Algarve, Portugal
Noch immer überkommt mich ein sonderbares Gefühl, wenn ich das Foto betrachte. Der Atlantik strömte um meine Waden, rollte sich das Ufer empor, die Brandung schäumte und rauschte, Salzwasser spritzte mir ins Gesicht. Der Mann am rechten Bildrand glotzte mich missmutig an, als ich an ihm vorbei ging. Häuser drängelten sich an dem Hügel, die bleichen Fassaden blendeten mich mit gleißenden Licht. In einem dieser Häuser wohnte Martha. Ich schaute zu dem Felsen, der von den Quartieren der Einheimischen und den Hotelblocks eingeklemmt wurde, und suchte nach dem Balkon meines Zimmer, konnte aber nicht einmal mein Hotel finden. Nicht das einzige, was mir abhanden kam. Ich schlenderte am Strand entlang. Eine Frau in einem roten Bikini ließ sich von ihrem Begleiter eincremen. Ein paar Kinder planschten in den Wellen. Vor der Uferpromenade räkelten sich Holzboote, an einigen werkelten Männer mit verwitterten Gesichtern. Ein vollbärtiger Greis strich den Rumpf einer Jolle mit Pech, der Geruch stieß mir in die Nase. Der Alte grinste mich an. Ich überlegte ihn zu fragen, ob ich sein Boot mieten könnte, für mich und Martha, ging aber weiter. Unter einem Baldachin verkaufte ein Junge Eis und Getränke. Flamenco-Musik dudelte aus einem Radio. Ich lauschte dem Gemurmel der Urlauber, die sich am Strand sonnten: Spanisch, Portugiesisch, Englisch, Deutsch rieselte in meine Ohren. Keine der Stimmen erzählte von Martha. Ich erreichte den Felsen, wo ich in einigen Stunden mit ihr verabredet war. Durch das Gestrüpp, das den Felsen überwucherte, wisperte eine Brise. Ich hockte mich in den Eingang einer schmalen Grotte und wartete auf Martha. Kühle und der Geruch nach Seetang schirmten mich ab.
sarah.tegtmeier - 6. Sep, 00:13
Das hier ist doch sicher die Aufgabe von der SDS, wo man mit allen Sinnen beschreiben sollte, oder? Ich habe nämlich auch die Algarve genommen. :-)
Liebe Grüße,
Martina
der Text war meine B3, bei der man ein Bild beschreiben sollte. Habe mich lange damit gequält, bis mir die Idee kam, die Beschreibung des Bildes als Ausgangspunkt einer Geschichte zu machen. Dann ging die Beschreibung auf einmal ganz leicht. In diesem Text taucht Martha zum ersten Mal auf. In meinem Weblog habe ich irgendwann begonnen, Martha als Alter-Ego für mich zu benutzen. Langsam fängt Martha an, sich zu verselbständigen.
Ciao!
Sarah