Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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23
Feb
2007

Erinnerung

Nichts ist so kostbar wie die Erinnerung an etwas, das man für immer verloren hat.

18
Feb
2007

Laub harken

Ist Laub harken spießig? Das habe ich mich heute gefragt, als ich heute in meinem Garten zum zweiten Mal Laub geharkt habe. Eigentlich lebe ich nach der Devise, dass diejenigen spießig sind, die es nötig haben, andere als spießig zu bezeichnen. Also sollte ich ohne Hintergedanken meiner Gartenarbeit nach gehen. Wenn ich aber an Laub harken denke, baut sich in meiner Vorstellung automatisch das Bild eines älteren Mannes auf. Er hat einen Zigarillo im Mund und auf dem Kopf trägt er einen verschlissenen Filzhut mit einem Gamsbart. Er stützt auf seinen Rechen. Die Rasenfläche, auf der er das Laub zusammen kratzt, ist kurz geschnitten, nicht ein Gänseblümchen wagt sich darauf, ein englischer Rasen also, den er peinlich pflegt. Eilig hat er es nicht, aber gründlich ist er. Wenn er am Ende des Nachmittages mit seiner Arbeit fertig ist, wird nicht ein Blatt auf seinem Rasen liegen. Dieses Klischee ging mir heute Nachmittag durch den Kopf, während ich in meinem Garten arbeitete.

Es ist mein erster Garten und ich weiß absolut nicht, welche Tätigkeiten im Februar in einem Garten anfallen. Ich habe mit dem Laubharken angefangen, weil es die naheliegendste Arbeit war. Die große Buche, die an einer Ecke meines Gartens steht, hat ihr Laub überall verteilt. Drei Säcke voll mit Laub und Eckern habe ich zusammengescharrt. Dabei habe ich eine interessante Entdeckung gemacht: Es machte mir einigermaßen Spass. Ich kann mir inzwischen sogar vorstellen, mich regelmäßig ein paar Stunden um den Garten zu kümmern.

Mein Rechen blieb immer wieder an Efeu hängen, das über den Boden wuchert und an Zäunen und Mauern hoch rankt. Das störte mich und ich beschloss eine Gartenschere zu kaufen, um damit den größten Teil des Efeus wegzuschneiden. Mein Garten hat das glaube ich nötig, denn der Vormieter scheint nicht viel Zeit in die Pflege des Gartens investiert zu haben. Ich will einen schönen Garten, allerdings habe ich noch keine detailierte Vorstellung, wie er einmal aussehten soll. Laubharken war der erste Schritt, der zweite wird wohl sein, das Efeu und die anderen Sträucher zurück zu schneiden. Wenn ich mit der Gartenschere das Gestrüpp stutze, wird sich warhscheinlich der dritte Schritte ergebnen.

5
Feb
2007

Nocturn

Du startest iTunes und wählst das Album Aerial aus, du klickst auf den Song "Nocturn". Du drückst den Playknopf. Du lehnst dich zurück. Dein Bürostuhl quietscht. Der Song beginnt. Du schließt die Augen und stehst an einem Strand. Du bist nackt. Deine Kleidung hast Du in den Dünen zu einem Haufen zusammengelegt. Du schaust nach links, nach rechts den Strand entlang. Da stehen andere, nackt wie du, Männer, Frauen, Kinder. Ihr lächelt Euch an. Wie auf ein geheimes Komando macht Ihr alle gleichzeitig einen Schritt, ein paar Sekunden später den nächsten, dann geht Ihr auf das Meer zu. Du blickst hoch zum Himmel, Sterne funkeln über Dir wie Algen, Plankton, Krill in einen unendlich tiefen Ozean. Das Meer ist weit draußen. Einen langen Weg hast Du zu gehen. Der Sand ist trocken von der Glut des Sommertages, die Sonne taucht hinter den Horizont, ein glutroter Ball, an ihrer oberen Kante strahlt für einen Augenblick ein grüner Lichtblitz. Du hast den Namen dieses Phänomens vergessen, aber Du weißt, das es diesen Effekt gibt. Du hast ihn erst vor einigen Tagen auf der Seite des Astronomy Picture of the Day gesehen. Du gehst weiter, Schritt für Schritt, manchmal blickst Du zu den anderen, aber der Horizont zieht deine Augen an, als gäbe es dahinter etwas, das deinen Hunger, deinen Durst - wonach? - stillen könnte. Die Dunkelheit kommt rasch. Ein paar Möwen kreischen über euch, heisere Schreie. Ansporn? Eine Warnung? Es ist jetzt so dunkel, Du kannst kaum deine Füße sehen. Wenn Du zurück blickst zum Strand, siehst Du die Fußspuren im Sternenlicht glitzern, Perlen einer gerissenen Kette. Wer hat sie getragen? Das Wasser erschrickt Dich, als die ersten Wellen Deine Füße umspülen. Wieder siehst Du zu den anderen, einige lächeln Dir zu, andere fürchten sich. Ihr geht weiter ins Meer hinaus. Es ist warm. Das Meer kommt schnell, die Flut ist schneller als das Licht. Du watest in den Ozean hinaus. Die Wellen branden gegen deinen Brustkorb. Das Wasser ist salzig, brennt in den Augen. Die ersten lassen sich ins Wasser gleiten, schwimmen weiter zum Horizont, immer weiter hinaus, immer tiefer hinein in den Ozean. Erst als Du den Boden nur noch mit den Fußspitzen berührst, fängst auch Du an zu schwimmen. Tiefste, dunkelste Nacht und doch wird die Nacht immer schwärrzer, jedes Photon lasst Ihr hinter Euch. Jede Hoffnung? Irgendwo plätschert etwas, als springe jemand ins Wasser. Du ahnst das Signal, Du streckst den Kopf nach oben, ein paar winzige Sterne, Du holst Luft, dann tauchst Du, erst mit geschlossen Augen, dann öffnest Du sie, Du siehst die Schatten der anderen. Tiefer taucht Ihr, immer tiefer hinab. Du hast deinen Atem vergessen, Du bereust es nicht. Tiefer! Tiefer! Tiefer! Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht. Das Schimmern schwillt von allen Seiten an, da kommt es das Licht. Wie tief bist Du? Wie tief Du bist! Du tauchst weiter. Das Licht kommt ...

4
Feb
2007

Nero

gesehen im Park des alten Klinikum in Aachen am 4. Februar 2007

"Kommt Nero in den Himmel?"

Tim nahm den Deckel von der Kiste, in die sein Vater den toten Welpen gelegt hatte, und streichelte das Tier.

"Nein!", sagte Tims große Schwester Nina, die hinter ihrem Vater stand und an einem Lutscher leckte. "Nur Menschen kommen in den Himmel, Tiere nicht."

"Er kommt in den Tierhimmel", sagte der Vater und trat den Spaten, den er mitgebracht hatte, in den Rasen. Nach wenigen Stichen war das Loch groß genug für die Kiste.

"Es gibt ja gar keinen Tierhimmel.", sagte Nina.

"So, so, meine neunmalkluge Prinzessin", der Vater stupste seiner Tochter mit der Hand auf die Nase. "Und woher weist du das?"

Nina grinste. Tim klopfte mit einer kleinen Schaufel den Rand und den Boden des Lochs fest, dann deckte er die Kister wieder zu und half seinem Vater sie in das Loch zu legen.

"Es gibt keinen Tierhimmel", beharrte Nina, "weil dann ja Hunde und Katzen in denselben Himmel kämen. Die Hunde müssten dann ständig die Katzen jagen und die Katzen immer vor den Hunden davon laufen."

"Daran habe ich gar nicht gedacht." Der Vater kratzte sich am Kopf, nachdem er ein Schaufel Erde auf die Kiste geschüttet hatte. "Das gäbe da oben natürlich ein großes Durcheinander."

"Und stell die den Tumult erst vor", fuhr Nina fort, "wenn auch noch Löwen und Zebras in den Tierhimmel kommen."

"Aber ein toter Löwe muss doch keine Zebras mehr fressen." Tim hatte verstanden, was seine Schwester meinte.

"Aber jagen muss er sie trotzdem" erwiderte Nina. "Irgendwie muss der Löwe sich ja die Zeit vertreiben. Sonst würde er sich doch zu Tode langweilen."

"Also was wird nun aus Nero?" Tim rammte das Holzkreuz, das er mit seiner Mutter gebastelt hatte, über der Stelle in den Boden, wo sie Nero begraben hatten.

"Dann muss er wohl in den Hundehimmel kommen." Der Vater zwinkerte seiner Tochter zu. Nina hielt sich eine Hand vor den Mund, um nicht laut los zu lachen.

"Im Hundehimmel wird es Nero bestimmt gefallen." Tim hängte den kleinen Stoffhund, der Neros Lieblingsspielzeug gewesen war, an das Kreuz. "Da kann er mit den anderen Hunden spielen. Vielleicht trifft er da auch seinen Großvater."

"Vielleicht", schmunzelte der Vater.

Auf dem Rückweg nach Hause, ging Tim vor seinem Vater und seiner Schwester her und erzählte, wie er sich den Hundehimmel vorstellte.

2
Feb
2007

Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven

Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven

Eigentlich war ich gerade dabei eine Playlist im iTunes zusammenzustellen, um sie später irgendwann im iTunes-Store zu veröffentlichen. Der Name dieser Playlist ist "Sonne" und sie war einst einem bestimmten Menschen gewidmet, aber das ist eine andere Geschichte...

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ich schob die Titel nicht einfach nur auf der Playlist hin und her, ich hörte einige davon auch an. Bei dem Stück "Sleep: They Don't Sleep Anymore On The Beach / Monheim / Broken Windows, Locks Of Love Part III/" bin ich hängen geblieben. Es ist das erste Stück auf der zweiten CD des Album "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven" der kanadischen Band "Godspeed You! Black Emperor". Es hat eine Länge von 23 Minuten 17 Sekunden. Kein eingängiger 4:30 Popsong also. Erst recht keine Pop-Musik. Aber was ist das für Musik? iTunes listet das Album unter dem Genre "Alternative & Punk". Was auch immer das ist. Zu dieser Kategorie gehören auch die ersten zwei Alben von Coldplay, ebenso Alben von Billy Bragg, Kate Bush, Patti Smith und The Notwist. Ich kenn' ja mich mit Musik-Kategorien nicht so aus. Die Musik kein dieser Bands und Interpreten ist vergleichbar mit "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven".

Was ist das also für Musik? Spontan fällt mir nur ein: Krach. Aber das ist eine zu abfällige Bezeichnung und sie ist auch nicht korrekt, denn auf laute kreischende Passagen folgen immer wieder ruhige und melodische Teile. In den letzten fünf bis sechs Jahren gab es kein Album, das mich auf ähnliche Weise fasziniert hat.

Das Albbum beginnt ruhig, eine lang gezogene Trompet, eine montone elektrische Gitarre, Percussions geschlagen in eine eintönigen Rhythmus. Das ganz schwillt sacht an, gewinnt an Intensität, man spürt dann kommt es heran, aus dem Untergrund schleicht sich ein leises Schlag in Begleitung einer elektrisch verstärkten Geige heran, immer näher kommt es, dann bricht auf einaml der Krach auf einen nieder: Drums hämmern, Bässe brummen, E-Gitarren schreien, bis es einen vorläufigen Höhepunkt erreicht und abrupt verstummt, um zu verschnaufen und wieder langsam anzuschwellen. So geht es weiter, Spannungsaufbau, Spannungsabfall, so geht es weiter, leise, fast stille Moment, dann wieder übereinander geschichteter Lärm, wie verrostende Wrack, knappe anderthalb Stunden reißt man die Ohren auf, auf keinen Funken dieser poetischen Schallkonstruktion zu verpassen. Und wenn man dann endlich durch, erleichtert aufatmet hindurch gekommen zu sein, dann dröhnt es nach, man fragt sich, was war das jetzt, man geht wieder zurück an den Anfang, taucht noch einmal ein.

Wenn ich Musik höre, die mir gefällt, bewege ich mich normaler Weise irgendwie dazu, ich wippe mit dem Kopf, trommle mit den Händern auf dem Tisch vor mir, lasse Kopf und Oberkörper kreisen. Als ich das erste Mal "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven" hörte, war ich wie gelähmt. Wie sollte ich mich dazu bewegen. Ich hockte auf meinem Sessel, presste die Kopfhörer an meine Ohren und staunte, was es da alles zu hören gab. Dieses Staunen vor Musik, dieses fast schon ehrfürchtig Niederknien vor etwas Großartigem, habe ich seitdem bei Musik erst vor kurzem wieder erlebt, nämlich als ich die Sinfonie Nr.2 D-Dur op. 43 von Jean Sibelius dirigiert von Herbert von Karajan hört, auch da staunte ich, was es alles zu hören gab. Ist also die Musik von Godspeed You! Black Emperor so etwas wie klassische Musik, nur auf anderen Instrumenten?

30
Jan
2007

Warum?

Warum schreibe ich? Warum will ich schreiben? Warum habe ich geschrieben? Will ich wirklich weiter schreiben? Aber ich sitze hier. Meine Schreibtisch ruckelt, während ich auf die Tasten haue, meine Katzen schlafen. Schlafe auch ich, weil ich nicht schreibe? Oder bin wacher als jemals zuvor, weil ich nicht mehr schreiben muss?

Seit einigen Wochen mache ich mir Gedanken, ob ich wirklich weiter schreiben will, ob mir der Impuls zum Schreiben im letzten Jahr nach meiner Operation verloren gegangen ist. Ich bin glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich frage mich, ob alle Texte, die ich vor meiner Operation geschrieben habe, ihren Ursprung in meinem Unbehagen, in meinem Leiden, in meinen Zweifeln als Mann hatten. Jetzt bin ich eine Frau. Jetzt habe ich kein Unbehagen, kein Leiden, keine Zweifel mehr. Geht es mir zu gut zum Schreiben?

Ich habe eben mit einer Freundin telefoniert, die meinte: "Du meinst ein wahrer Künstler muss an der Welt leiden." Vielleicht, meine ich das. Und wenn man nicht leidet, muss dann fürs Schreiben geboren sein? Und bin ich das vielleicht nicht?

Diese Gedanken beunruhigen mich nicht. Vielleicht wollte ich nur schreiben, weil ich das Schreiben einfacher zu erreichen konnte als das was ich eigentlich wollte: Eine Frau sein. Nun bin ich eine Frau. Welchen Grund habe ich jetzt noch zum Schreiben?

Warum?

14
Jan
2007

The First Emperor

Ich war gerade in der Metropolitan Opera in New York. Nun sitze ich wieder an meinen Schreibtisch und versuche meine Eindrücke zu der Oper "The First Emperor" von Tan Dun zu beschreiben. Erwartet nicht zu viel mir, auf keinen Fall so etwas wie eine Opernkritik, dazu habe ich viel zu wenig Ahnung von klassischer Musik und erst recht von Opern. Überhaupt tue ich mich noch schwer meine Eindrücke und Meinungen über Musik in Worte zu fassen. Musik berührt mich meist emotional. Oft kann ich gar nicht genau beschreiben, warum mir eine bestimmte Musik gefällt. So ähnlich geht es mir auch mit dieser Oper.

Nach New York reiste ich via einer Life-Übertragung aus MET im DeutschlandRadio Kultur. Als gegen viertel vor acht überlegt, was ich heute Abend hören sollte, während ich meine Lohnsteuererklärung für 2006 vorbereitete, hatte ich drei Alternativen zur Auswahl. Der Deutschlandfunk sendete ein Hörspiel über einen amerikanischen Jazzmusiker, das mich nicht interessierte. Auf WDR5 las Senta Berger ab 20 Uhr "Alice im Wunderland", die wollte ich eigentlich hören. Die Programmankündigung für DeutschlandRadio Kultur klang zwar interessant, aber der Name Tan Dun sagte mir zu dem Zeitpunkt nicht viel. Ein Freund von mir wird mich, wenn er das liest wieder wegen meines schlechten Gedächtnis schelten, denn Tan Dun ist der Komponist der Filmmusik zu "Crouching Tiger, Hidden Dragon", für die er einen Oscar erhielt. Das sollte ich wissen, denn mich haben sowohl der Film als auch seine Musik damals sehr beeindruckt. Dass ich Tan Dun bisher nicht mir der Musik von "Crouching Tiger, Hidden Dragon" in Verbindung gebracht habe, liegt wohl daran, dass ich bei der Musik an den Cellisten Yo-Yo Ma denke.

Eigentlich habe ich nur das DeutschlandRadio Kultur eingeschaltet, weil ich bis zum Beginn der Lesung auf WDR5 weder die Bärenbude noch Yesterday auf WDR2 hören wollte, ein bisschen Neugierde war auch dabei. Aber als ich dann in die Übertragung aus der MET schaltete, fesselte mich die Musik sofort. Die Handlung von "The First Emperor" rankt sich um den ersten chinesischen Kaiser Qin, der das chinesische Reich verenigte. Die Titelrolle wird gesungen von Plácido Domingo. Die Musik der Oper überraschte mich, sie klingt nicht so wie eine europäische Oper, sondern ähnelt der Musik zu "Crouching Tiger, Hidden Dragon", eine sehr schöne symbiose aus europäischer und chinesischer Musik. Ich bedaure inzwischen sehr, dass ich nicht früher auf die Übertragung aufmerksam geworden bin und den Anfang des ersten Aktes verpasst habe. Mehr über die Oper erfahrt ihr auf dieser Seite The First Emperor der MET.

In der Pause sendete das DeutschlandRadio Kultur einen Beitrag über Tan Dun und seine Musik, die wohl ein Zusammenspiel traditioneller chinesischer und europäischer Elemente ist. Erst durch durch diese Beitrag erfuhr ich von der Verbindung zu "Crouching Tiger, Hidden Dragon".

Über den Link zu "The First Emperor" erfährt man auch, dass die MET regelmäßig Aufführungen im Radio überträgt, deren Sendung weltweit von Radiostationen übernommen wird. In Amerika gibt es auch Kinos, in denen die Aufführungen gezeigt werden. Die MET sucht inzwischen schon europäische Kinos für Übetragungen. Aber zu hoffen, dass eines der Aachener Kinos irgendwann eine Aufführung live aus der MET überträgt, ist wohl vergebens.

12
Jan
2007

Stille

In meiner neuen Wohnung beginne ich etwas zu schätzen lernen, dem ich mich in meiner alten Wohnung nur sonntags beim Frühstück aussetzte, nämlich der Stille. Wenn ich in meiner alten Wohnung morgends aufstand und mein Frühstück bereitete, schaltete ich zuerst das Radio meiner Stereoanlage ein. In meiner alten Wohnung ging das, weil Küche, Ess- und Wohnzimmer ein Raum waren, in dem eben auch meine Anlage stand. An Werktage hörte ich meistens das Morgenecho auf WDR5 oder die "Informationen am Morgen" des Deutschlandfunk. Samstags frühstücke ich meisten erst gegen 9 Uhr, dann sind die morgendlichen Nachrichtenmagazine im Radio schon vorbei; und ich hörte stattdessen im Deutschlandfunk das Wochenendjournal und "Classic-Pop-et cetera". An Sonntagen aber blieb in meiner alten Wohnung das Radio aus, weil zu den Zeit, zu denen ich sonntags frühstücke, auf WDR5 und im Deutschlandfunk Gottesdienste übertragen werden, die ich beim Frühstück nun wirklich nicht brauche. Manchmal schaute ich "Kopfball" in der ARD oder eine Reportage in WDR3 und natürlich um 11:30 die "Sendung mit der Maus".

In meiner neuen Wohnung geht das alles nicht. In meinem jetzigen Esszimmer habe ich noch kein Radio und auch kein Fernseher, weil der im anderen Zimmer steht (dort aber auch noch nicht angeschlossen ist). Im Wohnzimmer steht jetzt auch meine Anlage, die zwar schon an die Antennenbuchsen angeschlossen ist, aber der Radioempfang ist eher bescheiden. Während der ersten Wochen hörte ich morgends oft Radio über mein Handy, aber die Knöpfe im Ohr sind auf die Dauer etwas unbequem. Deshalb passiert es jetzt immer öfter, dass ich mich zwar von meinem Radiowecker aus dem Schlaf reißen lasse aber beim Frühstück dann nichts höre. Es ist dann einfach nur still in meiner Wohnung. Ich mach eine irritierende Beobachtung: Je öfter ich diese Stille zulasse desto angenehmer wird sie. Ich habe die Stille auch früher schon in meiner alten Wohnung genossen, aber nur sonntags, während ich beim Kaffee die ZEIT las. Die Stille in meiner alten Wohnung ist auch anders als die Stille in meiner neuen Wohnung. Meine lag Wohnung lag im Erdgeschoss zur Straße raus, Passanten gingen vorbei, schauten herein, Autos fuhren vorüber. Meine neue Wohnung liegt zwar auch im Erdgeschoss aber nicht zur Straße sondern nach hinten. Von Straßenlärm kriege ich jetzt nichts mehr mit.

Ich sitze jetzt oft morgends beim Frühstück und lausche der Stille, manchmal habe ich noch nicht einmal das Bedürfnis nebebei etwas zu lesen, um die Stille nicht durch Worte in meinem Kopf zu stören. Jede Stille ist anders, jeden Morgen ist die Stille anders. Jemand geht durchs Treppenhaus zur Arbeit, im Garten zwitschern Vögel, der Wind rauscht durch die Bäume oder drückt gegen die Scheiben, Regen prasselt gegen die Fenstern, eine meiner Katzen liegt schnurrt auf meinem Schoss oder frisst schmatzend oder reibt ihr Köpfen an einem Stuhlbein. Selbst eine Wand, ein Fussboden, eine Spüle, ein Kühlschrank machen Geräusche. Die Stille kann so laut sein, dass einem die Ohren aufgehen, sie kann dann auch bedrückend sein, weil sie einem deutlich macht, dass man allein oder einsam ist, je nach der Stimmung, in der man sich befindet.

Manchmal frage ich mich, was die Leute früher gemacht haben, als es noch keine Radios oder ähnliche Lärm ausspuckende Geräte gab. Ob deren Verhältnis zur Stille natürlicher war als unseres, die wir doch im bestrebt sind die Stille zu vertreiben.

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