Scheiterhaufen sind schön
"Hör auf! Hör auf", krächzte die heisere Stimme von unten herauf. "Ich kann dein Jammern nicht mehr ertragen!"
"Aber es tut heute ganz besonders weh!", brummte die Antwort von oben herab. "Diesmal ist ein schwerer Brocken, viel schwerer als die anderen zuvor."
"Die alte Leier", beklagte sich das Krächzen. "Jedes Mal sind sie schwerer als vorher. Ich kann es einfach nicht mehr hören. Wenn ich mir nur die Ohren zu halten könnte."
"Was hast du denn schon groß auszuhalten. Du liegst zwischen meinen Wurzeln und läßt es dir gut gehen." Es knarrte in der alten Eiche, als der Wind durch ihre Krone fuhr. "An mir zerrt das Gewicht, an mir, bei diesem Wetter könnte der Ast jeden Moment brechen."
"Und auf wen fällt er dann herab?", schrie der Stein. "Doch wohl auf mich."
"Niemand zwingt dich hier zu bleiben."
"Ich war zuerst da", beharrte der Stein. "Seit Äonen habe ich hier gelegen und hatte meinen Frieden. Bis du kamst."
"He, He, wir wollen doch bei der Wahrheit bleiben", unterbrach die Eiche. "Du warst doch froh, nicht mehr allein zu sein. Endlich jemand zum Reden, sagtest du, als ich mich neben dir niederließ."
"Anfangs warst du ja auch ein niedlicher Sprößling. Aber jetzt bist du ein solches Ungetüm, dass ich seit Jahren keine Sonne mehr abgekriegt habe. Im Herbst begräbst du mich unter deinem Laub. Und jetzt kommen auch noch alle paar Wochen die Leute aus der Stadt, um eine arme Seele über mir auf zu hängen."
"Du tust mir ja so leid. Als sie den Fettwanst vorhin auspeitschten und er hin und her baumelte, zog es dermaßen in meinem Stamm, dass ich mich fast nach einem Blitzschlag sehnte, der mich von meinen Qualen erlöst."
"Auf mich tropft jetzt sein Blut. In ein paar Tagen, wenn der Kerln anfängt zu verfaulen, wenn die Krähen an ihm nagen, dann fällt sein stinkendes Fleisch auf mich herab. Und ich kann mir noch nicht einmal die Nase zu halten."
"Warum streiten wir uns eigentlich jedes Mal wieder?", fragte die Eiche nachdenklich.
"Weil es widerlich ist Menschen auszupeitschen und in Bäumen aufzuhängen."
"Ja, du hast recht, widerlich und grausam", sinnierte der Baum. "Erinnerst du dich noch an Zeit, als sie Hexen auf Scheiternhaufen verbrannten?"
"Das waren noch Zeiten!", träumte der Stein. "Sie haben deine abgebrochenen Zweige von mir fortgeräumt und aufgeschichtet."
"Und wenn das Feuer so richtig loderter, dann wurde es im bittersten Winter warm auf unserem Hügel."
"Ja, Scheiterhaufen auf sind schön", bestätigte der Stein.
"Aber es tut heute ganz besonders weh!", brummte die Antwort von oben herab. "Diesmal ist ein schwerer Brocken, viel schwerer als die anderen zuvor."
"Die alte Leier", beklagte sich das Krächzen. "Jedes Mal sind sie schwerer als vorher. Ich kann es einfach nicht mehr hören. Wenn ich mir nur die Ohren zu halten könnte."
"Was hast du denn schon groß auszuhalten. Du liegst zwischen meinen Wurzeln und läßt es dir gut gehen." Es knarrte in der alten Eiche, als der Wind durch ihre Krone fuhr. "An mir zerrt das Gewicht, an mir, bei diesem Wetter könnte der Ast jeden Moment brechen."
"Und auf wen fällt er dann herab?", schrie der Stein. "Doch wohl auf mich."
"Niemand zwingt dich hier zu bleiben."
"Ich war zuerst da", beharrte der Stein. "Seit Äonen habe ich hier gelegen und hatte meinen Frieden. Bis du kamst."
"He, He, wir wollen doch bei der Wahrheit bleiben", unterbrach die Eiche. "Du warst doch froh, nicht mehr allein zu sein. Endlich jemand zum Reden, sagtest du, als ich mich neben dir niederließ."
"Anfangs warst du ja auch ein niedlicher Sprößling. Aber jetzt bist du ein solches Ungetüm, dass ich seit Jahren keine Sonne mehr abgekriegt habe. Im Herbst begräbst du mich unter deinem Laub. Und jetzt kommen auch noch alle paar Wochen die Leute aus der Stadt, um eine arme Seele über mir auf zu hängen."
"Du tust mir ja so leid. Als sie den Fettwanst vorhin auspeitschten und er hin und her baumelte, zog es dermaßen in meinem Stamm, dass ich mich fast nach einem Blitzschlag sehnte, der mich von meinen Qualen erlöst."
"Auf mich tropft jetzt sein Blut. In ein paar Tagen, wenn der Kerln anfängt zu verfaulen, wenn die Krähen an ihm nagen, dann fällt sein stinkendes Fleisch auf mich herab. Und ich kann mir noch nicht einmal die Nase zu halten."
"Warum streiten wir uns eigentlich jedes Mal wieder?", fragte die Eiche nachdenklich.
"Weil es widerlich ist Menschen auszupeitschen und in Bäumen aufzuhängen."
"Ja, du hast recht, widerlich und grausam", sinnierte der Baum. "Erinnerst du dich noch an Zeit, als sie Hexen auf Scheiternhaufen verbrannten?"
"Das waren noch Zeiten!", träumte der Stein. "Sie haben deine abgebrochenen Zweige von mir fortgeräumt und aufgeschichtet."
"Und wenn das Feuer so richtig loderter, dann wurde es im bittersten Winter warm auf unserem Hügel."
"Ja, Scheiterhaufen auf sind schön", bestätigte der Stein.
sarah.tegtmeier - 12. Sep, 22:47
Es ist irgendwie
Das hat so einen Hauch von Ewigkeit...