Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

Hinweise

Wenn Sie meinen Weblog zum ersten Mal besuchen, bitte ich Sie, auch die Texte unter Hinweise zu lesen.

Vielen Dank für Ihren Besuch

Aktuelle Beiträge

Das Streben nach Angst
Seit Jahren gibt es eine Weisheit unter Werbestrategen:...
sarah.tegtmeier - 5. Apr, 22:47
Sinkflug
Er verlässt seinen Platz, seinen Arbeitsplatz, ohne...
sarah.tegtmeier - 7. Mai, 22:24
Liebe Sarah, manche Passagen...
Liebe Sarah, manche Passagen aus deinem Text fühlen...
Wally (Gast) - 9. Mär, 13:12
Ohne Zweifel von außen,
auch ohne Selbstzweifel wird man nicht besser, oder? Vielleicht...
HARFIM - 2. Mär, 00:10
Schreibheimat
Gestern kam die neue Ausgabe der TextArt. Auch wenn...
sarah.tegtmeier - 1. Mär, 22:25

Links

4
Dez
2005

Funktionalanalysis

Gerade eben machte ich einen ersten Schritt hin zur Bewältigung meiner mathematischen Vergangenheit. In dem Regal hinter mir stehen noch immer Ordner mit Vorlesungsmitschriften. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in einem dieser Ordner geblättert habe. Meine letzte Mathematiik-Diplomprüfung war irgendwann im März 1997, also vor fast neun Jahren. Die Prüfung ging über numerische Analysis. Die Mitschriften dazu habe ich glaube ich schon bald, nachdem ich das Diplom hatte, entsorgt. Nach dem Ende des Studiums bewahrte ich die Mitschriften von Vorlesungen auf, die mich begeistert hatten: reelle Funktionen, Approximationstheorie I + II, Fourieranalyis. Während meines Umzuges letztes Jahr brachte ich es nicht übers Herz, die Mitschrifen zum Altpapier zu geben. Ich packte die Ordner in Umzugskartons und stellte sie in der neuen Wohnung wieder ins Regal. Sie dokumentieren einen Teil meines Lebens: Wieviele Stunden hatte ich während meines Studiums damit gearbeitet, wie befriedigt war ich gewesen, wenn ich endlich einen Beweis verstanden hatte. Nein, ich konnte sie nicht wegwerfen, denn das hätte bedeutet, dass ich einen Teil meines Lebens weggeworfen hätte.

Genau das habe ich gerade getan. Während ich an dem Entwurf für eine Geschichte arbeitete, wollte ich einige Notizen dazu abheften, hatte aber keinen leeren Ordner parat. Ich drehte mich um, sah auf die Ordner mit den Vorlesungsmitschriften. Mein Blick fiel auf den Ordner mit der Aufschrift "Funktionalanalysis I+II". Der Inhalt des Ordners bestand zum größten Teil aus der Kopie einer Mitschrift, die ich mir damals von einem Kommilitonen ausgeliehen hatte, weil Funk-Ana einen Teil der Prüfung in reiner Mathematik abdecken sollte. Es war kein Fach, das mich begeisterte. Das meiste aus dem ersten Teil hatte ich in anderen Vorlesungen gehört, mit dem zweiten, in dem es um Spektraltheorie ging, hatte ich nie etwas anfangen können. Es war deshalb war keine große Überwindung die Blätter herauszunehmen und ins Altpapier zu tun. Trotzdem blätterte ich vorher noch einmal durch die Vorlesung, um mich zu überzeugen, dass sie keine Bedeutung mehr für mich hatten.

Vielleicht war das der erste Schritt, vielleicht werden die restlichen Vorlesungen demnächst auch ins Altpapier wandern. Aber dann wäre nichts mehr übrig von meinem Mathematik-Studium, dann hätte ich nur noch die Erinnerung an ein paar Sätze, die mich vor Jahren mit großen Augen staunen ließen. Heute blicke ich viel nüchterner auf dieses Staunen zurück. In den letzten neun Jahren habe ich das, was in den Mitschriften steht nicht gebraucht, und während der nächsten neun Jahre werden ich sie noch weniger brauchen. Weder für den Beruf, den ich ausübe, noch für den Traum von einer Karriere als Autorin spielen sie eine Rolle. Warum fällt es mir dann so schwer die Mitschrift zur "Approximationstheorie I" wegzuwerfen. Weil ich noch immer über den Satz von Bohmann-Korovkin staune? Warum kann ich mich nicht von den "reellen Funktionen" trennen? Weil mich messbare Funktionen noch immer faszinieren?

Ich glaube ich werde mich niemals von "Approximationsheorie I" und "reelle Funktionen" trennen können. Sie beinhalten den Kern dessen, was mich noch heute nach an Mathematik fesselt. Wahrscheinlich sind diese beiden Vorlesungen so tief in mir drin, dass ich sie aus meinem Fleisch herausschneiden müsste, sollte ich sie loswerden wollen. Wer weiß - vielleicht nächstes Jahr nach der geschlechtsangleichenden Operation ...

Aphorismen
Augen Auf!
Beobachtungen
Computer
Der Turm von Gwallor
Filme
Fingerübungen
Gedanken
Geschichten
Gesellschaft
Hinweise
Kunst
Literatur
Morgenseiten
Musik
NaNoWriMo
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren