Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven
Eigentlich war ich gerade dabei eine Playlist im iTunes zusammenzustellen, um sie später irgendwann im iTunes-Store zu veröffentlichen. Der Name dieser Playlist ist "Sonne" und sie war einst einem bestimmten Menschen gewidmet, aber das ist eine andere Geschichte...
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ich schob die Titel nicht einfach nur auf der Playlist hin und her, ich hörte einige davon auch an. Bei dem Stück "Sleep: They Don't Sleep Anymore On The Beach / Monheim / Broken Windows, Locks Of Love Part III/" bin ich hängen geblieben. Es ist das erste Stück auf der zweiten CD des Album "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven" der kanadischen Band "Godspeed You! Black Emperor". Es hat eine Länge von 23 Minuten 17 Sekunden. Kein eingängiger 4:30 Popsong also. Erst recht keine Pop-Musik. Aber was ist das für Musik? iTunes listet das Album unter dem Genre "Alternative & Punk". Was auch immer das ist. Zu dieser Kategorie gehören auch die ersten zwei Alben von Coldplay, ebenso Alben von Billy Bragg, Kate Bush, Patti Smith und The Notwist. Ich kenn' ja mich mit Musik-Kategorien nicht so aus. Die Musik kein dieser Bands und Interpreten ist vergleichbar mit "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven".
Was ist das also für Musik? Spontan fällt mir nur ein: Krach. Aber das ist eine zu abfällige Bezeichnung und sie ist auch nicht korrekt, denn auf laute kreischende Passagen folgen immer wieder ruhige und melodische Teile. In den letzten fünf bis sechs Jahren gab es kein Album, das mich auf ähnliche Weise fasziniert hat.
Das Albbum beginnt ruhig, eine lang gezogene Trompet, eine montone elektrische Gitarre, Percussions geschlagen in eine eintönigen Rhythmus. Das ganz schwillt sacht an, gewinnt an Intensität, man spürt dann kommt es heran, aus dem Untergrund schleicht sich ein leises Schlag in Begleitung einer elektrisch verstärkten Geige heran, immer näher kommt es, dann bricht auf einaml der Krach auf einen nieder: Drums hämmern, Bässe brummen, E-Gitarren schreien, bis es einen vorläufigen Höhepunkt erreicht und abrupt verstummt, um zu verschnaufen und wieder langsam anzuschwellen. So geht es weiter, Spannungsaufbau, Spannungsabfall, so geht es weiter, leise, fast stille Moment, dann wieder übereinander geschichteter Lärm, wie verrostende Wrack, knappe anderthalb Stunden reißt man die Ohren auf, auf keinen Funken dieser poetischen Schallkonstruktion zu verpassen. Und wenn man dann endlich durch, erleichtert aufatmet hindurch gekommen zu sein, dann dröhnt es nach, man fragt sich, was war das jetzt, man geht wieder zurück an den Anfang, taucht noch einmal ein.
Wenn ich Musik höre, die mir gefällt, bewege ich mich normaler Weise irgendwie dazu, ich wippe mit dem Kopf, trommle mit den Händern auf dem Tisch vor mir, lasse Kopf und Oberkörper kreisen. Als ich das erste Mal "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven" hörte, war ich wie gelähmt. Wie sollte ich mich dazu bewegen. Ich hockte auf meinem Sessel, presste die Kopfhörer an meine Ohren und staunte, was es da alles zu hören gab. Dieses Staunen vor Musik, dieses fast schon ehrfürchtig Niederknien vor etwas Großartigem, habe ich seitdem bei Musik erst vor kurzem wieder erlebt, nämlich als ich die Sinfonie Nr.2 D-Dur op. 43 von Jean Sibelius dirigiert von Herbert von Karajan hört, auch da staunte ich, was es alles zu hören gab. Ist also die Musik von Godspeed You! Black Emperor so etwas wie klassische Musik, nur auf anderen Instrumenten?
sarah.tegtmeier - 2. Feb, 22:17
Bin mir nicht sicher...
Gruß Wally