Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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3
Aug
2007

Die alte Maus

Es war einmal eine alte Maus, die hockte am Rand eines Blumenbeetes im Schatten eines Busches. Sie streckte die Nase in die Luft, roch den Sommer, der nun doch noch endlich gekommen war, nachdem es wochenlang nur geregnet hatte. Ein Schmetterling flog an ihrem Versteckt vorbei. Die Sonne stand hoch am Himmel. Sie war froh, dass heute die Sonne schien. Ein schöner Tag dachte sie, so hatte sie es sich immer gewünscht. Sie war eine große fette braune Maus, durch ihr Fell zogen sich nur wenige graue Strähnen. Sie überlegt, ob sie sich jetzt schon in die Sonne legen sollte, sie fühlte in sich hinein. Nein noch war es nicht so weit. Wenn sie jetzt auf den Asphalt legte, wäre die Gefahr, dass sie doch gefressen würde, zu gross. Sie erinnerte sich an ihre Geschwister, alle waren sie längst Beute eines Raubtiers geworden. Die kleine Schwester war gleich am ersten Tag nach ihrer Geburt, als sie sich aus der Höhle trauten, um die Wiese zu erkunden, von einem Fuchs verschlungen wurden. Die Maus seufzte. So war das eben, als Maus. Mäuse sind zum Fressen da. Lautet der erste Satz, den sie von ihrer Mutter gelernt hatte. Der Tod gehörte von Anfang zum Leben dazu. Immer war sie auf der Hut gewesen, hatte vorsichtig geschnuppert und gehorcht, bevor sie sich aus ihrer Höhle wagte. Einmal hatte sie stundenlang im Eingang ihres Loches gehockt, obwohl damals ein noch schöner Sommertag als heute war und obwohl über die Wiese ein verführerischer Duft nach Käse und Speck strömte. Die ganze Zeit starrte sie zum Himmel, ein Mäusebussard kreiste über der Wiese. Sie träumte von dem Käse und dem Speck. Endlich verlor der Raubvogel die Geduld und gleite zu den Wiesen jenseits des Waldes, um dort nach Beute zu spähen. Die Sonne hing inzwischen tief über den Horizont. Dann erst hatte sich die Maus damals herausgetraut aus ihrem Loch.

Die Eingangstür des Bürogebäudes öffnet sich. Die Maus verkroch sich im Gebüsch. Menschen war gefährlich. Von dieser Frau, die über den Hof zu ihrem Wagen ging, hatte die Maus wenig zu befürchten, den die Frau humpelt und zog ein Bein nach. Ihre Schuhe schlurften über den Boden. Ein Geräusch, dass in den empfindlich Ohren der Maus unangenehm war. Trotz ihres Alters war, konnte sie noch immer so gut hören wie als sie noch ein junges Mäuschen war. Nur ihre Beinchen waren nicht mehr so kräftig. Wenn sie über die Wiesen schlich, schmerzten die Gelenke, weshalb sie nur noch selten nach Nahrung suchte. Wenn sie während der letzten Tage hungrig in ihrem Loch eingerollt hatte, betete sie jedes Mal, der Sommer rechtzeitig kommen möge.

Die Frau hatte ihren Wagen erreicht und fuhr davon. Die alte Maus kroch an den Rand des Gebüsches. Sie spürte, dass ihre Zeit gekommen war. Sie spähte zum Himmel: Kein Raubvogel in Sicht, keine Krähe, die sich oft um diese Tageszeit hier herumtrieben. Hunde hatte sie nicht zu fürchten, die kamen erst später am Nachmittag mit den Spaziergänger. Katzen streunten hier selten herum, weil das Bürogebäude abseits der nächsten Siedlung lag. Sie konnte es wagen. Jetzt oder nie! Die alte Maus kroch aus dem Gebüsch hervor. Sie atmetet tief ein, sie spürte einen Stich in der Seite, sie hustete. Langsam kroch sie aus dem Schatten in die Sonne. Ihre Muskeln begannen zu zittern, ihre Kräfte schwanden. Sie streckte die Beine aus, ließ sich auf die warmen Steine sinken. Sie spitzte die Ohren, als sie den Schrei eines Bussards hörte, aber der entfernte sich. Sie schloss die Augen, erinnerte sich an den Duften von Käse, den Geschmack von reifen Erdbeeren, hörte das Laub über ihrer Winterhöhle rascheln. So hatte sich es sich immer gewünscht, im Sonnenschein, einmal tief Luft holte sie Luft, atmete langsam für immer aus.

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