The Lord of the Rings
Erst mal muss ich gestehen, dass ich "Der Herr der Ringe" erst einmal gelesen habe, vor ungefähr zwanzig Jahren. Damals gefiel er mir sehr, ich war sogar der Meinung, dass Tokien an einigen Stellen noch ausführlicher hätte sein können. Als die Filme in die Kinos kamen, holte ich mir eine Box mit dem englischen Original "The Lord of the Rings". Sechs Taschbuchbände im schwarzen Schuber, kam aber nie dazu die zu lesen. Als ich letztens mal wieder die Filmmusik hörte, bekam ich Lust auf Tolkien und wagte mich ans Original.
Die ersten zwanzig Seiten waren eine einzige Qual: Hobbit-Geschichte und Pfeifenkraut zählen nicht unbedingt zu den Dingen, die mich brenned interessieren. Ich denke an "Vier Seiten für ein Halleluja" und frage mich, wie Lektoren auf mein Manuskript reagieren, sollte ich es mit einer Abhandlung über die verschiedenen Geschmäcker des “Wassers der Magie” oder einem Essay über die Erbauer des “Turms von Gwallor” beginnen. Mit etwas Glück bekäme ich vom Verlag etwa folgende Antwort: “Wir bedanken uns für die Zusendung Ihres Manuskriptes. Leider passt Ihr Roman nicht in unser Verlagsprogramm. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aufgrund der Masse von Einsendungen, die wir erhalten, Ihr Manuskript nicht zurück schicken können.” Anders gesagt: Reißwolf! Wenn ich nicht wüßte, was nach dem Pfeifenkraut kommt, wäre ich wahrscheinlich nicht über diese ersten zwanzig Tolkien-Seiten hinausgekommen. Aber auch danach wurde es nicht viel besser.
Ich erlebe eine Art Schock: Wie konnte mir so etwas je gefallen? Daran soll ich mich orientieren: Um Gottes willen bloss nicht!
Am meisten stört mich die Oberflächlichkeit der Charakterzeichnung. Merry, Pippin, Frodo und Sam packen gerade ihre Sachen, nachdem sie bei Tom Bombadil übernachtet haben. Nicht einer dieser vier Hobbits interessiert mich, nicht einer von denen hat einen Charakter. Sie sind für mich nicht viel mehr als Marionetten, die Tolkien an Fäden durch seine Geschichte zieht. Sie stolpern Berge hinauf und hinunter und es interessiert mich nicht, ob sie blaue Flecken bekommen oder sich ein Bein brechen. Nicht die geringste Spur von charakterlicher Tiefe. In keiner der Figuren bin ich drin gewesen, kann nicht sagen, was für ein Hobbit Frodo ist, welche Gedanken und Träume Sam hat.
Die einzige Gestalt, die aus diesem Durchschnittsbrei heraustritt, ist Tom Bombadil, aber den würde ich heute aus meinem eigenen Roman herauskürzen: Er bringt die Handlung nicht voran und spielt für den Roman nicht die geringste Rolle. Vor zwanzig Jahren war Tom eine meiner Lieblingsfiguren. Ich fand es schade, dass er es nicht in die Filme geschafft hat, war so froh, dass der WDR ihn in die Hörspielfassung aufnahm. Ich habe übringends immer noch die Stimme seines Sprechers im Kopf. Und trotzdem finde ich dieses tänzelnde und jodelnde Etwas nur noch peinlich.
Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, dass mir Tolkien jetzt so gar nicht mehr gefällt. Vielleicht liegt es an der Sprache? Vielleicht ist mein Englisch doch zu schlecht? Aber ich habe alle Harry Potter Romane nur auf Englisch gelesen und war begeistert. Letztes Jahr las ich “In the Woods” von Tana French (auf deutsch erschienen als “Grabesgrün”) und es war eine spannende und aufwühlende Lektüre auch wegen der Sprache. Vielleicht bin ich ein nur zu alt für Tolkien. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich viel kritischer geworden bin als Leserin, seit ich selbst schreibe. Vielleicht reibe ich mich auch deshalb so an Tolkien, weil sein Stil Elemente enthält, die ich für stilistisch ungeschickt und literarisch fragwürdig halte. Vielleicht bin ich auch einfach nur gekränkt, weil Tolkien sich über Regeln und Ratschläge hinwegsetzt, die ich umzusetzen versuche, um meine Chance auf eine Veröffentlichung zu erhöhen. Ja, das ist wohl der eigentliche Grund, weshalb ich heute so mit Tolkien hadere: Dass er meiner Meinung nach schlechter und oberflächlicher schreibt als ich und trotzdem veröffentlich wurde.
Ich werde den Hobbits noch bis Rivendel folgen. Wenn sich meine Meinung bis dahin nicht geändert hat, soll Frodo zusehen, wie er den Ring los wird.
Die ersten zwanzig Seiten waren eine einzige Qual: Hobbit-Geschichte und Pfeifenkraut zählen nicht unbedingt zu den Dingen, die mich brenned interessieren. Ich denke an "Vier Seiten für ein Halleluja" und frage mich, wie Lektoren auf mein Manuskript reagieren, sollte ich es mit einer Abhandlung über die verschiedenen Geschmäcker des “Wassers der Magie” oder einem Essay über die Erbauer des “Turms von Gwallor” beginnen. Mit etwas Glück bekäme ich vom Verlag etwa folgende Antwort: “Wir bedanken uns für die Zusendung Ihres Manuskriptes. Leider passt Ihr Roman nicht in unser Verlagsprogramm. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aufgrund der Masse von Einsendungen, die wir erhalten, Ihr Manuskript nicht zurück schicken können.” Anders gesagt: Reißwolf! Wenn ich nicht wüßte, was nach dem Pfeifenkraut kommt, wäre ich wahrscheinlich nicht über diese ersten zwanzig Tolkien-Seiten hinausgekommen. Aber auch danach wurde es nicht viel besser.
Ich erlebe eine Art Schock: Wie konnte mir so etwas je gefallen? Daran soll ich mich orientieren: Um Gottes willen bloss nicht!
Am meisten stört mich die Oberflächlichkeit der Charakterzeichnung. Merry, Pippin, Frodo und Sam packen gerade ihre Sachen, nachdem sie bei Tom Bombadil übernachtet haben. Nicht einer dieser vier Hobbits interessiert mich, nicht einer von denen hat einen Charakter. Sie sind für mich nicht viel mehr als Marionetten, die Tolkien an Fäden durch seine Geschichte zieht. Sie stolpern Berge hinauf und hinunter und es interessiert mich nicht, ob sie blaue Flecken bekommen oder sich ein Bein brechen. Nicht die geringste Spur von charakterlicher Tiefe. In keiner der Figuren bin ich drin gewesen, kann nicht sagen, was für ein Hobbit Frodo ist, welche Gedanken und Träume Sam hat.
Die einzige Gestalt, die aus diesem Durchschnittsbrei heraustritt, ist Tom Bombadil, aber den würde ich heute aus meinem eigenen Roman herauskürzen: Er bringt die Handlung nicht voran und spielt für den Roman nicht die geringste Rolle. Vor zwanzig Jahren war Tom eine meiner Lieblingsfiguren. Ich fand es schade, dass er es nicht in die Filme geschafft hat, war so froh, dass der WDR ihn in die Hörspielfassung aufnahm. Ich habe übringends immer noch die Stimme seines Sprechers im Kopf. Und trotzdem finde ich dieses tänzelnde und jodelnde Etwas nur noch peinlich.
Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, dass mir Tolkien jetzt so gar nicht mehr gefällt. Vielleicht liegt es an der Sprache? Vielleicht ist mein Englisch doch zu schlecht? Aber ich habe alle Harry Potter Romane nur auf Englisch gelesen und war begeistert. Letztes Jahr las ich “In the Woods” von Tana French (auf deutsch erschienen als “Grabesgrün”) und es war eine spannende und aufwühlende Lektüre auch wegen der Sprache. Vielleicht bin ich ein nur zu alt für Tolkien. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich viel kritischer geworden bin als Leserin, seit ich selbst schreibe. Vielleicht reibe ich mich auch deshalb so an Tolkien, weil sein Stil Elemente enthält, die ich für stilistisch ungeschickt und literarisch fragwürdig halte. Vielleicht bin ich auch einfach nur gekränkt, weil Tolkien sich über Regeln und Ratschläge hinwegsetzt, die ich umzusetzen versuche, um meine Chance auf eine Veröffentlichung zu erhöhen. Ja, das ist wohl der eigentliche Grund, weshalb ich heute so mit Tolkien hadere: Dass er meiner Meinung nach schlechter und oberflächlicher schreibt als ich und trotzdem veröffentlich wurde.
Ich werde den Hobbits noch bis Rivendel folgen. Wenn sich meine Meinung bis dahin nicht geändert hat, soll Frodo zusehen, wie er den Ring los wird.
sarah.tegtmeier - 22. Mai, 00:47
Während der Rückfahrt vom letzten Stammtisch der Schule des Schreibens in Grevenbroich hörte ich im Radio die Lesung eines Buches. Die ersten Minuten hatte ich verpasst, weshalb ich zu dem Zeitpunkt weder den Titel des Romans noch dessen Autor kannte. Ich war sofort von der Handlung und der Stimme des Sprechers gefesselt. Als ich vor meiner Wohnung parkte, unterbrach ich das Hören der Lesung für eine viertel Stunde, während der ich meine Katzen versorgte und den Rechner einschaltete, um auf den Seiten von WDR 5 zu recherchieren, welches Buch dort gerade gelesen wurde: Es war der Roman
Eines vorweg: Wer den siebten Band um Harry Potter noch nicht gelesen hat, weil er noch in der Lektür vertieft ist oder auf die deutsche Übersetzung wartet, der möge sich gut überlegen, weiter zu lesen. Zwar habe ich nicht vor, in diesem Beitrag eine Zusammenfassung des Romans zu schreiben oder die Zusammenhänge aufzuklären, trotzdem werde ich genug Andeutungen, wie und durch wen Lord Voldemort besiegt wird. Wer sich also die Spannung nicht verderben will, des sollte deshalb ab hier nicht weiter lesen.
begonnen hatte, bereute ich auch schon, dass ich es als Lektüre für den SdS-Stammtisch vorgeschlagen hatte. Die Handlung erinnerte mich an das Buch das wir davor gelesen hatten. “Mirandas Traum” hatte ich nur unter Qualten gelesen und auch nur, weil die Langweile im Fransziskus-Krankenhaus sonst noch weniger zu ertragen gewesen. Während ich nun das Buch von Salman Rushdie las, verglich ich es oft mit dem Buch von Marianne Eschbach. Es ist sicher ein ungerechtfertigter Vergleich, weil die beiden Bücher zu zwei verschiedenen Kategorien gehören. Rushdie schrieb sein Buch im Versteck, in das er sich in Folge der Fatwa von Khomeini wegen der “Satanischen Verse” flüchten muss, für seinen Sohn. Er verarbeitet darin die Auswirkungen der Fatwa und will seinem Sohn damit einiges erklären. Warum Eschbach ihr Buch geschrieben, habe ich nicht verstanden, auch was sie damit aussagen wollte, erschloss sich mir nicht. 