Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

Hinweise

Wenn Sie meinen Weblog zum ersten Mal besuchen, bitte ich Sie, auch die Texte unter Hinweise zu lesen.

Vielen Dank für Ihren Besuch

Aktuelle Beiträge

Das Streben nach Angst
Seit Jahren gibt es eine Weisheit unter Werbestrategen:...
sarah.tegtmeier - 5. Apr, 22:47
Sinkflug
Er verlässt seinen Platz, seinen Arbeitsplatz, ohne...
sarah.tegtmeier - 7. Mai, 22:24
Liebe Sarah, manche Passagen...
Liebe Sarah, manche Passagen aus deinem Text fühlen...
Wally (Gast) - 9. Mär, 13:12
Ohne Zweifel von außen,
auch ohne Selbstzweifel wird man nicht besser, oder? Vielleicht...
HARFIM - 2. Mär, 00:10
Schreibheimat
Gestern kam die neue Ausgabe der TextArt. Auch wenn...
sarah.tegtmeier - 1. Mär, 22:25

Links

3
Jul
2006

Genug Zeit

Der Knauf des Kleiderschrankes seiner Mutter fühlt sich kalt an, Heiko dreht ihn herum und öffnet die Tür einen Spalt weit; hineinschauen kann er nicht, ein flüchtiger Hauch vom Parfum seiner Mutter, das die Kleidungsstücke ausdünsten, umfächelt ihn. Irgendwo in der leeren Wohnung knarrt eine Diele. Er zuckt zusammen, stößt die Tür zu, hastet aus dem Schlafzimmer seiner Eltern zurück in sein Kinderzimmer. Verwundert blickt er sich um, als er bemerkt wo er sich befindet, denn in Gedanken steht er noch immer vor der verschlossen Tür. Er setzt sich auf das Bett, schlägt den "Herrn der Ringe" auf, kann sich aber nicht konzentrieren und so legt er das Buch zurück auf den Nachtschrank.

Wie lange ist seine Mutter fort? Vielleicht eine viertel Stunde, höchstens zwanzig Minuten. Genug Zeit also, denkt er. Wenn die Mutter zum Einkaufen in die Stadt fährt, braucht sie immer mindestens zwei Stunden. Genug Zeit also. Der Vater kommt frühestens in vier Stunden von der Arbeit. Die Schwester besucht eine Freundin. Genug Zeit, du kannst wagen sagt er sich.

Er geht auf den Korridor, lehnt sein Ohr gegen die Wohnungstür, horcht in das Treppenhaus. Ein Nachbar könnte klingeln, um nach irgendetwas zu bitten, aber wonach fällt Heiko nicht ein, überhaupt klingeln die Nachbar nur selten. Genug Zeit, du kannst es wagen, nur eine halbe Stunde, du hättest genug Zeit die Sachen zusammen zu legen und in den Schrank zu hängen, sagt eine Stimme in ihm.

Wieder schleicht er in das Schlafzimmer seiner Eltern, vorsichtig, als könnte die Mutter jeden Moment nach Hause kommen. Er geht am Kleiderschrank vorbei, versteckt sich hinter den Vorhängen und späht hinunter auf die Straße vorm Haus: Der Nachbar von gegenüber mäht Rasen. Könnte der ihn von dort beobachten, wenn er die Tüf öffnet? Kein Verkehr auf der Straße. Heiko blickt wieder auf den Knauf. Was mache hier ich? Warum will ich das? Warum ausgerechnet ich? Was stimmt mit mir nicht? Er lehnt den Kopf gegen die Schranktür, eine Hand umkreist den Knauf, streichelt ihn fast, dann packt er zu und reißt die Tür auf. Der Geruch seiner Mutter schlägt ihm entgegen, dass er für einen Momet glaubt, sie stünde neben ihm. Da hängen sie: die Blusen, Kleider, Röcke seiner Mutter.

Aphorismen
Augen Auf!
Beobachtungen
Computer
Der Turm von Gwallor
Filme
Fingerübungen
Gedanken
Geschichten
Gesellschaft
Hinweise
Kunst
Literatur
Morgenseiten
Musik
NaNoWriMo
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren