Der Termin
Bevor Susanne aus dem Wagen stieg, blieb sie noch ein paar sitzen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, den ganzen Tag schon hatte er rumort, aber sie hatte keine Zeit gefunden sich zu erleichtern. Auch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie drückte sich in den Sitz und presste den gegen ihren Enddarm. Sie wusste, dass man das nicht tun, dass man auf Toilette gehen sollte, wenn der Körper einem die entsprechenden Signale gab, aber so kurz vorm Ziel, konnte sie nicht von ihrem Zeitplan abweichen. Sie klappte den Schminkspiegel herunter, um ihr Gesichcht zu kontrollieren. Auf der Stirn sammelten sich Schweißperlen, die sie mit einem Taschentuch wegwischte. Sie schaute in ihre Augen. Jemand der sie nicht kannte oder wie Dr. Nobis nur ein paar Mal gesehen hatte, würde in diesen Augen nichts weiter sehen als die leeren Augen einer Mittdreißigerin, arbeitslos, etwas verzweifelt; Susanne hatte lange geübt, bis sie diesen Blick beherrschte, diesen Blick, der ihre Absicht und Entschlossenheit verschleierte. Sie nahm ihre Haare zusammen und band sie mit einem Gummi zu einem Pferdeschwanz zusammen, wass ihr eine noch harmloseres Aussehen gab. Für einen Moment ließ sie die Maske fallen, sie streckte die Zunge heraus, wollte sich selbst sehen, ob sie die Kraft für die Tat noch dar war oder ob der Magenkrampf ein Wink aus ihrem Unterbewusstsein, den Plan besser aufzugeben. Nein, kein Zweifel, sie wollte es, sie steckte eine Hand in die Handtasche, taste nach dem Revolver, fühlte den Lauf, den Abzug, die Trommel; während sie Waffe befühlte, ohne den Blick vom Spiegel abzuwenden, wusste sie: Niemand könnte sie aufhalten, sie war entschlossen. Sie griff nach ihrer Handtasch stieg aus dem Wagen aus und gerade, als sie die Tür zu schlagen wollte, bemerkte sie, wie der Wagen langsam rückwärts aus der Parklücke heraus auf die Straße rollte. Der Schalthebel des Automatikgetriebes stand auf "R" und die Handbremse war nicht angezogen. Susanne risse die Handbremse bis zum Anschlag zurück, abrupt blieb der Wagen stehen. Ihr Herz schlug schneller. Beinahe, das war knapp. Eine kleine Unachtsamkeit und ihr Vorhaben wäre gescheitert. Warum hatte sie auch einen Wagen mit Automatikgetriebe geliehen, sie würde sich nie daran gewöhnen. Sie schob den Schalthebel auf "P" und schlug die Tür zu. Sie atmete erleichtert auf, noch mal gut gegangen; nur nicht dran denken, was passiert wäre, wenn der Wagen während sie die Tat ausführte in den Verkehr gerollt wäre.
sarah.tegtmeier - 24. Aug, 22:47
Ormek - 29. Aug, 17:59
Enddarm
Ja, wieder eine schöne Geschichte. Leider gibt es auch diesmal wieder ein Wort das mir aufstößt. Hier ist es "Enddarm". Sagt/Schreibt das jemand: "Presste den Sitz gegen ihren Enddarm"? Aber karo hat schon recht, dass mit der Überraschung und den falschen Erwartungen hat Du wirklich gut raus.
Viele Grüße
Viele Grüße
Toll!
vG :)