Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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Schreiben

31
Okt
2006

Der Countdown läuft

Warum um alles in der Welt habe ich mich darauf eingelassen? Welcher Teufel hat mich geritten?

Gerade habe ich mich bei NaNoWriMo angemeldet, eine kurze Mail einer Bekannten hat mich dazu verleitet. Nun muss ich im November ein Roman von 50000 Wörter bzw. 175 Seiten schreiben. Keine Ahnung wie ich das schaffen soll. Verglichen mit dem, was ich bisher geschrieben habe, entspricht das einem Schreibpensum von drei bis vier Monaten. Wie soll ich das in einem Monat schaffen? Habe ich im November nicht schon genug zu tun: Ich muss vier Tage die Woche arbeiten (ich will und kann mir keinen Urlaub für NaNoWriMo nehmen), muss meine neue Wohnung renovieren und den Umzug organisieren, muss für eine Freundin Ende November eine 80seitige Magisterarbeit in Anglistik korrektur lesen. Woher soll ich da die Zeit zum Schreiben nehmen?

Es ist schon seltsam, welche komischen Auswirkungen die Registrierung hat. Natürlich muss ich keine 50000 Wörter schreiben. Ich habe keinen Vertrag unterschrieben, der mir im Kleingedruckten mit schrecklichen Konsequenzen droht, wenn ich das geforderte Pensum nicht erreichen sollte. Ich könnte meine Registrierung also leicht nehmen, einfach mal gucken wieviel ich schaffe und es dabei bewenden lasse. Aber es ist komplizierter: Mein Ehrgeiz es zu schaffen ist geweckt.

Keine Ahnung, welchen Roman ich schreibe. Ich habe kurzt überlegt, eine der Romanideen zu benutzten, die ich schon länger im Kopf habe. Ich habe mich dagegen entschieden, zum einen weil mir diese Ideen doch zu wichtig sind, als dass ich eine davon für NaNoWriMo verheizen möchten, zum andern aber auch weil es mir der Grundidee von NaNoWriMo zu widersprechen scheint, wenn ich von einer seit langem vorhandenen Idee ausgehe, also nicht von etwas spontanem. Ich weiß nicht, wie es die anderern Teilnehmer machen. Ob sie sich seit Monat darauf vorbereitet haben, vielleicht sogar schon mit dem Schreiben an ihrem Roman begonnen haben, den Plot entworfen haben, ihre Figuren entworfen haben. Ich habe im Moment nichts dergleichen.

Wie heißt es so abgegriffen schön: Der Weg ist das Ziel. Es wird ein Zickzack Kurs zwischen Euphorie und Verzweiflung werden, er wird gepflaster sein mit Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, mit vergessenen Wörter und vertauschten Buchstaben, mit abgewrackten Formulierungen. Nur Geschwindigkeit zählt.

Die Uhr tickt...

13
Jun
2006

Brasilien - Kroatien

Die erste Halbzeit läuft noch, keine Ahnung wie es steht. Den Ton meines Fernsehers habe ich leise gestellt, so dass ich den Kommentar der ARD hier an meinem Schreibtisch nicht verstehen kann. Was mache ich jetzt? Ich schreibe mal wieder, seit einer unendlich langen Zeit. Man soll diesen Begriff "unendlich" nicht benutzen, wenn man ihn nicht versteht, aber ich weiß, was er bedeutet: Ich habe ein Diplom in Mathematik, sogar ein einigermaßen gutes. Unendlich das heißt länger als jede endliche Zeitspanne, das entspricht ziemlich genau der gefühlten Zeitspanne, wie lange es her, dass ich was Vernünftiges zu Papier gebracht oder in den Rechner getippt habe. Wogegen schreibe ich? Gegen die Agonie des Nicht-Schreibens, dass ich mich kaum motivieren kann, mich hier hinzusetzten, um zu schreiben, und in erster Linie gegen die Angst, dass mir nichts einfällt.

Ein kurzer Blick auf die Uhr, rechts unten im Systray (oder wie auch immer dieser Bereich des Windows-Bildschirm heißt) sagt mit, dass jetzt die erste Halbzeit zu Ende sein müsste. Ob sich die Brasilianer blamiert haben, ob sie ihrer Favouritenrolle gerecht werden. Ich könnte jetzt eine kleine Internet-Recherche nach dem Spielstand starten, ich verkneif's mir. Wieviel Minuten bleiben mir noch bis ich die täglichen 15 Schreibminuten voll hab, die ich mir vor noch viel längerer Zeit irgendwann vorgenommen hatte.

Nun ist also Fussball WM, kein Weg führt dran vorbei, selbst in der Firmenkantine werde ich täglich daran erinnert: Statt der üblichen Blumendekoration stehen auf den Tischen kleine Fussballfelder mit Plastiktoren drauf, die kaum Platz für die Tablets lassen. Ich bin kein Fussballfan, früher war ich das einmal, auch das ist unendlich lange her, war Teil eines anderen Lebens, den ich mir im Universitätskrankenhaus Essen habe wegschneiden lassen. Ich kann mich erinnern: Als Junge stürmte ich mit Schwarzenbeck über den Rasen hinter dem Hotel meiner Großeltern...

Und was bedeutet die WM heute für mich? Sie liefert mir billige Ausreden, um mich vorm Schreiben zu drücken: Ich wollte das Spiel gucken, Brasilien sehen, Fussballzauber, stattdessen sitze ich hier und schreibe sinnloses Zeug. Ich glaube die zweite Halbzeit hat gerade begonnen, immer noch keine Ahnung, wie es steht, um Brasilien oder Kroatien oder um mein Schreiben.

3
Apr
2006

Antworte, Antanas!

"Hey, Antanas", Martha fährt sich mit den Händen durch die Haare. "Ich soll ein Buch über Dich schreiben, tausend Fragen habe ich dir schon gestellt, aber du antwortest einfach nicht. Was ist los mit dir?"

Laub raschelt unter Antanas' Schritten, während sie durch den Wald schreiten.

"Kannst du dir vorstellen, was das für mich bedeutet?" Sie stellt sich ihm in den Weg, er bleibt stehen, hebt den Blick wie einen schwer Stein vom Boden auf und schaut sie an. "Einen Roman, d.h. ein gedrucktes Buch, das andere kaufen und lesen könen. Bisher gibt es ja noch nichts Gedrucktes von mir."

"Ich will Magier werden." Antanas blickt durch sie hindurch, zu dem Abendrot das zwischen den Stämmen aus dem Morast dunstet.

"Ja, ja, ich weiß, du willst Magier werden, du willst nach Gwallor, du willst den Turm der Magier besteigen", Martha schüttelt den Kopf. "Das Thema hatten wir schon!"

Martha packt den Mann an Schultern und schüttelt ihn. Er lässt es geschehen.

"Das reicht nicht, Antanas, das reicht nicht!", schreit Martha.

Martha öffnet die Augen und blickt wieder auf den leeren Bildschirm vor ihr. Es war ein Versuch, in Gedanken ist sie mit Antanas spazieren gegangen. Für einen kurzen Moment hat sie ihren Protagonisten gesehen und ihn sogar berührt. In welchem Wald hat sie ihn getroffen? Auf der Lichtung, wo er zum ersten Mal den Kentauren begegnet? In dem Sumpf, in dem er sein magisches Talent entdeckt?

Martha schließt die Datei, nicht einen Satz hat sie heute über Antanas geschrieben, und dabei will sie doch einen Fantasy-Roman schreiben, stattdessen tippt sie seit Monaten belanglose Kurzgeschichten in den Rechner, so geht das nicht weiter. Sie fährt ihren Rechner herunter und holt sich eine Flasche Flensburger aus dem Kühlschrank. Ihre Augen brennen, sie ist müde.

23
Feb
2006

Hyperballad

Viel Zeit ist vergangen, seit ich das letzte Mal hier war, fast drei Monate, während der ich überhaupt so gut wie nichts geschrieben habe. Jedenfalls nichts, was ich eine Geschichte nennen könnte.

Seit Wochen arbeite ich "Hyperballad". Eigentlich soll die Geschichte mein Beitrag für die Leselust auf dem Lousberg werden. Das Thema ist "Passagen". Ich komme nicht voran mit der Geschichte, sie hat jetzt sechs Seiten, aber viel mehr als eine Rohfassung ist bisher nicht. Bis zum 8. März muss sie fertig sein. Also noch zwei Wochen, also eigentlich genung Zeit. Aber was bedeutet schon Zeit, wenn ich mal wieder an meiner Schreiberei zweifle. Hat es Sinn, dass ich es weiterversuche. Warum will ich schreiben? Warum schreibe ich hier? Wenn es sowieso niemand liest. Schreiben ein Traum, wenn es nur nicht immer wieder so schwer wäre.

Die erste Idee für "Hyperballad" hatte ich Anfang letzten Jahres. Ich habe damals sogar schon einen Absatz geschrieben. Seitdem dachte ich immer wieder an die Geschichte. Das wird eine super Geschichte, wenn ich sie erst einmal geschrieben habe, dann wird sie richtig gut, beeindruckend, dachte ich oft, so begeistert und überzeugt war ich von der Idee. Ist sie jetzt schal geworden? Habe ich sie zu oft durchkaut in Gedanken, sie mit so vielen Hoffnungen beladen, die ich selbst jetzt nicht erfüllen kann. Ist das die Lehre: Das man Geschichten nicht vor sich herschieben darf, dass man sie aufschreiben muss, wenn sie zu einem kommen, dass sie einem fremd werden, wenn man über einen langen Zeitraum immer nur an sie denkt. So wie einem Freunde fremd werden, an die man zwar denkt, mit denen man aber nicht spricht.

Wie oft habe ich in den letzten Wochen "Hyperballad" von Björk gehört, jedes Mal hoffte ich, dass es mich insperieren würde.

Jetzt stehe ich also seit einer Stunde hier am Rande der Klippen, neben (oder in mir) hockt Heiko in seinem Rollstuhl und starrt hinunter in die Brandung. Auf seinem MP3-Player läuft "Hyperballad" in einer Endlos-Schleife. Er hebt den Kopf und blickt mich. Er will, dass ich ihn hinunter stoße, damit er endlich seine Bühne betreten kann, um zu tanzen.

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