Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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27
Jan
2008

Nutte

„Na, los nun fahr schon! Grüner wird’s nicht!“

Martha haute die Faust auf die Hupe. Der rote Polo machte einen Satz nach, dann blieb er wieder stehen.

„So Idiot! So ein Sonntagsfahrer! Kann noch nicht an einer Ampel anfahren!“

Sie blickte über die Schulter, suchte im Verkehr nach einer Lücke. Endlich fand sie eine, sie scherte aus der rechten Spur aus, um den Wagen vor ihr zu überholen. Gerade als sie Gas geben wollte, sprang die Ampel am auf rot.

„Scheiße!“

Im Rückspielgel sah, wie die Fahrerin des Polo immer noch mit dem Anlasser kämpfte. So wie die aussieht hat die ihren Führerschein vor über 40 Jahren gemacht. Das die überhaupt noch fahren darf.

Martha drehte die Lautstärke des CD-Players hoch. Sie stand mit ihrem Wagen in der ersten Reihe an der Ampel. Ein älterer Herr humpelte über die Straße, er trug zwei aufgerissene Plastiktüten, aus denen Bierflaschen herausragten. Martha beobachtete den Mann, vor dem Bordstein bliebstehen, trat zwei Mal auf der Stelle, bevor einen Fuss hob zum Schritt hob. Genau in dem Moment als er an der Eckbar vorüber humpelte, öffnete sich die Tür. Die Fenster der Bar waren mit schwarzer Folie zugeklebt. Auf einer Scheibe posierte das Bild einer Frau, die nur mit Slip und BH bekleidet, sie stemmte die Hände in die Hüften, hielt den Kopf schief und blickte verführerisch auf die Passanten.

Was müssen das für Männer sein, dachte Martha, die in solche Bars gehen, und was für Frauen arbeiten dort?

Ein Arm streckte sich aus dem Spalte, die Finger gespreizt, die Handfläche nach oben, als prüfe jemand, ob es regne. Die Hand wurde zurückgezogen. Eine Frau trat aus der Bar auf den Gehsteig. Sie löste das Band, das die schwarzen Haare zusammenhielt, legte den Kopf in den Nacken, fuhr mit Finger durch die Strähnen, schwarze glänzende Strähnen, die bis zu den Kniekehlen flossen, dunkles Wasser, das aus einer Quelle sprudelt. Ein Koreanerin oder eine Japanerin. Die Frau blickte nach beiden Seiten, während sie ihre Strickjacke zuknöpfte, sonst trug sie nur eine hautenge Jeans und Espandrillos, kein Schmuck, sie war ungeschminkt, drehte den Kopf zur Straße und auf einmal trafen sich ihre Blicke.

Obwohl die Musik noch immer aus den Lautsprecher dröhnte, schien es viel stiller im Wagen zu werden. Martha nahm eine Hand vom Lenkrad. Die Frau an der Straße, legte den Kopf zur Seite, hob die Mundwinkel zu einem Lächeln, dann eine Hand, zupfte mit den Finger einen Gruß aus der Luft, der wie eine unsichtbare Feder über den Gehsteig schwebte. Martha winkte schüchtern.

Dann hörte sie das Hupen der Wagen hinter ihr. Der rote Polo fuhr an ihr vorbei. Die Fahrerin zeigte Martha einen Vogel. Der alte Mann mit den Plastiktüten verschwand in einer Seitengasse. Martha trat auf die Kupplung, würgte beinah den Motor ab und schaffte es gerade noch bei gelb über die Kreuzung. Sie sah mehr in den Rückspiegel als nach vorn.

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