Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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Musik

21
Feb
2010

Ein Geständnis

Eigentlich ist es mir peinlich darüber zu schreiben. Noch vor zwei Wochen hätte ich nicht gedacht, dass ich von diesem Virus infeziert werde. Heute Abend wollte ich eigentlich lesen, stattdessen habe ich im Internet nach einer Möglichkeit gesucht, wie ich es doch noch gucken kann. Ich habe keinen Kabelanschluss. In meinem Fernseher kann ich nur zwölf Programme sehen, nur die öffentlichrechtlichen, die ich hier in Aachen über DVBT empfangen kann. Bisher haben mir diese wenigen Kanäle vollkommen gereicht. Selbst von diesem Dutzend dienen einige nur zum Durchzappen. Bei NDR3, SWF3, Kinderkanal/ZDF neo bleibe ich nur selten hängen. Bisher vermisste ich RTL, Sat1, Pro7 nicht. Wenn ich einen aktuellen Spielfilme gucken willen, leihe ich ihn mir auf DVD aus. Von Werbung unterbrochene Filme finde ich furchtbar. Auf die privaten Sender habe ich eigentlich mit Verachtung herabgeschaut: Unterschichtenfernsehen, anspruchslos und quotengeil, das waren meine üblichen Gedanken zu diesen Programmen.

Seit letzter Woche hat sich das zwar nicht vollkommen, aber doch ein wenig geändert. Wegen Karneval, diesem seltsam Brauchtum des Rheinlandes, mit dem ich mich in den 20 Jahren, die ich in Aachen lebe, nie anfreunden konnte, floh ich zu meinen Eltern. Meine Schwester nutze die Gelegenheit ebenfalls, so dass wir am Freitag gemeinsam im Zug Richtung Südniedersachsen fuhren.

Am Samstag saß ich dann mit meiner Familie vorm Fernsehe. Ich hätte mich in mein altes Zimmer zurück ziehen können, um zu lesen oder sogar zu schreiben. Aber wer will sich schon von der Familie absondern, wenn man die Eltern nur drei bis vier mal pro Jahr besucht. Auf keinem Kanal kam ein interessanter Spielfilm, ARD oder ZDF übertrug eine Karnevalssitzung. Also was hätten wir anderes gucken können? Wenn meine Schwester nicht dabei gewesen wäre, hätte ich mit meinen Eltern sicher Karneval geguckt und tapfer zwei Stunden ausgeharrt. Wer weiß, was letzte Woche begann, wird vielleicht erraten, nach welcher Möglichkeit ich heute gesucht habe, nämlich irgendwie doch die Fortsetzung von etwas zu sehen, dass ich in den letzten fünf Jahren ignorierte und eher mit dem ratlosen Kopfschütteln eines Intellektuellen kommentierte. Was gucken die Leute nicht für einen Scheiß! Was ist das nicht für ein blöder Typ! Aber ich bin keine Intellektuelle, ich will es auch gar nicht sein. Ich habe keine Lust nur schwarze Klamotten zu tragen.

Also kann ich es jetzt endlich gestehen: Am besten gefielen mir heute Abend Kim, Manuel und Mehrzad. Am meisten überraschte mich Marcel, dessen Ritt auf der Kuh von letzter Woche ich so peinlich und schlecht fand, dass ich heute noch nicht verstehe, wie er es unter die ersten zehn schaffte. Seine Interpretation des Sportfreunde Stiller Hits hatte was, wenn mich auch seine Stimme nicht überzeugte.
Die angenehmste Überraschung letzte Woche war Dieter Bohlen. Ich mag seine Musik nicht. Und ich mag ihn selbst auch nicht. Ein Proll, ein Wichtigtuer. Aber seine Kommentare waren, fundiert, auch wenn er sie auf seine spezielle Art formulierte.

Ich habe mir jetzt sogar die DSDS App auf mein iPhone geladen und darauf die Bekanntgabe des Voting geguckt, an dem ich letzte Woche sogar mit zwei SMS für Mehrzahd und Menowin teilgenommen habe.

Seit Wochen habe ich überlegt, dass ich mal wieder einen Beitrag für meinen Weblog schreiben sollte. Und nun schreibe ich tatsächlich über DSDS, wie ist mir das peinlich. Aber ich habe mit ihnen gefiebert. Ich wollte sie hören und sehen, wissen, wer es in die nächste Runde schafft. Wahrscheinlich werde ich auch die nächsten Wochen gucken. So ist das eben mit einer Infektion. Man weiß vorher nicht, ob einen die Keime krank machen oder man genug Antikörper hat. Drei Tage kommt der Schnupfen, drei Tage bleibt er, drei Tage geht.

Hätte man mir das alles vor zwei Wochen prophezeit, ich hätte mit einem intellektuellen Kopfschütteln geantwortet.

10
Jun
2007

Shnirele, Perele

"Shnirele, Perele" ist ein jüdisches Volkslied. Zum ersten Mal hörte ich es vor über fünfzehn Jahren auf WDR I. Damals gab es noch kein EinsLive. Die einzeln Sender des WDR waren noch nicht stromlinienförmig durchgestylt. Es gab noch Brüche und Überraschungen im Radio, nicht so wie heute, da jeder Geschmack seinen Spartensender hat und nicht mehr der Gefahr unterliegt etwas entdecken zu müssen. Ich war damals ein treuer Hörer der FlipZeit und der Popsession. Immer lag eine Tape in meinem Kassettendeck, um Titel, die mir gefielen, mit zu schneiden. Internet und Playlists, in denen man Titel und Interpreten hätte nach schlagen können, gab es noch nict. Oft verpasste ich beim Aufnehmen die Ansage des Moderators oder verstand ihn nicht richtig, wenn er Titel und Interpret eines Stück nannte. Aus diesem Grund gewöhnte ich mir irgendwann an, grundsätzlich ganzen Sendungen und nicht nur einzelne Stücke aufzuzeichnen. Dann konnte ich später Stücke, die mir gefielen, herausschneiden und die Ansage des Moderators so oft wiederholen, bis ich sie verstanden hatte. Trotzdem schaffte ich es manchmal nicht Titel und Interpreten zu identifizieren, obwohl ich meinen Mitschnitt mehrmals zurück spulte, um die Angaben des Moderators noch einmal zu hören.

rythm jewsSo ging es mir auch, als ich die Version von "Shnirele, Perele" von The Klezmatics hörte und aufnahm. Es war Allerheiligen und der Moderator hatte ein Programm mit ruhigen, nachdenklichen Songs zusammengestellt, von denen ich noch einige weitere mitschnitt, die ich bis heute nicht alle identifizieren konnte. Die Kassette habe ich noch, inzwischen aber digitalisiert auf meiner Festplatte. Die Version der Klezmatics stammt von ihrer CD "rythm + jews" aus dem Jahr 1990. Das Lied ist für mich sehr wichtig. Ich höre es, wenn ich mich erinnern will. So zum Beispiel, nachdem ich das erste Mal Schindlers Liste mit einem Freund gesehen hatte. Wir standen nach der Vorstellung ziemlich still im Foyer des Kino. Ein paar der Kinobesucher wischten sich Tränen aus den Augen, als sie an uns vorbei gingen. Uns war nicht danach, wie wir es sonst nach einem Kinobesuch immer taten, in einer Kneipe bei eienm Bierchen über den Film zu reden. Wir trennten uns und gingenn jeder für sich nach Hause. Schon während des Heimweg ging mir "Shnirele, Perele" duch den Kopf. Als ich dann wieder in meiner Wohnung war, legte ich die Kassette ein und hörte das Lied, wahrscheinlich sogar mehrmals.

Erst letzes Jahr habe ich "The Klezmatics" im Internet gefunden und dann auch den Titel. Eine sehr schöne, ganz andere Interpretation könnt ihr hier hören: Shnirele, Perele

Heute schreibe ich über das Lied, weil ich bei YouTube ein grandiosen Konzermitschnitt der Klezmatics gefunden habe: The Klezmatics with Joshua Nelson

Um mich zu erinnern, um nicht zu vergessen, darum ist dieses Lied eines meiner Lieblingslieder.

shnirele perele, gildene fon,
mashiekh ben david zizt oybn on.

er halt a bekher in der rekhter hant,
makht a brokhe oyfn gantsn land.
oy omen veomen, dos iz vor,
mashiekh vet kumen hayntiks yor.

vet er kumen zu forn, veln zajn gut yorn.
vet er kumen zu raytn, veln zajn gute zaytn.
vet er kumen zu geyn, veln ale yidn in
erets yisroel aynshteyn.

5
Feb
2007

Nocturn

Du startest iTunes und wählst das Album Aerial aus, du klickst auf den Song "Nocturn". Du drückst den Playknopf. Du lehnst dich zurück. Dein Bürostuhl quietscht. Der Song beginnt. Du schließt die Augen und stehst an einem Strand. Du bist nackt. Deine Kleidung hast Du in den Dünen zu einem Haufen zusammengelegt. Du schaust nach links, nach rechts den Strand entlang. Da stehen andere, nackt wie du, Männer, Frauen, Kinder. Ihr lächelt Euch an. Wie auf ein geheimes Komando macht Ihr alle gleichzeitig einen Schritt, ein paar Sekunden später den nächsten, dann geht Ihr auf das Meer zu. Du blickst hoch zum Himmel, Sterne funkeln über Dir wie Algen, Plankton, Krill in einen unendlich tiefen Ozean. Das Meer ist weit draußen. Einen langen Weg hast Du zu gehen. Der Sand ist trocken von der Glut des Sommertages, die Sonne taucht hinter den Horizont, ein glutroter Ball, an ihrer oberen Kante strahlt für einen Augenblick ein grüner Lichtblitz. Du hast den Namen dieses Phänomens vergessen, aber Du weißt, das es diesen Effekt gibt. Du hast ihn erst vor einigen Tagen auf der Seite des Astronomy Picture of the Day gesehen. Du gehst weiter, Schritt für Schritt, manchmal blickst Du zu den anderen, aber der Horizont zieht deine Augen an, als gäbe es dahinter etwas, das deinen Hunger, deinen Durst - wonach? - stillen könnte. Die Dunkelheit kommt rasch. Ein paar Möwen kreischen über euch, heisere Schreie. Ansporn? Eine Warnung? Es ist jetzt so dunkel, Du kannst kaum deine Füße sehen. Wenn Du zurück blickst zum Strand, siehst Du die Fußspuren im Sternenlicht glitzern, Perlen einer gerissenen Kette. Wer hat sie getragen? Das Wasser erschrickt Dich, als die ersten Wellen Deine Füße umspülen. Wieder siehst Du zu den anderen, einige lächeln Dir zu, andere fürchten sich. Ihr geht weiter ins Meer hinaus. Es ist warm. Das Meer kommt schnell, die Flut ist schneller als das Licht. Du watest in den Ozean hinaus. Die Wellen branden gegen deinen Brustkorb. Das Wasser ist salzig, brennt in den Augen. Die ersten lassen sich ins Wasser gleiten, schwimmen weiter zum Horizont, immer weiter hinaus, immer tiefer hinein in den Ozean. Erst als Du den Boden nur noch mit den Fußspitzen berührst, fängst auch Du an zu schwimmen. Tiefste, dunkelste Nacht und doch wird die Nacht immer schwärrzer, jedes Photon lasst Ihr hinter Euch. Jede Hoffnung? Irgendwo plätschert etwas, als springe jemand ins Wasser. Du ahnst das Signal, Du streckst den Kopf nach oben, ein paar winzige Sterne, Du holst Luft, dann tauchst Du, erst mit geschlossen Augen, dann öffnest Du sie, Du siehst die Schatten der anderen. Tiefer taucht Ihr, immer tiefer hinab. Du hast deinen Atem vergessen, Du bereust es nicht. Tiefer! Tiefer! Tiefer! Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht. Das Schimmern schwillt von allen Seiten an, da kommt es das Licht. Wie tief bist Du? Wie tief Du bist! Du tauchst weiter. Das Licht kommt ...

2
Feb
2007

Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven

Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven

Eigentlich war ich gerade dabei eine Playlist im iTunes zusammenzustellen, um sie später irgendwann im iTunes-Store zu veröffentlichen. Der Name dieser Playlist ist "Sonne" und sie war einst einem bestimmten Menschen gewidmet, aber das ist eine andere Geschichte...

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ich schob die Titel nicht einfach nur auf der Playlist hin und her, ich hörte einige davon auch an. Bei dem Stück "Sleep: They Don't Sleep Anymore On The Beach / Monheim / Broken Windows, Locks Of Love Part III/" bin ich hängen geblieben. Es ist das erste Stück auf der zweiten CD des Album "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven" der kanadischen Band "Godspeed You! Black Emperor". Es hat eine Länge von 23 Minuten 17 Sekunden. Kein eingängiger 4:30 Popsong also. Erst recht keine Pop-Musik. Aber was ist das für Musik? iTunes listet das Album unter dem Genre "Alternative & Punk". Was auch immer das ist. Zu dieser Kategorie gehören auch die ersten zwei Alben von Coldplay, ebenso Alben von Billy Bragg, Kate Bush, Patti Smith und The Notwist. Ich kenn' ja mich mit Musik-Kategorien nicht so aus. Die Musik kein dieser Bands und Interpreten ist vergleichbar mit "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven".

Was ist das also für Musik? Spontan fällt mir nur ein: Krach. Aber das ist eine zu abfällige Bezeichnung und sie ist auch nicht korrekt, denn auf laute kreischende Passagen folgen immer wieder ruhige und melodische Teile. In den letzten fünf bis sechs Jahren gab es kein Album, das mich auf ähnliche Weise fasziniert hat.

Das Albbum beginnt ruhig, eine lang gezogene Trompet, eine montone elektrische Gitarre, Percussions geschlagen in eine eintönigen Rhythmus. Das ganz schwillt sacht an, gewinnt an Intensität, man spürt dann kommt es heran, aus dem Untergrund schleicht sich ein leises Schlag in Begleitung einer elektrisch verstärkten Geige heran, immer näher kommt es, dann bricht auf einaml der Krach auf einen nieder: Drums hämmern, Bässe brummen, E-Gitarren schreien, bis es einen vorläufigen Höhepunkt erreicht und abrupt verstummt, um zu verschnaufen und wieder langsam anzuschwellen. So geht es weiter, Spannungsaufbau, Spannungsabfall, so geht es weiter, leise, fast stille Moment, dann wieder übereinander geschichteter Lärm, wie verrostende Wrack, knappe anderthalb Stunden reißt man die Ohren auf, auf keinen Funken dieser poetischen Schallkonstruktion zu verpassen. Und wenn man dann endlich durch, erleichtert aufatmet hindurch gekommen zu sein, dann dröhnt es nach, man fragt sich, was war das jetzt, man geht wieder zurück an den Anfang, taucht noch einmal ein.

Wenn ich Musik höre, die mir gefällt, bewege ich mich normaler Weise irgendwie dazu, ich wippe mit dem Kopf, trommle mit den Händern auf dem Tisch vor mir, lasse Kopf und Oberkörper kreisen. Als ich das erste Mal "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven" hörte, war ich wie gelähmt. Wie sollte ich mich dazu bewegen. Ich hockte auf meinem Sessel, presste die Kopfhörer an meine Ohren und staunte, was es da alles zu hören gab. Dieses Staunen vor Musik, dieses fast schon ehrfürchtig Niederknien vor etwas Großartigem, habe ich seitdem bei Musik erst vor kurzem wieder erlebt, nämlich als ich die Sinfonie Nr.2 D-Dur op. 43 von Jean Sibelius dirigiert von Herbert von Karajan hört, auch da staunte ich, was es alles zu hören gab. Ist also die Musik von Godspeed You! Black Emperor so etwas wie klassische Musik, nur auf anderen Instrumenten?

14
Jan
2007

The First Emperor

Ich war gerade in der Metropolitan Opera in New York. Nun sitze ich wieder an meinen Schreibtisch und versuche meine Eindrücke zu der Oper "The First Emperor" von Tan Dun zu beschreiben. Erwartet nicht zu viel mir, auf keinen Fall so etwas wie eine Opernkritik, dazu habe ich viel zu wenig Ahnung von klassischer Musik und erst recht von Opern. Überhaupt tue ich mich noch schwer meine Eindrücke und Meinungen über Musik in Worte zu fassen. Musik berührt mich meist emotional. Oft kann ich gar nicht genau beschreiben, warum mir eine bestimmte Musik gefällt. So ähnlich geht es mir auch mit dieser Oper.

Nach New York reiste ich via einer Life-Übertragung aus MET im DeutschlandRadio Kultur. Als gegen viertel vor acht überlegt, was ich heute Abend hören sollte, während ich meine Lohnsteuererklärung für 2006 vorbereitete, hatte ich drei Alternativen zur Auswahl. Der Deutschlandfunk sendete ein Hörspiel über einen amerikanischen Jazzmusiker, das mich nicht interessierte. Auf WDR5 las Senta Berger ab 20 Uhr "Alice im Wunderland", die wollte ich eigentlich hören. Die Programmankündigung für DeutschlandRadio Kultur klang zwar interessant, aber der Name Tan Dun sagte mir zu dem Zeitpunkt nicht viel. Ein Freund von mir wird mich, wenn er das liest wieder wegen meines schlechten Gedächtnis schelten, denn Tan Dun ist der Komponist der Filmmusik zu "Crouching Tiger, Hidden Dragon", für die er einen Oscar erhielt. Das sollte ich wissen, denn mich haben sowohl der Film als auch seine Musik damals sehr beeindruckt. Dass ich Tan Dun bisher nicht mir der Musik von "Crouching Tiger, Hidden Dragon" in Verbindung gebracht habe, liegt wohl daran, dass ich bei der Musik an den Cellisten Yo-Yo Ma denke.

Eigentlich habe ich nur das DeutschlandRadio Kultur eingeschaltet, weil ich bis zum Beginn der Lesung auf WDR5 weder die Bärenbude noch Yesterday auf WDR2 hören wollte, ein bisschen Neugierde war auch dabei. Aber als ich dann in die Übertragung aus der MET schaltete, fesselte mich die Musik sofort. Die Handlung von "The First Emperor" rankt sich um den ersten chinesischen Kaiser Qin, der das chinesische Reich verenigte. Die Titelrolle wird gesungen von Plácido Domingo. Die Musik der Oper überraschte mich, sie klingt nicht so wie eine europäische Oper, sondern ähnelt der Musik zu "Crouching Tiger, Hidden Dragon", eine sehr schöne symbiose aus europäischer und chinesischer Musik. Ich bedaure inzwischen sehr, dass ich nicht früher auf die Übertragung aufmerksam geworden bin und den Anfang des ersten Aktes verpasst habe. Mehr über die Oper erfahrt ihr auf dieser Seite The First Emperor der MET.

In der Pause sendete das DeutschlandRadio Kultur einen Beitrag über Tan Dun und seine Musik, die wohl ein Zusammenspiel traditioneller chinesischer und europäischer Elemente ist. Erst durch durch diese Beitrag erfuhr ich von der Verbindung zu "Crouching Tiger, Hidden Dragon".

Über den Link zu "The First Emperor" erfährt man auch, dass die MET regelmäßig Aufführungen im Radio überträgt, deren Sendung weltweit von Radiostationen übernommen wird. In Amerika gibt es auch Kinos, in denen die Aufführungen gezeigt werden. Die MET sucht inzwischen schon europäische Kinos für Übetragungen. Aber zu hoffen, dass eines der Aachener Kinos irgendwann eine Aufführung live aus der MET überträgt, ist wohl vergebens.

10
Okt
2006

Til Kingdom Come

Nachdem ich eine halbe Stunde gepömpert habe (vielleicht beschreibe ich irgendwann, was pömpern ist) und dabei eine weiteres Kapitel von "Pinocchio" auf meinem iPod gehört habe, liege ich halb nackt auf meinem Bett. Mir fröstelt einwenig, weil durch das geöffnete Fenster meines Schlafzimmers die Oktobernacht hereinweht. Meine Katzen streunen im Hinterhof, ich höre sie durchs Laub tapsen. Mir ist nach Musik und so greife ich nach meinem iPod, navigiere vom Hauptmenu aus zu "Einstellungen" und ändere dort den Punkt "Wiederholen" von "Aus" auf "Ein". Der iPod wird nun das Lied, das ich gleich auswähle immer wieder von neuem spielen, bis in alle Ewigkeit, was genau das ist, was ich will: das nächste Lied bis in alle Ewigkeit hören oder wenigstens so lange, bis ich einschlafe oder die Akkus des iPod leer sind. Man muss Kompromisse machen. Ich drücke mich zurück zum Hauptmenu und folge von dort dem Pfad "Musik" > "Musikrichtungen" > "Alternative" > "Coldplay" > "X & Y" > "Til Kingdom Come". Obwohl ich genau weiß, wie unvernünftig das ist, schraube ich die Lautstärke bis zum Anschlag hoch und drücke mit dem Zeigefinger auf den schwarzen Kreis in der Mitte des Bedienfeldes.

"One, two", gibt Chris Martin den Takt vor, jemand haut auf eine Klaviertaste, die Gitarre beginnt zu spielen, und Chris Martin beginnt zu singen: "Steal my heart and hold my tongue..."

Ich singe den Text mit, nein ich gröle ihn mit, tanze mit geschlossen Augen, während ich auf meinem Bett liege, viel zu schnell ist der Song zu Ende, aber dann wieder:

"One, two, ..."

Ich stehe vom Bett auf, halte mich an einem Regal fest, tanze zu dem Song.

"One, two, ..."

Ich setze mich an meinen Schreibtisch und trommle den Rhythmus mit den Fäusten, die Tastatur meines Rechners vibriert, ich starte iTunes und selektiert "Til Kingdom Come"

"One, two, ..."

Aus vier Brüllwürfeln dröhnt das Lied so laut, dass meine Katzen ins vodere Zimmer flüchten. Es 23:45 Uhr, ich sorge mich nicht um Zimmerlautstärke, beschalle das Treppenhaus, meine Nachbarn sind mir egal.

Die anderen Songs des dritten Albums von Coldplay kenne ich nicht. Als ich "X & Y" das erste Mal hörte, rauschten die Songs an mir vorbei, ohne das mich irgendeiner die Lautstärke höher drehen ließ, keiner kam mir neu oder hörenswert vor, bis auf einmal dieses

"One, two, ..."

in meinem Kopfhörer ertönte. Ich wusste damals nicht, dass "Til Kingdom Come" ein Hidden-Track auf der CD ist, weil ich mir die CD über irgendeine Tauschbörse herunterlud, ich musste also nicht zwanzig Minuten oder so warten, bis nach dem letzten offiziellen Titel "Til Kingdom Come" kam. Warum der Titel versteckt ist, verstehe ich ich, für mich ist es der einzige Titel auf "X & Y". Ich habe das gesamte Album auf meinem iPod, manchmal denke ich, dass ich auch die anderen Titel hören sollte, aber immer wenn ich das Album auswähle, drehe ich mich automatisch zu "Til Kingdom Come". Bis das Königreich kommt, so lange könnte ich "Til Kingdom Come" hören.

"One, two, ..."

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