Jetzt
Was mache ich jetzt? Was mache ich hier? Ich sitze vor meinem Rechner. Der Tag war lang, trotzdem war er belanglos, einer dieser Tage, die sich endlos aneinanderreihen, Perlen auf einer Kette, eine gleicht der anderen, makellos schön, doch in ihrer Gleichartigkeit langweilig und frustrierend. Keine Kratzer bekommen, keine Schramme habe ich mir heute geschlagen. Leerlauf? Hochtouriges Rasen am Rand des Seins? Was soll ich über so einen Tag schreiben. Ich bin aufgestanden, zur Arbeit gefahren, der übliche Kantinenplausch. nach Haus gefahren, gegessen, meine Katzen versorgt, ein paar krankengymnastische Übungen gemacht, an einer Geschichte gewerkelt - jetzt sitz ich hier - und nun? Mera sitzt auf meinem Schoss, ein schnurrendes Heizkissen, Sansa hat sich unter meiner Schreibtischlampe zusammengerollt. Der Lüfter meines Rechner summt, die Tastatur klickert, während ich tippe. Die Gasetagenheizung springt raunend an. In der Nacht hinter dem Fenster spiegele ich mich. Warum spiegelt man sich eigentlich nur nachts in Fensterscheiben? "Du Dummerchen, du spiegelst dich immer in Fensterscheiben, nur das Bild ist so schwach, dass du es bei Tag nicht siehst." Also tagsüber so viele Bilder, dass ich mich selbst nicht sehe. Mein Tinitus fiept in den Ohren, jemand poltert durch Treppenhaus, die Haustür fällt in Schloss, dann wieder Stille. Meine Katzen sind hier, ich bin hier. Auf einmal bin nicht mehr müde. Was mache ich jetzt: Schlafen? Lesen? Schreiben?
sarah.tegtmeier - 1. Dez, 23:15