Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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Literatur

22
Mai
2009

The Lord of the Rings

Erst mal muss ich gestehen, dass ich "Der Herr der Ringe" erst einmal gelesen habe, vor ungefähr zwanzig Jahren. Damals gefiel er mir sehr, ich war sogar der Meinung, dass Tokien an einigen Stellen noch ausführlicher hätte sein können. Als die Filme in die Kinos kamen, holte ich mir eine Box mit dem englischen Original "The Lord of the Rings". Sechs Taschbuchbände im schwarzen Schuber, kam aber nie dazu die zu lesen. Als ich letztens mal wieder die Filmmusik hörte, bekam ich Lust auf Tolkien und wagte mich ans Original.

Die ersten zwanzig Seiten waren eine einzige Qual: Hobbit-Geschichte und Pfeifenkraut zählen nicht unbedingt zu den Dingen, die mich brenned interessieren. Ich denke an "Vier Seiten für ein Halleluja" und frage mich, wie Lektoren auf mein Manuskript reagieren, sollte ich es mit einer Abhandlung über die verschiedenen Geschmäcker des “Wassers der Magie” oder einem Essay über die Erbauer des “Turms von Gwallor” beginnen. Mit etwas Glück bekäme ich vom Verlag etwa folgende Antwort: “Wir bedanken uns für die Zusendung Ihres Manuskriptes. Leider passt Ihr Roman nicht in unser Verlagsprogramm. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aufgrund der Masse von Einsendungen, die wir erhalten, Ihr Manuskript nicht zurück schicken können.” Anders gesagt: Reißwolf! Wenn ich nicht wüßte, was nach dem Pfeifenkraut kommt, wäre ich wahrscheinlich nicht über diese ersten zwanzig Tolkien-Seiten hinausgekommen. Aber auch danach wurde es nicht viel besser.

Ich erlebe eine Art Schock: Wie konnte mir so etwas je gefallen? Daran soll ich mich orientieren: Um Gottes willen bloss nicht!

Am meisten stört mich die Oberflächlichkeit der Charakterzeichnung. Merry, Pippin, Frodo und Sam packen gerade ihre Sachen, nachdem sie bei Tom Bombadil übernachtet haben. Nicht einer dieser vier Hobbits interessiert mich, nicht einer von denen hat einen Charakter. Sie sind für mich nicht viel mehr als Marionetten, die Tolkien an Fäden durch seine Geschichte zieht. Sie stolpern Berge hinauf und hinunter und es interessiert mich nicht, ob sie blaue Flecken bekommen oder sich ein Bein brechen. Nicht die geringste Spur von charakterlicher Tiefe. In keiner der Figuren bin ich drin gewesen, kann nicht sagen, was für ein Hobbit Frodo ist, welche Gedanken und Träume Sam hat.

Die einzige Gestalt, die aus diesem Durchschnittsbrei heraustritt, ist Tom Bombadil, aber den würde ich heute aus meinem eigenen Roman herauskürzen: Er bringt die Handlung nicht voran und spielt für den Roman nicht die geringste Rolle. Vor zwanzig Jahren war Tom eine meiner Lieblingsfiguren. Ich fand es schade, dass er es nicht in die Filme geschafft hat, war so froh, dass der WDR ihn in die Hörspielfassung aufnahm. Ich habe übringends immer noch die Stimme seines Sprechers im Kopf. Und trotzdem finde ich dieses tänzelnde und jodelnde Etwas nur noch peinlich.

Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, dass mir Tolkien jetzt so gar nicht mehr gefällt. Vielleicht liegt es an der Sprache? Vielleicht ist mein Englisch doch zu schlecht? Aber ich habe alle Harry Potter Romane nur auf Englisch gelesen und war begeistert. Letztes Jahr las ich “In the Woods” von Tana French (auf deutsch erschienen als “Grabesgrün”) und es war eine spannende und aufwühlende Lektüre auch wegen der Sprache. Vielleicht bin ich ein nur zu alt für Tolkien. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich viel kritischer geworden bin als Leserin, seit ich selbst schreibe. Vielleicht reibe ich mich auch deshalb so an Tolkien, weil sein Stil Elemente enthält, die ich für stilistisch ungeschickt und literarisch fragwürdig halte. Vielleicht bin ich auch einfach nur gekränkt, weil Tolkien sich über Regeln und Ratschläge hinwegsetzt, die ich umzusetzen versuche, um meine Chance auf eine Veröffentlichung zu erhöhen. Ja, das ist wohl der eigentliche Grund, weshalb ich heute so mit Tolkien hadere: Dass er meiner Meinung nach schlechter und oberflächlicher schreibt als ich und trotzdem veröffentlich wurde.

Ich werde den Hobbits noch bis Rivendel folgen. Wenn sich meine Meinung bis dahin nicht geändert hat, soll Frodo zusehen, wie er den Ring los wird.

18
Aug
2007

Die Arbeit der Nacht

arbeit_der_nacht.jpgWährend der Rückfahrt vom letzten Stammtisch der Schule des Schreibens in Grevenbroich hörte ich im Radio die Lesung eines Buches. Die ersten Minuten hatte ich verpasst, weshalb ich zu dem Zeitpunkt weder den Titel des Romans noch dessen Autor kannte. Ich war sofort von der Handlung und der Stimme des Sprechers gefesselt. Als ich vor meiner Wohnung parkte, unterbrach ich das Hören der Lesung für eine viertel Stunde, während der ich meine Katzen versorgte und den Rechner einschaltete, um auf den Seiten von WDR 5 zu recherchieren, welches Buch dort gerade gelesen wurde: Es war der Roman
Die Arbeit der Nacht
des österreichischen Autors Thomas Glavinic. Ich überflog eine Kritik zu dem Buch, die ich auf Buecher.de fand. Die war positiv. Da das Werk im Oktober 2006 immerhin den zehnten Platz auf der SWR-Bestenliste erreichte, entschloss ich mich, es sofort zu bestellen, obwohl mich eine innere Stimme vor einem übereilten Kauf warnte. Als ich wieder der Lesung lauschte, hatte ich den Anschluss verloren.

Jonas erwacht morgends in seiner Wohnung in Wien. und muss feststellen, dass er allein ist, nicht nur allein in der Wohnung, sondern allein in der Stadt, allein auf der ganzen Welt. Vor seiner Wohnungstür liegt nicht die abonnierte Tageszeitung, egal welchen Sender er im Radio oder Fernsehen einschaltet, er empfängt nur Rauschen oder Flimmern, egal welche Seite er im Internet aufruft, immer erhält er nur die Meldung "Serverr Error: Die Seite ist nicht erreichbar". Anfangs wundert er sich nur. Erst als er an einer Bushaltestelle steht, um zur Arbeit zu fahren, beginnt er das Ausmaß der Situation zu ahnen: In der Stadt ist es still, kein Verkehr auf den Straßen, er ist der einzige Passant.

Die ersten 20 bis 30 Seiten des Buches, während der Jonas seine Lage erkundet, durch Wien fährt, mit einem Sportwagen eine Tour durch die Nachbarländer macht, sind noch einigermaßen interessant und vielsprechend. Er findet niemanden. Er scheint der einzige Überlebende einer globalen Katastrophe zu sein. Er hinterlässt Nachrichten auf Computer-Bildschirm, spannt ein Banner auf an den Fenstern eines Cafes, das sich an der Spitze eines Turms dreht. Er stellt Kameras in der Stadt auf, um leere Plätze zu filmen, sich selbst im Schlaf. Abends schaute stundenlang die Aufnahmen, in der Hoffnung irgendetwas zu entdecken. Er beginnt im Schlaf zu wandeln. Er stellt Kameras auf, um sich selbst zu filmen. Er analysiert das Verhalten des Schläfers (also seines) auf den Aufnahmen.

Gestern Abend nahm ich meine Lektüre mit Kapitel 8 auf Seite 96 wieder auf. Nach ein paar Seiten begann ich mich zu langweilen, ich begann vorzublättern, ob noch irgendwas interessantes geschieht. Ich das Ende des Buch, die letzten Absätze. "Oh, Gott, nein", dachte ich "geht das jetzt immer so weiter bis Seite 395?" Ich schob meine Augen noch bis Seite 129 über die Zeilen, überflog Absätze, von einigen Seiten las ich nur ein paar Wörter: nichts neues, keine Entwicklung, Stagnation, Einfallslosigkeit. Mein Unterbewusstsein rebellierte, es wollte nicht mehr weiter lesen. Meine Vernunft versuchte noch ein paar schwache Argumente: das Buch stand auf der SWR-Bestenliste, Iris Radisch begeisterte sich in der ZEIT für das Buch. Schließlich gab auch meine Vernunft auf: Dies ist ein schlechtes Buch.

Nach einem (fast packendem) Anfang verflacht das Buch. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens ist die Konzeption des Roman nicht tragfähig. Ein Roman handelt von Menschen(Plural!), von ihren Konflikten unterinander oder vom inneren Erleben eines Individuums, von dessen Gefühl. Da Jonas aufgrund der Ausgangssituation der einzige Mensch auf der Welt ist, müsste sich der Autor auf diesen Jonas einlassen, den Leser in dessen Psyche versenken, in seine Gedanken, seine Träume. Aber Autor und Leser stehen außen und betrachten ratlos, was Jonas so treibt. Ich könnte jetzt nicht einmal sagen, wie alt Jonas ist, was für einen Beruf er hat. Mein Eindruck ist, dass Glavinic selbst davor zurück schreckt in die Abgründe der Existenz von Jonas einzutauchen, dass er von dem Gegenstand seiner Erzählung, von Einsamkeit, keine Ahnung hat, dass er das Kreischen der Einsamkeit noch nicht erlebt hat.

Die zweite Ursache, weshalb der Roman misslungen ist, liegt in der Sprache. Sie trocken, seelenlos, uninspiriert. Von den 96 Seiten, die ich bewusst gelesen habe, ist mir nicht ein Satz in Erinnerung geblieben, bei dem ich das Bedürfnis hatte, ihn mir laut vorzulesen.

Zu diesen formalen Mängeln gesellen sich inhaltliche Fehler. Jonas telefoniert ständig. Er versucht seine Freundin in England anzurufen, er bekommt sogar ein Freizeichen. Er schafft es sogar mit sich selbst zu telefonieren. Das ist durchaus glaubwürdig. Telefongespräche werden von Grossrechner vermittelt, die rund um die Uhr laufen ohne das ein Mensch eingreifen müsste. Auch dass Fernseher und Radio nur rauschen und flimmern, kann ich nachvollziehen. Aber warum kann Jonas keine Seiten im Internet erreichen? Die Verbindungen zu Webserver laufen im wesentlichen über dieselben Zentren, die auch für die Telefonvermittlung zu ständig sind. Der Inhalt von Web-Seiten ist in Dateien oder Datenbank abgelegt, die genauso ohne Menschen funktionieren. Die "Server Error" Meldung, die Jonas an Anfang erhält, als versucht einige Internet-Seiten aufzurufen, werden vom Internet-Browser angezeigt, wenn dieser keine Verbindung zum Netz hat. Das Internet müsste aber funktionieren, weil das Telefonnetz funktioniert. Jonas müsste also, wenn er die Seite von CNN aufruft, die letzte gültige Seite erhalten, bevor sich die Katastrophe ereignete.

5
Aug
2007

Harry Potter and the Deathly Hallows

Harry_Potter_and_the_Deathly_Hallows.jpgEines vorweg: Wer den siebten Band um Harry Potter noch nicht gelesen hat, weil er noch in der Lektür vertieft ist oder auf die deutsche Übersetzung wartet, der möge sich gut überlegen, weiter zu lesen. Zwar habe ich nicht vor, in diesem Beitrag eine Zusammenfassung des Romans zu schreiben oder die Zusammenhänge aufzuklären, trotzdem werde ich genug Andeutungen, wie und durch wen Lord Voldemort besiegt wird. Wer sich also die Spannung nicht verderben will, des sollte deshalb ab hier nicht weiter lesen.

Ich bin so froh, dass ich am Dienstag nicht zum Go spielen ins Meisenfrei gegangen bin. Seit einigen Monaten trifft sich dort eine Gruppe von Rollenspielern. Sie sind immer die lautesten. Ich selbst habe nie an einem Rollenspiel teilgenommen, kenne in meinem Bekanntenkreis auch nur einen Rollenspieler. Trotzdem habe ich eine gewisse Vorstellung von Rollenspieler. Die Gruppe, die sich im Meisenfrei trifft erfüllt so ziemlich jedes Vorurteil, das ich von Rollenspieler hatte. Von einem Bekannten erfuhr ich, dass am Dienstag einer dieser Rollenspieler ausführlich das Ende des letzten Band berichtete. So erfuhr die gesamte Kneipe, wie Voldemort besiegt wurde, wer sich am Ende als guter herausstellte und welche der Hauptperson stirbt. Mein Bekannter ärgerte sich darüber sehr, weil er gerade erst mit der Lektüre begonnen hatte, und sich die Auflösung lieber selbst erlesen hätte. Ich war am Dienstag bis “- Chapter Twenty - Xenophilius Lovegood” gekommen. Wenn ich am Dienstag im Meisenfrei gewesen wäre, hätte ich mich auch über das angeberische Prahlen des Rollenspielers geärgert. Wäre ich aufgestanden, um den Kerl zum Schweigen zu bringen? Hätte ich ihn daraufhin gewiesen, dass sein Verhalten anderen Harry Potter Fans gegenüber unfair ist? Ich fürchte das hätte ich nicht getan, weil ich für solche Eingriffe bisher zu zurückhaltend war. Dann würde ich jetzt auch nicht hier sitze und von meiner Leseeindruck berichten, weil ich eine gänzlich anderer Erfahrung gemacht hätte.

Ich habe die letzte Nacht bis halb fünf Uhr morgends gelesen, dann war ich fertig. Ich war froh und glücklich, dass Harry, Ron, Hermione und Ginny überlebten und Voldemort besiegt wurde. Während der Monaten vor dem Erscheinen des siebten Bandes hatte es ja einige Gerüchte gegeben. J. K. Rowling hatte in einem Interview geäußert, dass gar nicht sicher sei, dass Harry am Ende überlebe. Immerhin lautete die Prophezeiung: “Neither can live while the other survices”. Da schien die einzige Lösung zu sein, das Harry und Voldemort beide sterben müssen. Dann die Enthüllung das zwei der Hauptfiguren sterben, was ja nur heißen konnte, dass von Harry, Ron und Hermione am Ende nur einer überlebt. Das schlimmste Gerücht aber war, das Harry zwar überlebt aber seine magischen Fähigkeit verliert, denn das hätte den Geist der Bücher zerstört.

Alle diese Gerüchte waren wahrscheinlich nichts weiter als sorgfältig platzierte Nachrichten des Marketing, die nur dazu dienten, den Hype um letzten Bandes noch zu steigern und die Anzahl der verkauften Exemplare in die Höhe zu treiben. Mich störte diese Strategie nicht. Verlage leben davon Bücher zu verkaufen. So funktioniert die Markwirtschaft nun einmal.

Und dann sterben sie ja auch wie die Fliegen: Hedwig, Mad-Eye Moody, Dobby, Fred Weasly, Remus Lupin, Tonks um einige zu nennen. Je länger ich las desto stärker hoffte ich, dass ihr die Toten reichen, das Harry seine Ginny bekommt, Ron und Hermione überleben. Mit jedem Kapitel wuchs meine Angst, dass einer der vier umkommt. Als ich dann den Titel des letzten Kapitels las “The Flaw In The Plan”, zweifelte ich, wessen Plan fehlschlagen würde: Harrys oder Voldemorts? Ich war sicher, dass Ron und Hermione überleben würden. Aber Harry? Würde sie es wagen ihn im letzten Kapitel doch noch umzubringen, nachdem er so viel durchgemacht hatte? Als sich Voldemort und Harry im Duell gegenüber standen, fieberte ich, bitte, bitte, lass Harry überleben. Ich war fast wieder ein Kind. Als dann Voldemorts “Avada Kedavra” gegen ihn zurückprallte und ihn tötete, war das Kind in mir glücklich. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht mit so einem großartigen Happy-End. Harry und Ginny, Ron und Hermione vereint. Selbst Draco Malfoy überlebte.

Wenn das Ende in mir, einer Erwachsenen, solche Gefühle der Erleichterung auslöste, wie war das dann erst bei den jugendliche Potter-Fans. Ich glaube etwas anderes als ein uneingeschränktes Happy-End war nicht möglich. Ganz gleich wieviele Erwachsene Harry Potter ins Herz geschlossen haben, bleiben die Leerjahre eines Zauberers ein Kinder- und Jugendbuch. Wegen ihres Zielpublikum, Menschen im Alter von 10 bis 15 Jahren, war Rowling zu diesem Ende verpflichtet. Jedes andere Ende hätte ihr Zielpublikum verhöhnt und desillusioniert. Ein Erwachsener könnte damit umgehen, hat vielleicht die Erfahrung schon gemacht, dass man für “The Greater Good” eventuell Opfer bringen muss. Aber einen jungen Menschen darf man dafür nicht opfern, junge Menschen sind “The Greater Good”.

Das war also das letzte Potter Buch. Ich hoffe Rowling bleibt standhaft und widersteht den Angeboten, mit denen ihr Verlag oder Hollywood sie zu weiteren Büchern überreden wollen. Harry Potter teilte einige seiner Jahre mit uns Muggle. Nun ist er erwachsen und lebt in seiner Welt, der Welt der Zauberer und Hexen, die darauf achten, dass wir Muggle nicht zu viel Unheil in unserer Welt anrichten. Wie sagte doch Dumbledore:

“Of course it is happening inside your head, Harry, but why on earth should mean that it is not real?”

15
Jul
2007

Harun und das Meer der Geschichten

Kurz nachdem ich mit der Lektüre des Buches “Harun und das Meer der Geschichten” 13208067k.jpgbegonnen hatte, bereute ich auch schon, dass ich es als Lektüre für den SdS-Stammtisch vorgeschlagen hatte. Die Handlung erinnerte mich an das Buch das wir davor gelesen hatten. “Mirandas Traum” hatte ich nur unter Qualten gelesen und auch nur, weil die Langweile im Fransziskus-Krankenhaus sonst noch weniger zu ertragen gewesen. Während ich nun das Buch von Salman Rushdie las, verglich ich es oft mit dem Buch von Marianne Eschbach. Es ist sicher ein ungerechtfertigter Vergleich, weil die beiden Bücher zu zwei verschiedenen Kategorien gehören. Rushdie schrieb sein Buch im Versteck, in das er sich in Folge der Fatwa von Khomeini wegen der “Satanischen Verse” flüchten muss, für seinen Sohn. Er verarbeitet darin die Auswirkungen der Fatwa und will seinem Sohn damit einiges erklären. Warum Eschbach ihr Buch geschrieben, habe ich nicht verstanden, auch was sie damit aussagen wollte, erschloss sich mir nicht.

Harun Khalifa lebt mit seinem Vater Rashid Kahlifa in der traurigsten Stadt des Landes Alifbay. Der Vater ist der genialste Geschichtenerzähler des Landes. Eines Tages verläßt Haruns Mutter ihren Mann, weil sie sich von ihm nicht beachtet fühlt. Rashid stürzt das in eine Krise. Als ihn sein Sohn die Schuld daran gibt, dass die Mutter sie verlassen hat, verliert Rashid die Fähigkeit zu erzählen. Nur noch ein Krächzen dringt über seine Lippen, wenn er den Mund öffnet, um zu erzählen. Harun bereut, dass er seinem Vater beschuldigt und nimmt sich vor ihm zu helfen. Gemeinsam reisen sie in das Land K, wo Rashid auf einer Wahlkundgebung eines Polikers sprechen soll, damit die Bewohner des Landes den Politiker wieder wählen. Rashid soll Geschichten mit Happy-End erzählen, nichts ernstes. Am Vorabend der Veranstaltung übernachten Harun und Rashid in einem Hotel auf einer Insel. Harun kann nicht einschlafen, weil er ich Sorgen wegen des Auftritt seines Vater am nächsten Tag macht.

Bis hierhin spielt die Handlung in unserer Zeit. Manche Dinge erschließen sich noch nicht, wirken unmotiviert. Aber mich störte die Lektüre nicht. Ich fragte mich, woran es lag, dass mich die abgedrehten Details nicht störten wie bei der Lektüre von Mirandas Traum. Es konnte nur einen Grund haben: Salman Rushdie kann im Gegensatz zu Marianne Eschbach schreiben. Ich kann allerdings noch nicht sagen, warum sein Schreiben so viel besser ist als das von Frau Eschbach. Wahrscheinlich weil ich beim Lesen Rushdies Situation im Hinterkopf hatte. Dass hier jemand schreibt nicht weil im einfach ein Idee gekommen ist, sondern weil er was mitteilen will, seine Situation beschreiben will. Wie es dazu kam, dass er sich in den Untergrund zurück ziehen musste. Vielleicht war ich auch nur nachsichtiger, weil ich dachte, dass muss ein gutes Buch sein, immerhin ist von Salman Rushdie. Vielleicht hatte Rushdie einen Vorschuss bei mir, weil er ein anerkannter Autor ist, so dass ich ihm einiges gestattet, was ich Marianne Eschbach nicht durchgehen ließ.

Als Harun schlflos in seinem Bett liegt, hört er im Badezimmer Geräusche. Er schaut nach und ertappt einen Wasserdschin, der den Erzählwasseranschluss des Vaters demontiert, weil dessen Abonnement abgelaufen. Mit dem Dschin reist er in das Land Kahani, das der Ursprung aller Geschichten. Dort gerät er in ein Krieg gegen den Kutlmeister des Nachbarlandes Chup, der das Meer Geschichten vergiften will. In Kahani trifft Harun seinen Vater. Gemeinsam gelingt es ihnen den Kultmeister zu besiegen und das Meer der Geschichten zu retten.

Den zweiten Teil fand ich weitaus interessanter, weil ich mehr Bezüge zu Rushdies Konflikt mit den Islamisten entdeckte. Trotzdem gehört es nicht zu den Bücher, den mich nicht sonderlich gefesselt. Über ein Buch zu schreiben, welches mir weder sehr gut gefällt oder welches ich richtig schlecht fand, fällt mir immer noch schwer.

2
Jan
2007

Mirandas Traum

Dies ist ein sehr wichtiges Buch für alle, die wissen wollen, wie der Büchermarkt im allgemeinen funktioniert oder worauf es beim Schreiben eines Buches ankommt, also kein Buch für Leser sondern für Autoren, das einer von einer Veröffentlichung der eigenen Werke träumenden Nebenbei-Schreiberin wie mir die Augen öffnet: Ob ein Buch gut geschrieben ist, ob der Autor Talent hat, ob die Autorin über ein hinreichendes Repertoire schriftstellerischer Mittel verfügt, ob die Handlung von interessanten Charakteren getragen wird, all diese Kriterien, die nach der Qualität eines Werkes fragen, stehen für einen Verleger höchstens an zweiter Stelle, was allein zählt ist, ob sich ein Roman gut vermarkten lässt. Das ist bei "Mirandas Traum" von Marianne Eschbach der Fall, denn die Dame ist mit Andreas Eschbach verheiratet, einem bekannten und erfolgreichem Autor von Fantasy- und Scienes-Fiction-Romanen. Ich kann nicht beurteilen, ob Herr Eschbach gute Bücher schreibt, weil ich bisher keines seiner Werke gelesen habe, allerdings kann ich sagen, dass seine Frau ein grottenschlechtes Buch verfasst hat, denn ihr Buch habe ich gelesen, von der ersten bis zur letzen Seite habe ich ihr Schreiben ertragen. In den letzten Jahren habe ich mir angewöhnt ein Buch, das mir nicht gefällt, aus der Hand zu legen ohne es zu Ende zu lesen. Das hätte ich auch mit "Mirandas Traum" gemacht und mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht, wenn ich nicht zusammen mit anderen Schreibern beschlossen hätte, es zu lesen und anschließend zu besprechen. Schon dieser Umstand zeigt die Strategie des Verlages. Jeder Teilnehmer meiner Schreibgruppe durfte zwei Bücher für die gemeinsame Lektüre auswählen. Danach durfte jeder Punkte für die Bücher vergeben, die er in der Gruppe lesen wollte. Das Buch mit den meisten Punkten wurde für die Lektüre ausgewählt. "Mirandas Traum" wurde von zwei Personen vorgeschlagen, die sich nicht untereinander abgesprochen hatten. Ich bin mir absolut sicher, dass der Grund hierfür der Nachname der Autorin war und dass genau darin das Kalkül des Verlages bestand: Ein Buch, auf dessen Einband der Name Eschbach prangt, lässt sich sicher irgendwie verkaufen, erst recht wenn man es aufgrund seines Inhaltes in die Nähe von Michael Endes Klassiker "Die unendliche Geschichte" stellen kann. Diese Strategie ging in meiner Schreibgruppe auf: "Mirandas Traum" bekam die meisten Punkte.

Warum aber ist "Mirandas Traum" ein so schlechtes Buch? Weil die Hauptfiguren keine selbständigen Charaktäre sind, die aus sich heraus denken und handeln, weil sie keine eigenen Ziele und Träume haben, weil sie nichts weiter sind als hölzerne Stabpuppen, die von der Autorin durch die Handlung getrieben werden und die kaum mehr tun als miteinander zu quatschen. Weil die Autorin nur über begrenzte litterarische Mittel verfügt. Ein Dialog wird eben nicht dadurch spannend, dass die wörtliche Rede einer Figur mit Synonymen für "sagen" abgeschlossen wird, Figuren dürfen durchaus zeigen, was ihnen vorgeht, wenn sie mit anderen sprechen. Das Buch ist schlecht, weil die Aneinanderreihung immer phantatischerer Szenen noch lange kein gutes Buch ausmacht; weil die Autorin nicht vermag aufeinanderfolgende Handlungen zu schildern ohne das es langweilig wird.

Selten habe ich die letzte Seite so sehr herbeigesehnt wie bei diesem Buch und selten war ich beim Lesen so unbeteiligt. Ab ungefähr der Hälfte des Buches habe ich eigentlich nur noch meine Augen über die Zeilen geschoben. Dass es nicht nur mir sondern auch dem Lektor so ging merkt man daran, dass sich zum Ende des Buches Fehler einschleichen, die ein aufmerksamer Lektor ausgemerzt hätte.

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