Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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6
Nov
2006

Die tote Katze VI

n

„Hier nimm erst mal einen Kaffee“, Claudia Borger drehte eine Thermoskanne auf und füllte einen Pappbecher, den sie Schröter reichte. Sie lehnte sich gegen den Zaun, der das Grundstück des Mordopfers von der Straße trennte. Sie steckte sich eine Zigarrette und hielt ihrem Kollegen die Schachtel hin.

„Danke“, Schröter nahm ihr den Becher ab. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht rauche.“

„Es gibt Momente in den solltet ihr Nichtraucher, euch ruhig verführen lassen.“ Borger blies Schröter den Rauch ins Gesicht. „Glaub mir in Situationen wie dieser ist eine gute Malboro oder eine Gaolois das einzige, was hilft.“

„Dir vielleicht, aber nicht mir.“ Der Kommissar spuckte auf den Bürgersteig.

„Jetzt sag nicht, dieser grauenvolle Kaffee hätte dir die Erleuchtung gegeben, wie wir den Fall angehen.“ Borger schnippte die Kippe in den Rinnstein und zog eine weitere Zigarette aus der Packung.

„Da brauch ich keine Erleuchtung.“ Schröter nahm einen Schluck aus dem Becher. „Wir gehen vor wie immer.“

„Also erst mal Zeugen befragen!“

„Ja, natürlich“

„Kein sehr kreativer Ansatz“, Borger zog an der Zigarette. „Ich mein, wenn man die Umstände berücksichtigt.“

„Was soll das denn heißen?“ Schröter musterte seine Kolleging.

„Hier stimmt was nicht. Das ist kein gewöhnlicher Mordfall.“

„Du wiederholst dich.“ Schröter nippte an seinem Kaffee „Kannst du mir sagen, was ein gewöhnlicher Mordfall ist. Für mich ist jeder Mord ungewöhnlich. Allein schon die Tatsache das jemand erstochen, erschossen, vergiftet oder was auch immer wurde. Ein Mord ist nie gewöhnlich.“

„Hast du heute wieder einen deiner gefürchteten Anfälle von Moral?“ Borger blies eine Rauchring. „Seitdem wir zusammen arbeiten, wundere ich immer wieder über diese Anfälle. Du machst diesen Job jetzt mindestens doppelt so lange wie ich. Das solltest du doch inzwischen eingesehen haben, dass es so was wie Moral nicht gibt.“

Schröter hatte keine Lust sich auf diese Diskussion mit seiner Kollegin einzulassen. Er betrachte die junge Frau aus den Augenwinkel heraus, während er mit einem Fuß eine Walnuss hin- und herdrehte und so tat als gäbe es im Moment keine interessantere Tätigkeit auf der Welt. Borger hatte ihr blondes Haar an diesem Morgen zu einem Dutt hoch gesteckt, den sie zwei Holzstäbchen fixiert hatte. Zusammen mit den schmalen, stets zusammengekniffenen Augen gab die Frisur Borger ein wenig das Aussehen einer Geisha. Sie müsste jetzt nur noch die Haare schwarz färben. Vielleicht war das ja ihre natürlich Haarfarbe, bei Frauen wusste man ja nie. Schröter versuchte sich vorzustellen, womit Borger natürlicher wirkte mit blond oder mit schwarz. Plötzlich musste er an Isabel denken, sie hatte gestern Abend angerufen, ob sie heute gemeinsam früh stücken wollten. Da wurde ja jetzt nichts. Er dachte in letzter Zeit immer häufiger und unvermittelter an Isabel. Sie kannten sich seit ein paar Wochen. Er hatte sie im Internet in einem Chat-Room kennen gelernt, in dem er eines Abends nur Neugier hinein gesurft war. Sie hatten sich eine Stunde nett über klassische Musik unterhalten, was eigentlich bisher nicht sein Spezialgebiet gewesen, aber seitdem er die Klassik-Edition der ZEIT bestellt hatte, hörte öfter Sinfonie-Konzerte. Isabel hatte sich die ZEIT-Edition auch gekauft und so waren sie ins Gespräch gekommen. Sie schlief jetzt sicher noch. Als er vorhin bei ihr angerufen hatte, um das Treffen mit ihr abzusagen, war nur ihr Anrufbeantworter dran gegangen, was ihn beruhigte, denn er wollte sie wegen der Absage nicht aus dem Schlaf klingeln.

„Ich hab' keine Lust mich mit dir so früh über Moral zu streiten.“ Schröter stürzte den Rest Kaffee hinunter, der noch in seinem Becher war. „Lass uns weiter machen.“

„Wie du willst.“ Borger ging zu dem Wagen, mit dem sie gekommen waren, und warf die Thermoskanne hinein.

Schröter schlug den Kragen seines Mantels hoch und sah die zu beiden Seiten die Straßen hinunter. Die Rollläden in dem Haus, das links von dem Tatort lag, waren herunter gelassen. Vermutlich waren die Besitzer verreist. In dem Haus rechts neben dem Tatort brannte noch keine Licht und alle Gardinen waren zugezogen.

„Wir fragen zunächst mal den Nachbarn von gegenüber.“

Schröter zeigte auf das Haus das auf der anderen Straßenseite. Im Erdgeschoss war einige Fenster erleuchtet, und Schröter glaube, dass von Zeit zu Zeit eine Gestalt hinter den Gardinen nach draußen guckte. Borger folgte dem Kommissar, als dieser die Straße überquerte. Das Haus hatte keine Vorgarten sondern grenzte direkt an den Bügersteig an. Über der Klingel prangte nur ein Schild auf dem J. Zeman in einer verschnörkelten Schreibschrift gestrieben stand. Borger klingelte. Nach einer Weile hörten sie Schritte hinter der Tür schlurfen, dann knackende Geräusche als jemand die Tür aufschloss. Die Tür öffnete sich einen Spalt weit. Ein Kettchen spannte sich zwischen Angel und Schloss. Eine alte Frau sah sie misstrauisch an.

„Guten Morgen, bitte entschuldigen sie die frühe Störung.“ Schröter zog seinen Dienstausweis hevor und zeigte ihn der Frau. „Ich bin Hauptkommissar Schröter, dies ist meine Kollegin Frau Borger. Dürften wir ein paar Fragen stellen?“

„Warum?“ Die Frau setzte eine Hornbrille auf, die sie an einer Kette um den Hals trug.

„In dem Haus gegenüber wurde eine Leiche gefunden.“

„Ja, mei, in dem Haus von dem Scheinemann. Ist dem was passiert.“

„Das können wir noch nicht sagen“, antwortete Schröter. „Wir wissen noch nicht, wer der Tote ist. Dürften wir hereinkommen und ihnen ein Foto von dem Toten zeigen.“

„Wenn's unbedingt sein.“ Die Alte nickte. „Wartens ish muss mir erst noch ha woas andres anziehen.“

Die Tür fiel wieder ins Schloss. Schröter hob die Augenbrauen und sah Borger an, die mit den Schultern zuckte. Ein paar Minuten später öffnete die Frau die Tür. Sie trug eine blaurot karierte Schürze, einen grünen Wollrock und eine rosa Rollkragenpullover. Ihr Gesicht war gerötet und aufgeschwommen.

„Kommens herein“, lud die Frau sei ein. „Darf ich ihnen einen Tee anbieten. Hab' ihn grad auf gesetzt. Assam, beste Qualiät, oder darfs ...“

„Nein, danke“, unterbrach Schröter die Frau.

„Wie sie meinen.“ Die Frau führte sie den Flur, der bis auf einem paar Winterstiefel und einer Garderobe, an der ein beigefarbener Pelzmantel hing leer war, entlang in die Küche.

„Bitte, nehmen sie Platz.“ Frau zeigte auf zwei Holzstühle, die unter dem Fenster standen, und setzte sich auf eine Bank gegenüber.

„Nein, danke, wir ...“

„Nun seins nicht so gemütlich“, unterbrach die alter Borger. „Isch hab' sie schoan a Weil beobachtet, wie sie da drüber an der Straße standen.“

„Dann haben sie sicher auch Streifenwagen gesehen? Frau ... entschuldigung, wie heißen sie?“, fragte Schröter.

„Zeman heiß ich, Juliana Zeman, steht doch auf mei Klingelschild. Habens des nit g'lesen? Klar, hab' isch g'sehen, wie die angedüst kame“, antwortete die Alte. „Bin ja schon seit halb fünfe wach. Wegen meiner Schmerze im Kreuz kann ich nit lang schlafe.“

Schröter warf Borger einen vielsagenden Blick zu und zog eine Digitalkamera hervor. Er schlate das Bild des Toten auf das Display und zeigte es der Frau.

„Kennen sie den Mann?“

„Ja, desch isch der Scheinemann.“ Die Frau tippte mit einem Finger auf das Display. „Dem g'hört 's Haus gegenüber. Was ich los? Ischa tot?“

„Herr Scheinemann wurde heute früh tot in seinem Haus aufgefunden“, berichtete Borger. „Wieso vermuteten sie das er tot sein könnte.“

„Ja, was denkns denn vor mir.“ sagte die Frau. „Ich mag zwar alt sein, aber blind bin isch nit. Das sieht man doch auf den ersten Blick, dass der nit mehr lebendig ist.“

„Also, schön“, manchmal wunderte sich Schörter, was für dumme Fragen Borger stellen konnte.

„Was is' mit seina Katze?“, fragte die Frau. „Hat's die auch erwischt?“

„Wieso fragen sie nach der Katze?“, wunderte sich Borger.

„Weil das ein ganz falsches Biest ist. Deshalb. Jedes Mal, wenn ich da vorüber gegangen bin, hat sie mich angefaucht. Und nicht nur mich. Jeden, sag ich ihnen, jeden hat die angefaucht.“

„Die Katze ist tatsächlich auch tot“, bestätigte Borger.

„Wenigstens eine gute Nachricht.“ Die Frau verschränkte die Arme vor der Brust und wippte vor und zurück.“

„Wie meinen sie das?“, fragte Schröter.

„Ich hab's ihnen doch schon gesagt. Ein widerliches Vieh war das. Jeder hier aus der Nachbarschaft wird ihnen das bestätigen.“ Die Frau pochte mit einem Finger auf den Tisch. „Aber um den Scheinemann ist's schad, wirklich schad ist's um den. Ein ganz netter Mann isch, verzeihung war der. Wie ist er denn g'storbe.“

„Herr Scheinemann wurde erstochen.“ Schröter setzte sich jetzt doch auf einen der Stühle. „Kannten sie ihn gut? Hatten sie viel Kontakt mit ihm?“

„Nein, der lebte ganz für sich. Aber ein höflicher Mann war er. Hat mich immer gegrüßt und sich erkundigt, wie's mir geht. Ein ganz höflicher Mann war der, is wirklich schad um ihn.“

„Sie sagten, sie wären schon um halb fünf wach gewesen“ Schröter schlug sein Notizbuch auf. „Haben sie vielleicht etwas beobachtet? Ist Ihnen was aufgefallen?“

Die Frau überlegt einen Moment.

„Als ich gegen fünf Uhr in die Küche ging, um mir Tee aufzusetzen, brannte drüben in allen Zimmern Licht. Das wunderte mich, weil der Scheinemann sonst nie so früh aus den Federn kommt. Normaler weise gehen bei dem nicht vor acht die Lichter an. Und ich habe einen Schatten hinter den Vorhängen gesehen.“

„Was war das für ein Schatten.“

„Ein Mensch wars, so genau hab' ich das nicht gesehen. Eine Frau vermutlich“

„Wieso vermuten sie, dass es eine Frau war?“

„Die Person hatte ein Pferdeschanz.“ Die Frau fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „So hatte sich die Haare zusammengebunden, mit nem Gummi oder so was. Muss ne Frau g'wesen sein. Ein Mann hat nicht so ne Frisur.“

„Es gibt heute auch Männer mit Pferdeschwanz“, entgegnete Borger. „Was macht sie so sicher, dass es eine Frau.“

„Die Figur, die Haare“ Die Frau schwang ihren Arm vorm Körper her. „Die war so schlank und zart gebaut, das muss eine Frau gewesen sein.“

„Könnte es nicht auch Herr Scheinmann gewesen sein?“, fragte Schröter.

„Nein, nein, der war's nicht, der isch ja viel größer und breiter gebaut g'wesen; und außerdem hat der kein Pferdeschwanz g'habt.“

„Konnten sie sehen, was die Frau in dem Haus gemacht hat.“

„Ne, ne, kann ich nix zu sagen. Denkens nit's falsches über mich. Nur weil ich a altes einsames Weib bin, heißt das nit, dass isch die ganze Zeit am Fenster hänge und meine Nachbar ausspionier'. Ich hab' nur das Licht g'sehen, als ich kurz aus dem Fenster schaute, während ich wartete, dass 's Wasser kocht.“

„Und Herrn Scheinemann habe sie zu der Zeit nicht beobachtet.“

Schröter sah sich in der Küche der Frau um. Er verspürte den unwiderstehlichen Drang zu gähnen. Er hatte noch nicht richtig gefrühstückt. Der Kaffee, den Borger ihm vorhin eingeschenkt hatte war ungenießbar gewesen. Eigentlich war er kein Teetrinker, aber aus der Teekanne, die ein paar Zentimeter von ihm entfernt auf dem Tisch stand, stieg ein verführischer Duft; ihm wurde fast schwindlig von dem würzigen Aroma, noch verlockender wirkte allerdings das zimtige Aroma von frischem Apfelkuchen. Die alte musste den Kuchen gerade erst aus dem Ofen genommen haben, denn die Ofentür war noch geöffnet, die warme Backluft schwebte durch die Küche. Das Kuchenblech lag auf dem vier Platten des Herdes, Apfelkuchen, mit Streusel und Rosinen.

„Na, da läuft ihnen, das Wasser im Mund.“, lachte die Alte schelmisch. „Darf ich ihnen ein Stück anbieten. Hab' erst kurz bevor sie geklingelt haben aus dem Ofen geholt. Ich bekomm' heut nämlich Besuch von meiner Tochter und ihren Zwillingen, ganz verrückt sind die nach meinem Apfelkuchen.“

Sie stand von der Bank auf und öffnet eine Schrank, nahm zwei Teller heraus, die sie neben den Herd abstellte, und kramte in einer Schublade nach einem Messer.

„Nein, bitte, machen sie sich keine Umstände“ Schröter bemühte sich seiner Stimme einen Klang zu geben, der einerseits höflich das Angebot ablehnte andererseits seine Ablehnung nicht zu überzeugend ausdrückte. Er liebte Apfelkuchen. Während die Frau damit beschäftigt war, den Kuchen anzuschneiden, sah er zu Borger hinüber. Sie schien nicht sehr erpicht auf ein Stück Apfelkuchen zu sein.

„Ach, reden's ka Blödsinn“, die alte schob ihm einen Teller mit einem großen Stück Kuchen zu, in dem eine Gabel steckte, und goss ihm einen Becher Tee ein. „Ich seh doch, dass sie heute Morgen noch nichts anständiges gefrühstückt. Meine Tochter guckt auch immer so hungrig, wenn man sie zu früh aus den Federn scheucht.“

Als Schröter den ersten Bissen in den Mund steckte, dachte er für einen Moment an Isabel. Er stellte sich vor, was wäre wenn diese alte Dame Isabels Mutter wäre. Möglich wäre es, auch Kinder könnte Isabel haben, danach hatte er sie noch nicht gefragt, aber immer angenommen, dass sie kinderlos wäre.

„Hier junge Dame.“ Die Alte reichte Borger einen Teller mit einem Stück Apfelkuchen drauf und eine Tasse dampfenden Tee. „Möchten sie vielleicht Milch in den Tee. Mir ist der Assam manchmal zu stark im Geschmack. Die meisten mögen ihn aber pur. Möchten sie Zucker? Und der Herr Hauptkommisasr möchten sie Zucker.“

Borger wirkte von Freundlichkeit der Alten überrumpelnd. Schröter amüsierte sich still über ihre Verlegenheit. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich weder aus Kuchen noch aus Tee viel machte. Aber ihr viel es offensichtlich schwer die alte Dame zu enttäusche, der es Vergnügen bereitet ihren unerwarteten Besuch zu bewirten. Ihr Gesicht glänzte wie ein Bratapfel.

„Meine Tochter kommt mit den Kindern erst heute Nachmittag. Langens ruhig zu. Ich hab' viel zu viel gebacken. Meine Tochter ist wie sie.“ Sie zeigte auf Borger. „Ein ganz dürres Mädel, hat nur ihre Diät im Kopf.“

„Wohnen sie hier ganz allein?“, fragte Borger, während sie die Krümel auf ihrem Teller zusammenkratzte.

„Ja, mein Mann ist vor sieben Jahren g'storben.“

Je länger er bei der Frau in der Küche saß desto sympathischer wurde sie. Sie machte nicht den Eindruck einer alten einsamen Witwe, auch wenn sie sicher war, sie schien sich viel mehr mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben.

„Vielen Dank für den Kuchen“, sagte Schröter. „aber zurück zu ihren Beobachtungen von heute früh. Herr Scheinemann haben sie nicht beobachtet.“

„Nein, nein, nur dies Mädel, das vom einem Zimmer ins andere rannte“

„Sie rannte durch die Wohnung?“, Borger stellte ihren leeren Teller in der Spüle ab. „Haben sie gesehen weshalb. Konnte sie sehen, ob sie irgendwas aus den Zimmer trug? Hat sie zwischendurch das Haus verlassen.“

„Ne, da hab' isch nichts von gesehen, kann ich ihnen nicht sagen, warum die so hektisch war. Könnt' schon sein, dass die mal draußen war, vielleicht hinten im Garten“ Die Alte zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, ich hab nur kurz aus dem Fenster geschaut, als ich mir Tee kochte. Ich wollt' ja auch mit dem Backen anfangen.“

„Ist ihnen sonst noch was aufgefallen?“ Schröter wischte sich mit einem Taschentuch den Mund ab. „Oder haben sie was gehört?“

„Nein, sonst war nichts.“ Die Frau presste die Lippen aufeinander. „Doch halt dar war noch was. Allerdings nicht heute früh, sondern gestern Abend.“

Schröter sah sie fragend an.

„Das muss so zwischen neun und zehn gewesen“, fuhr sie fort. „Ich war gerade auf die Toilette gegangen. Wenn das Toilettenfenster nicht auf kippt gestanden hätt', hätt ich's wohl nicht gehört und hätt' auch nicht nach draußen geschaut.“

„Ja, was, bitte erzählen sie weiter!“, forderte Schröter sie.

„Es schrie jemand.“

„Jemand hat geschrien?“

„Ja, nicht bloss geschrien, geflucht hat der. 'Du scheiss Kerl, Arschloch', bitte entschuldigens die Ausdrucksweise, aber so hat er sich ausgedrückt.“

„Ein Mann also, diesmal“, hakte Schröter nach.

„Ja, ein Mann war's“, sagte die alte. „Ich habe dann aus dem Fenster g'schaut und g'sehen, wie ein Mann aus dem Haus von dem Scheinemann rannte, in einen Wagen stieg und davon fuhr, die Reifen haben gequietscht, als der Gas gab.“

„Und was war mit Herr Scheinemann, haben sie den da auch gesehen.“

„Ja, hab ich. Der hat oben am Fenster g'standen, so breitbeinig mit beide Arme in die Seiten gesteckt. Als der Wagen dann fort war, ist der Scheinemann aus dem Zimmer gegangen und hat das Licht gelöscht. Mehr hab' ich dann nicht mehr gesehen, weil ich wieder zurück ins Wohnzimmer g'gange bin. Wissens im Fernsehen lief gerade meine Lieblingssendung, der Musikantenstadl.“

Die beiden Polizisten sah sich an. Schröter stand von seinem Stuhl auf, während Borger schon in der Küchentür.

„Vielen Dank, Frau Zeman, sie haben uns sehr geholfen.“ Der Hauptkommissar reichte ihr zum Abschied die Hand. „Das wäre es für erste. Wenn wir noch Fragen haben, werden wir uns bei ihnen melden.“

„Ich wüßt' nicht, was das bringen sollte. Mehr kann ich ihnen nicht sagen“, sagte Frau Zeman als sie Schröter und Borger zur Haustür führte. „Wollen sie nicht noch ein paar Stücken Kuchen mitnehmen.“

„Nein, vielen Dank, aber ihr Apfelkuchen war sehr lecker. Grüßen sie mir ihre Tochter.“, sagte Schröter noch, als sie aus dem Haus traten.

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