Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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11
Aug
2008

Morgen kann es losgehen

“Morgen kann es losgehen” Jan lehnte sich über den Tisch. Martha liebte diesen Ausdruck auf seinem Gesicht, ein tiefes Lachen, mit offenen Augen, strahlten eine Zuverischt aus, die sie selbst bei sich noch nicht spürte. “Freust Du dich schon?”

“Ja, irgendwie schon” Sie nippte an ihrem Milchkaffee, schaute aus dem Fenster ihrer Küche. “Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffe.”

“Du schaffst das!” Jans Augen zwinkerten nicht eine Sekunde. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. “Du bist vorbereitet. Es kann nichts schief gehen. Warum zweifelst du?”

Er hatte gut reden, er musste es ja nicht machen, er musste sie nur aufmuntern. Sie hätte gern die Rollen getauscht, nein, nicht wirklich, sie freute sich ja auch, dass es morgen los ging. Aber seine Zuversicht irritierte sie.

“Du musst es ja nicht machen. Du hast gut reden.”

Sie senkte den Blick. Die Tischplatte reflektierte ihr Spiegelbild, blass, ein wenig unscharf, verschwommen. Was sie sah passte sehr gut zu ihren Gefühl.

“Das stimmt schon” Er wippte den mir dem Kopf. “Trotzdem beneide ich dich”

Sie sah ihn fragend an. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. Er setzte sich aufrecht hin, leckte beide Hände mit den Handflächen nach oben auf den Tisch.

“Was habe ich davon? Ich kann nichts gewinnen? Ich kann dich nur beobachten.”

Sie kniff die Augen zusammen, verstand nicht, was er ihr damit sagen wollte.

“Ich habe nichts, was ich morgen beginnen könnte. Ich werde um die gleiche Zeit aufstehen, duschen, mein Müsli machen, ein paar Tassen Kaffee trinken. Dann fahre ich ins Büro. Wenn ich Glück habe, werde ich mich nicht den ganzen Tag langweilen.” Er fasste ihre Hände, die sie ohne es richtig zu merken auch auf den Tisch gelegt hatte. “Aber du startest morgen in ein Abenteuer.”

“Und was wenn ich scheitere” Sie zog die Hand aus seinem Griff, nahm die leeren Tassen und stellte sie in die Spüle. “Wenn ich merke ich schaffe es nicht? Wenn es ein Desaster wird, wenn es sich als ein Fehler herausstellt?”

Sie wollte ihn jetzt nicht ansehen. Sie wusste genau, welchen Blick er jetzt drauf hatte. Diesen ironischen Schalk in den Augen winkeln, der alle Zweifel vertreiben konnte. Aber sie wollte zweifeln.

“Was kann dir den schon groß passieren” Er hatte dieses ärgerliche Talent, immer genau die Fragen zu stellen, die sie entwaffneten, die ihr klar machte, wie ungerechtfertigt ihre Bedenken waren. “Besteht für dich Lebensgefahr?”

Und jetzt schwieg er auch noch und wartete solange bis sie antwortete. Er konnte jetzt für den Rest des Abends am Tisch sitzen. Es machte ihm nichts aus. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken, wie er sich langsam durch die Kleidung wühlte, bis sie den Blick in jeder ihrer Körperzellen spürte. Sie schüttelte den Kopf.

“Bringst du sonst irgendjemanden in Gefahr?” Diesmal wartete er nicht ab, sondern beantwortete seine Frage selbst “Nein, niemanden? Na also!”

“Etwas!”, murmelte sie und hoffte, dass er sie nicht hörte.

“Etwas?” wiederholte er. “Etwas! Was soll das den sein?”

Martha drehte sich von der Spüle weg, wieder Jan zu. Sie hielt den Kopf gesenkt.

“Das”, begann sie und rieb sich eine Haarsträhne aus der Stirn. “Das Bild das ich mir von mir gemacht habe. Wenn ich dieses Bild verliere, wenn es nicht stimmt, wenn es falsch ist?”

Einen Moment starrte er sie einfach nur, ohne sich zu bewegen, den Blick auf sie gerichtet, mit leicht geöffneten Mund.

“Ja, da hast Recht!” Er nickte langsam mit dem Kopf. “Was sollst du dann machen?”

Dann sprang er auf, lief aus der Küche und kam mit zwei Zeichenblock und einigen Stiften zurück.

“Zeig es mir!” Er riss ein Blatt von Block, strich es auf dem Tisch glatt. “Mal es mir auf!”

“Jan, du verstehst das nicht ...”

Er zog sie von der Spüle fort, schob sie auf den Stuhl, auf dem sie zuvor gesessen hatte und drückte ihr einen Stift in die Hand.

“Mal mir dein Bild von dir!”

“Jan” Martha lächelte unsicher.

Jan nahm die Hand, in der sie den Stift hielt, und führte sie in die Blattmitte: “Los fang an!”

Sie mochte Jans verrückte Ideen, das hier war wieder so eine. Aber gut! Sollte er seinen Willen bekommen. Punkt - Punkt - Komma - Strich - fertig ist das Mondgesicht. Kaum hatte sie Mund auf das Papier gemalt, hielt sie inne. Etwas daran stimmte nicht. Sie schlug einen Kreis um das Mondgesicht und kritzelte noch ein paar Haar dran. Aber auch das war noch nicht richtig.

“So das reicht!” Jan riss ihr den Bogen unter ihrem Stift weg. Er zog ein Feuerzeug aus einer Hosentasch und entzündete das Papier.

“Jan, was tust du da?”

“Ich verbrenne das Bild, das du dir von dir gemacht hast” Er hielt das brennende Papier. Asche rieselte auf den Boden. Er riss ein neues Blatt von dem Block und breitete es vor ihr aus.

“Los! Mal mir ein neues Bild!” Er hielt ihr einen anderen Stift hin. Sein Blick war ernst und tief. “Das ist der Unterschied, Martha! Zwischen dir und mir. Du hast ein Bild von dir. Ich habe keines von mir, hatte ich noch nie und werde ich nie haben.”

Er ließ den Stift fallen und sank auf seinen Stuhl.

“Wenn du es verlierst, dann malst du dir einfach ein Neues!”

Martha blickte auf das leere Blatt und spürte den Drang, den Stift zu ergreifen und zu malen.
Sun-ray - 11. Aug, 01:01

das ist schön. sehr schön.

heute stellte mir jemand
die gruselige frage,
für wen ich mich halte.
sie hat mich beschäftigt,
denn ich fand keine antwort darauf.
außer der, dass ich solche frage
völlig unerheblich finde,
weil ich nun mal einfach bin.
trotzdem drängte kleiner teil in mir darauf,
dass es vielleicht wichtig wäre,
zu wissen, wofür ich mich halte.
ganz kleiner teil.

keine ahnung, für wen ich mich halte -
ist es nicht aufregend genug,
nicht zu wissen, wer man morgen ist?
und außerdem und sowieso?

ich danke dir für deine geschichte.
wir malen uns jeden tag neu,
nicht, weil wir niemand sind,
sondern weil wir uns täglich
neu überraschen.
sogar dann, wenn wir es nicht tun.
lichtblick .....


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