicht. Hast Du ein Postfach auf irgendeinem Kometen weit draußen im All? Oder muss ich meine Bitte trommeln oder Rauchzeichen geben? Hast Du einen Briefkasten? Eine Emailadressen? So was hat ja inzwischen fast jeder hier unten. Nun, ja, nicht jeder, nur diejenigen, die das Glück haben in einer Gegend zu wohnen, in der sich Menschen Computer leisten können und die Infrastruktur gut entwickelt ist. Das ist nur eine verhältnismäßig kleiner Teil der Erdbevölkerung. Die meisten leben in viel erbärmlicheren Umständen. Wenn die hören könnten, was ich mir von Dir erbitte, würden die sicher mit dem Kopf schütteln. Kann die sich nicht etwas wirklich Wichtiges wünschen, wenn sie schon an das Universum schreibt: Vielleicht Frieden auf Erden oder genug zu Essen und Wasser für alle. Aber wem erzähle ich das? Du weist ja selbst, was für ein Chaos hier unten herrscht.

Heute bin ich egoistisch. Ein Mensch kann unmöglich immer an das große Ganze, an das Wohl aller denken. Manchmal muss er auch an sich selbst denken. Und außerdem bin ich mit meinem Wunsch nicht allein. Die meisten Leute aus meiner Straße, meine Freunde und Arbeitskollegen würde die selbe Bestellung aufgeben. Die wenigsten würden so bescheiden und unterwürfig auftreten wie ich jetzt. Die meisten würde offen ihren Unmut bekunden. Wenn sie glaubten, dass es etwas nütze, würden sie streiken. In Aachen würden keine Busse mehr fahren, es gäbe keine Zeitungen mehr und das Internet könnte kollabieren. Willst Du das wirklich?

Hier ist also meine Bitte: Mach dass es Frühling wird. Ich mag Schnee. Vielleicht dachtest Du, wir würden Schlittenfahrten und Schneemänner vermissen, und hast uns deshalb einen extra langen Winter beschert. Sozusagen als Ausgleich für die ungemütlichen Winter der vergangenen Jahre. Ich habe mich auch wirklich sehr über den Schnee gefreut, ihn genossen und bestaunt. Aber irgendwann reicht es.

Mir reicht es!

Uns allen hier reicht es!

Entschuldige, wenn ich etwas laut werde, ich wollte Dich nicht verärgern, liebes Universum, es ist mir nur so raus gerutscht. Ich bin nur etwas ungeduldig. Ich habe keine Lust mehr auf glatte Straßen. Ich will morgens nicht mehr Autoscheiben frei kratzen oder Schnee schieben müssen. Ich will nicht mehr auf dem Fahrrad frieren, wenn ich zur Arbeit fahre. Ich will mir keine Wärmflaschen mehr ins Bett legen, weil ich so kalte Füße habe.

Ich will meinen Wintermantel in Schranken hängen und Blumen in meinem Garten sprießen sehen.

Bitte, liebes Universum: Frühling!

Bitte! Bitte! Bitte!

21
Sep
2009

Was macht Dich glücklich?

Auf dieses Thema bin ich in den Blogs von Wally und MaMü gestoßen. Sie hatten da wieder eines von diesen Blog-Stöckchen rumliegen. Zumindest Wally hat wahrscheinlich gehoft, dass ich drüber stolpere und es für sie wegräume. Warum muss eigentlich immer ich das Internet aufräumen? Nehmt Euch ein Beispiel an meinem Blog: Da liegt nichts rum, nur alle paar Monate ein Text - ja, ja, schon gut, ich lass hier zu selten ein Zettelchen fallen, ich weiß. Die ersten dieser Bloggerstöckchen reizten mich zum Schreiben. Dann stieß mein Fuß gegen einige, die ich langweilig fand, und nun finde ich die meisten eher nervig.

Ich will deshalb jetzt auch gar nicht auf dieses Nenne-10-Dinge-die-dich-glücklich-machen Stöckchen antworten. Ich denke über diese Frage nach: Was macht Dich glücklich? Je länger ich die Wörter in meinem Kopf kreisen lasse desto trauriger kommen sie mir vor.

Nehmen wir zuerst das Verb “machen”. In der Frage bedeutet es “einen Zustand herbeiführen, den es vorher nicht gab”. Glücklich ist man also nicht einfach so sondern nur als Folge von etwas anderem. Das Subjekt der Frage ist “Was” nicht “ich”. Aber es geht doch um mich. Also mache ich nicht glücklich, zumindest nicht mich, vielleicht jemand anders, aber nicht mich, das kann nur: Was? “Glücklich sein” wäre damit etwas erlittenes, das einem widerfährt, ob man will oder nicht: Ein schwerer Unfall in der Kindheit, bei dem man fast gestorben wäre? Isolation in der Pubertät, weil man sich zurück zieht und an sich zweifelt? Ungünstige Charaktereigenschaft, für die man getadelt wird die man aber auch nicht einfach ablegen kann? Ein falsches Geschlecht, weil man von einem anderen träumt?

Und wenn “was” nicht mehr da ist? Wenn es vorüber, aufgebraucht oder gegangen ist? Wenn das Schokoladeneis geschmolzen ist? Wenn im Kino der Abspann des besten Filmes aller Zeit läuft? Wenn die Musiker nach einem Konzert die Bühne verlassen? Wenn man ein gutes Buch zuschlägt? Wenn man sich von der besten Freundin nach einem tiefen Gespräch verabschiedet? Wenn man Freunde nach einem gemütlichen Abend zur Tür geleitet? Wenn der Geliebte morgends aus dem Bett steigt? Wenn sein Geruch verdunstet ist? Wenn man abends wieder nach sich selbst stinkt? Wenn er eine andere liebt? Wenn jemand die Katzen vergiftet? Wenn die Schwester stirbt?

Am meisten irritiert mich an dieser Frage, dass sie eine beschränkte Dauer unterstellt. Nach dem “was” fällt man zurück in einen anderen Zustand: Unglück oder Alltagsbrei. Ich weiß, dass sehr viele, wahrscheinlich die meisten Menschen, sehr unglücklich sind, weil ihnen etwas Wichtiges fehlt: Wasser. Nahrung. Heimat. Freunde. Geld. Arbeit.

Ich bin glücklich. Ich weiß nicht warum. Wie viele Jahre habe ich noch? In zweieinhalb Jahren ist mein Geld aufgebraucht und mein Arbeitsvertrag endet. Wenn ich keinen Job finde, werde ich als Hartz-IV-Empfängerin glücklich sein? Wenn kein Verlag meinen Roman drucken will, werde ich als gescheiterte Autorin glücklich sein? Selbst wenn das alles positiv verläuft, wird sich eines negativ entwickeln: Meine Behinderung. Ich werde Schmerzen haben. Ich werde künstliche Knie- und Hüftgelenke benötigen. Werde ich dann noch glücklich sein? Wird mir die Erinnerung an mein jetziges Glück reichen?

Zum Glück weiß ich das alles nicht. Wahrscheinlich macht mich gerade das glücklich.

14
Feb
2009

Mein iPhone und ich

Okay, ich gebe zu mein letzter Beitrag war nicht so toll. Es ging mir auch gar nicht darum etwas Interessantes zu schreiben. Als es so heftig schneite kam mir die Idee, dass ich ausprobieren könnte, ob es wirklich funktionert, mit meinem iPhone einen Beitrag mit Foto in meinem Weblog zu veröffentlichen. Deshalb habe ich ein paar Fotos von dem Schneeschauer gemacht und eines ausgewählt, dass am wenigstens verwackelt und einigermaßen scharf war. Gar nicht so einfach mit der Kamera des iPhone unter den ungünstigen Witterungsbedingungen ein Foto zu machen. Selbst ein iPhone ist es also nicht perfekt.

Ich lebe seit zwei Wochen mit meinem iPhone. So muss ich das wohl nennen. Ich besitze es nicht nur, ich telefoniere nicht nur damit. Ich habe es fast immer griffbereit. Wenn ich die Wohnung verlasse, trage ich es in meiner Handtasche mit mir herum. Auf der Arbeit liegt es direkt neben der Tastatur, damit ich neue Emails sofort lesen kann. Zum Glück kriege ich nur ein paar Nachrichten pro Tag. Beim Frühstück lese ich damit manchmal Spiegel-Online oder die Tageszeitung. Ich nehme es sogar mit ins Bett, um noch schnell eine Partie Go auf IGS zu spielen, Goprobleme zu lösen oder eine Profipartien nachzuspielen.

In diesen ersten zwei Wochen hat das iPhone mein Verhältnis zu zwei Dinge schon verändert, nämlich zu Musik und zum Internet.

Auf meinem iPhone habe ich zur Zeit ungefähr 12 Gigabyte an Musik. Ich trage also ständig fast meine gesamte Lieblingsmusik mit mir herum. Wenn ich zur Arbeit fahre, schließe ich das iPhone an mein Autoradio an und wähle Musik aus, die ich unterwegs hören möchte, weshalb ich nun etwas länger brauche, bis ich los fahre. Vor dem iPhone hatte ich nur einen iPod mit einer Kapazität von 2 Gigabyte. Damit hörte ich überwiegend Hörbücher im Fitness-Studio oder während längerer Autofahrten. Ich trug den iPod auch nicht ständig mit mir herum. Aber mein iPhone habe ich immer dabei, eben weil es mein Mobiltelefon ist, somit habe ich auch immer meine Lieblingsmusik dabei. Für mich ist das eine neue Erfahrung, ich bin gespannt, wie sich meine Einstellung zu meiner Lieblingsmusik verändert.

Bisher war das Internet etwas Sperriges. Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und irgendeine Webseite aufrufe, erfordert das einen normen technischen Aufwand, daran sind beteiligt: ungefähr fünf Meter Telefonkabel, ein WLAN-Router, ein MacBook, ein Bildschirm, eine externe Tastatur und eine Maus. All diese Geräte sind in meinem iPhone vereint, so dass das Internet nicht mehr durch die aufgezählten technischen Hilfsmittel repräsentiert wird sondern nur noch durch ein einziges Gerät, das kleiner ist als meine Hand. Das gesamte Internet schrumpft auf die Größe einer Handfläche. Ich kann das Internet in eine Hosentasche stecken, vorm Einschlafen im Bett Spiegel-Online oder die ZEIT lesen. Nicht, dass ich das jeden Abend mache, aber ich könnte es machen, ich könnte mich auch daran gewöhnen. Und dabei habe ich die Möglichkeiten des iPhone noch nicht einmal ausgereizt. Ich habe noch keines dieser Programme installiert, die mit Hilfe des GPS-Empfänger des iPhone meine Position bestimmen und mir unterwegs mitteilen, an welchen Sehnswürdigkeiten ich gerade vorbei gehe und was die Wikipedia darüber weiß, wo sich das nächste Sushi-Restaurant befindet und in welchen Geschäften ich meine Einkäufe erledigen könnte.

Ich wollte das iPhone nicht haben, weil ich das Internet mit mir herum tragen wollte. Als ich damals das Video von der ersten Präsentation des iPhone sah, hing ich mit glänzenden Augen am Bildschirm: Die ideale Kombination aus Mp3-Player und Mobiltelefon, durchdachtes Konzept, intuitive Bedienung, elegantes Design. Ich wollte es haben, von Anfang. Es war cool. Und ich gestehe, dass ich es zum Teil auch haben wollte, um selbst cool zu sein. Vielleicht bin ich im tiefsten Innern doch ein Nerd. Aber eines muss den Leuten, die das iPhone entwofen haben, zugestehen: Sie wollten seine Benutzung so angenehm und intuitiv wie nur möglich machen. Es ist ihnen gelungen.

Ich habe lange überlegt, ob ich mir das iPhone anschaffen soll. Wenn sich nicht bestimmte Umstände ergeben hätten, hätte ich es mir sicher nicht gekauft, weil es mir zu teuer gewesen wäre. Als ich den T-Punkt verließ, war ich erleichtert meinem Kaufdrang nachgegeben zu haben. Ich rechnete eher damit, das sich bald eine Ernüchterung einstellte. Aber das Gegenteil passierte. Meine Begeisterung wuchs.

Nun habe ich also das Internet in meiner Hosentasche. Und irgendwann wird jeder wissen, was ich gerade denke oder fühle, wo ich mich aufhalte, was ich gerne esse und welche Musik ich mag.

Schöne neue Welt!

5
Sep
2008

Indiskretes Stöckchen

“Was hast du hier nur für eine Unordnung, Sarah?”

Martha schiebt einen Stapel ungelesener Bücher von meinem Schreibtisch. Sie nimmt das oberste Exemplar, wischt die zentimeterdicke Staubschicht von vom Einband.

“Sieben Sekunden”, während sie den Titel liest, runzelt sie die Stirn. “Du liest Don DeLilllo freiwillig?”

“Wenn ich irgendwann genug Zeit dazu, werde ich es freiwillig” Ich nehme ihr das Buch aus der Hand, lege es wieder zu oberst auf den Stapel, schiebe die Bücher zu recht, damit der Turm nicht umfällt. “Was willst du, Martha?”

Ich mag es nicht, wenn sie mich unangemeldet besucht, obwohl ich mich eigentlich immer freue, wenn sie vorbei schaut. Ich lade sie lieber ein.

“Das hier lag vor deinem Weblog”, sie reicht mir ein Stöckchen.

Nein, nicht schon wieder denke,

“Meinetwegen, legs am besten dort hinten auf den Stapel”, seufze ich.

“Aber da liegen doch schon so viele!” Sie schüttelt amüsiert den Kopf. “Wann willst du die denn endlich beantworten?”

“Weiß nicht!”, murre ich.

“Wie weit bist du denn jetzt mit dem Turm?” Sie lässt sich in einen Sessell fallen.

“Schon gut, sch gut! Verstehe: Falsche Frage”, sagt sie, als sie meinen gequälten Gesichtsausdruck sieht. “Willst du eigentlich gar nicht wissen, von wem das Stöckchen ist.”

“Also gut”, lenke ich ein, weil sie sonst keine Ruhe gibt. “Von wem ist das Stöckchen?”

“Von Wally” Martha lächelt mich triumphierend an. Natürlich weiß sie, dass mich ein schlechtes Gewissen plagt, wenn ich ein Stöckchen von Wally oder Martina nicht beantworte. “Und es gibt wieder Regeln zu beachten. Es scheint ein sehr persönliches Stöckchen zu sein. Man soll eine indiskrete Frage beantworten”

Sie reicht mir den Zettel, der an dem Stöckchen hängt. Die Regeln lauten:

1. Aussuchen, wen man aushorchen möchte.
2. Eine Frage überlegen, was man von dem Jeweiligen schon immer wissen wollte, und ist es auch noch so indiskret - also Vorsicht an die Beworfenen.
3. Holz (mit einem Trackback) sorgsam dort ablegen.
4. … und natürlich die Frage, die man selbst gestellt bekommen hat, mehr oder weniger ausführlich beantworten, wenn man darüber sprechen mag/kann/darf.

Wally fragt: “stell dir vor, du schreibst eifrig an deinem Krimi Die tote Katze ;-) , und urplötzlich wirst du, wie durch ein “Zeittor” in deine eigene Geschichte gebeamt. In welcher `Rolle´würdest du dich am ehesten am Geschehen beteiligen wollen? (Böser, Guter, Mann, Frau, Hauptdarsteller, Nebenrolle oder… Hund, Katze, Maus ;-) )“

Da hat mich Wally aber auf dem ganz falschen Fuß erwischt. Ich will versuchen ihre Frage zu beantworten.

Erst mal vorweg: Ich bin ziemlich beeindruckt, Wally, dass du immer noch an “Die tote Katze” denkst, obwohl ich den Krimi vor fast zwei Jahren begonnen habe und seitdem nicht beendet habe. Dass du mich gerade jetzt danach fragst, ist schon irgendwie seltsam, weil ich nämlich seit ein paar Wochen ein Idee habe, welches Problem in Annas Vergangenheit schlummert: Ein Problem, das sie selbst nicht mehr weiß, weil sie eine Amnesie hat. Wie sie dieses Problem entdeckt und sich mit dem Problem arangiert, könnte das Thema des Krimis werden. Damit würde der Krimi dieses Problem auf eine originelle Art behandeln. Nur leider: “Die tote Katze” ist nicht der Roman, den ich zur Zeit zu schreiben versuche. Der Arbeitstitel meines ersten Romanprojektes lautet “Der Turm von Gwallor”. Es soll ein Fantasieroman werden.

Meine Antwort auf ihre Frage wird Wally deshalb wahrscheinlich enttäuschen. Mir sind im Moment andere Figuren wichtiger, eben die aus meinen Fantasy-Roman. Von der Personen aus “Die tote Katze” habe ich keine klare Vorstellung. Es fällt mir deshalb schwer zu sagen, in wessen Rolle ich schlüpfen möchte. Am ehesten würde ich das Geschehen aus den Augen einer Nebenperson betrachten. Spontan dachte ich an eine Nachbarin des Mordopfer (Hier muss ich ein kurz Geständnis machen: Es gibt von noch ein angefangenes sechstes Kapitel, das ich damals aber nicht hier veröffentlicht habe, in dem die Nachbarin zum ersten Mal auftritt) und an die kettenrauchende Kommissarin Borger, beides wären Nebenfiguren. Auf keinen Fall möchte ich in der Haut einer meiner Protagonisten stecken. Denn ich neige dazu mit denen nicht besonders zimperlich umzugehen. Was die alles durch machen müssen, möchte ich nicht unbedingt erleben. Die ehrliche Antwort auf Wallys Frage ist also: Ich weiß es nicht. Die Personen aus “Die tote Katze” sind mir noch zu fremd als das ich sagen könnte, mit wem ich tauschen möchte. Sie beschäftigen mich zur Zeit nicht wirklich. Die einzige meiner literatischen Figuren, mit der ich sofort die Rollen tauschen würde, ist ...

"Das bin ich!", unterbricht mich Martha.

Sie war so ungewohnt still, dass ich fast vergessen habe, dass sie noch da ist.

"Stimmt Martha, natürlich bist du das", antwortete ich. "Deinen Urlaub an der Algarve würde ich zu gern erleben."

"Und wem willst du jetzt eine indiskrete Frage stellen?"

"Stimmt, diese Regel hätte ich beinah gebrochen."

"Wie gut, dass du mich hast.", grinst Martha.

Ich möchte sie an Martina richten: “Du hast doch einen Hund, der Pepper heißt. Liebe Martina, welchen Einfluss hat Pepper auf deine Gefühle und Stimmungen?”

10
Jul
2008

Wolken

Bisher habe ich hier noch nicht viel über meine Behinderung geschrieben. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, wahrscheinlich weil ich mein gesamtes bewusstes Leben gehbehindert war. An die Zeit vor meinem Unfall kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer darüber zu schreiben, weil meine Gehbehinderung für mich etwas so gewöhnliches ist, dass mir ihre Besonderheiten gar nicht mehr auffallen. Ich kann mich an Momente erinnern, da fühlte sich die Art wie ich laufe so normal und selbstverständlich an, dass ich selber erschrak, wenn ich mich in einem Spiegel laufen sah. Meine Gedanken waren dann ungefähr die: “Wie? So furchtbar sieht das gerade aus? So fühlt sich das gar nicht an!”

In diesem Zustand bin ich zur Zeit nicht: Nun fühlt es sich so an wie es aussieht. In den letzten Monaten ertappte ich mich dabei, dass ich nicht laufen wollte, damit niemand sieht wie schlecht ich zur Zeit gehe. Ich sass mit Freunden in einer Kneipe und zögerte den Gang zur Toilette so weit hinaus, dass ich mir fast in die Hose machte, nur weil ich unter den Augen der anderen Kneipenbesucher nicht laufen wollte: Weil ich mich schämte so zu laufen wie ich laufe. Diese Gedanken habe ich mir schnell abgewöhnt als mir ihre Tragweite klar wurde. Wenn ich jetzt in einer Kneipe bin und zur Toilette muss, schere ich mich nicht darum, ob die anderen betroffen oder schockiert sind - okay es gelingt mir nicht immer, aber wenigstens verkrieche ich mich nicht. Ich remple Leute an, an denen ich vorüber muss, stütze mich auf Tischen und Stuhllehnen ab, manchmal auch auf fremden Schulter und schwanke irgendwie zur Toilette.

Vor kurzem traf ich mich mit einem Mann, den ich über das Internet kennen gelernt hatte. Sein neunjähriger Sohn hat eine ähnliche Behinderung wie ich, das erzählte er mir während des Treffen. Irgendwann ging ich zur Toilette. Als ich zurück kam, sagte er zu mir:

“Du musst ein ganz großes Selbstbewusstsein!”

Mir hat dieser Satz sehr gut getan. Er erinnerte mich an etwas, dass ich den letzten Monaten zwar nicht vergessen aber nicht so präsent in meinen Gedanken hatte, so als hätte sich vor eine Lichtquelle eine Wolke geschoben. Denn obwohl mich meine Behinderung zur Zeit so stört wie noch nie zuvor in meinem Leben, dass ich sie in manchen Moment am liebsten aus meinem Körper heraus reißen und auf einem Scheiterhaufen verbrennen möchte, wache ich mit einem Lächeln auf und gehe mit einem Lächeln schlafe

31
Jan
2008

Stöckchen Nr. 2

Gerade habe ich auf der Buchstabenwiese ein Stöckchen gefunden. Weil mir das erste Stöckchen-Spiel so gut gefallen hat, kann ich auch dies Mal nicht widerstehen.

1. Greife das Buch, das dir am nächsten ist, schlage Seite 18 auf und zitiere Zeile 4!

Schwierig! Auf meinem Schreibtisch liegen gerade acht Bücher ungefähr gleich weit von mir entfernt. Ich nehme das oberste. Schade, Seite 18 ist leer, dann eben das Buch darunter:

"Tatsächlich war er in einem wohl beispiellosen Grade alles aus sich und alles in einem: Lehrer seiner selbst, Organisator einer Partei und Schöpfer ihrer Ideologie, Taktiker und demagogische Heilsgestalt, Führer, Statsmann und, während eines Jahrzehnts, Bewegungszentrum der Welt."

(Joachim C. Fest: Hitler. Eine Biographie.)

2. Strecke deinen linken Arm so weit wie möglich aus. Was hältst du in der Hand?

Eine Wolldecke, auf der drei Kätzchen abgebildet sind, habe ich vorletztes Jahr zu Weihnachten bekommen.

3. Was hast du als letztes im Fernsehen gesehen?

Den Mitschnitt eines Queen-Konzert, Silvester 2007 bei Freunden, während wir Raclette machten. Ich selbst habe seit einem Jahr keinen Fernseher mehr.

4. Mit Ausnahme des Computers, was kannst du gerade hören?

Das leise Gluckern meiner Heizung, den Wind der draußen durch die Rotbuche im Hinterhof bläst, das Klappen der Katzentür, als eine meiner Katze von ihrem Abendspaziergang heimkommt, den Tinitus in meinen Ohren - sonst ist es still.

5. Wann hast du den letzten Schritt nach Draußen getan?

Vor zwei Stunden, als ich den Müll und gelbe Säcke nach draußen brachte.

6. Was hast du gerade getan, bevor du diesen Fragebogen begonnen hast?

Ich habe eine Mail an einen Freund geschrieben, in der ich mitteilte, dass ich die Karten für das Konzert des Alban Berg Quartett in der Kölner Philharmonie am 2. Mai bestellt habe und dass ich demnächst hier einen Beitrag über "I am legend" (der neue Film mit Will Smith, den wir gestern gesehen habe) schreiben will.

7. Was trägst du gerade?

Eine rote Jeans, ein beigefarbenes Sweat-Shirt, die rote Hausschuhe, die ich zu Weihnachten von meinen Eltern bekam, die Ohrringe, die mir meine Schwester zu Weihnachten schenkte, meine Brille (ohne könnt ich nicht sehen, was ich schreibe), graue Socken, BH, Slip, schwarzes Unterhemd, zwei Ringe, ein Haargummi.

8. Hast du letzte Nacht geträumt?

Ich glaube schon, hab's vergessen, war wahrscheinlich wie immer irgendwas Abstruses, wenigstens war es kein Alptraum.

9. Wann hast du zum letzten Mal gelacht?

Als ich vor zwei Stunden von draußen mit dem leeren Mülleimer meine Wohnung betrat, ich ging aufs Kloh, brabbelte irgendein blödsinniges Wort (zurzeit ist "Ichtyosaurus" mein Favorit) und lachte sinnlos, zwecklos vor mich hin, passiert mit seit Monaten fast täglich: Ich muss nur mein aktuelles Blödsinnswort brabbeln, schon muss ich lachen. Das ist echt cool. Und natürlich eben lachte ich auch, als ich die Frage las, weil ich an die Situation von vorhin dachte, und während ich dies hier schrieb.

10. Hast du kürzlich etwas Sonderbares gesehen?

Ja, heut Nachmittag, als ich aus dem Büro schaute. Auf dem Gehweg gegenüber unserer Firma lief eine Frau in Richtung der Bushaltestelle, 50 Meter hinter ihr ging ein Mann, mit schnellem Schritt, der aber nicht lief, in dieselbe Richtung. Dann ging die Frau ein paar Meter, dann lief sie wieder. Obwohl der Mann die ganze Zeit ging, also eigentlich langsamer als die Frau hätte sein müssen, änderte sich der Abstand zwischen beiden nicht. Warum läuft die Frau, wenn es ihr keinen Vorteil bringt?. Da musste ich an eine Beobachtung denken, die ich vor kurzem gemacht: Kinder im Vorschulalter laufen meistens, wenn sie zu einem bestimmten Ort kommen wollen, auch wenn dieser nur wenige Meter entfernt ist. Erwachsene dagegen laufen, auch wenn sie es eilig haben, selten.

11. Was war der letzte Film den du gesehen hast?

Die Frage habe ich schon unter 6. beantwortet.

12. Was würdest du kaufen, wenn du plötzlich Multimillionär wärst?

Ein Rat an Lottogewinner lautet: Ruhe bewahren! Tief durchatmen! Das Geld nicht sofort zum Fenster rausschmeißen, die ersten Wochen überlegen, wie das Leben weiter gehen soll, und sich erst mal nur einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Das hinge bei mir von der Größe des Jackpots ab. Bei einem einstelligen Millionenbetrag ein iPhone von Apple, ab einem zweistelligen Millionenbetrag ein Audi TT Cabrio oder ein BMW Z3 Cabrio.

13. Sag mir etwas über dich, was ich noch nicht wusste.

Als Kind prophezeite man mir, dass ich noch das Haus in Brand setzen würde, wenn ich nicht mit Kokeln aufhöre.

14. Tanzt du gerne?

Ja, am liebsten mit geschlossen Augen.

15. George Bush?

Mir ist letztens ein Gedanke gekommen, weshalb er so gut mit der amerikanischen Ölindustrie kann. Der war doch mal Alkoholiker, vielleicht liefern die Ölkonzerne ihm als Gegenleistung dafür, dass er so vehement gegen eine vernünftige Kilimapolitik ist, jede Woche einen Kannister Benzin, an dem er dann schnüffelt, weil er nicht mehr saufen darf, Benzin ist ja so was ähnliches wie Alkohol. Ansonsten sind wir ihn ja bald los.

16. Stell dir vor, dein erstes Kind wäre ein Mädchen. Wie würdest du es nennen?

Ich kann keine Kinder kriegen. Auch als ich noch welche zeugen konnte, habe ich darüber nicht nachgedacht.

17. Und einen Jungen?

dito

18. Würdest du es in Erwägung ziehen, auszuwandern?

Nein, nur wenn sich die Umstände in Deutschland so entwickeln würden, dass ich fliehen müsste.

19. Was würdest du Gott sagen, wenn du das Himmelstor erreichst?

Da ich nicht an Gott glaube, stellt sich mir die Frage nicht. Und selbst, wenn ich doch vor dem Tor landen sollte, hat der Typ hoffentlich, was besseres zu tun, als sich von mir Löcher in den Bauch fragen zu lassen.

20. Jemand, der das hier auch beantworten soll?

Auf Anhieb fällt mir keiner ein. Die Blogger, die ich kenne, haben's wohl schon getan. Also werf ich das Stöckchen, wie beim letzten Mal in die Runde. Vielleicht fängt es jemand.

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