Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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10
Dez
2005

Werwölfin

Sonnenlicht strahlt durch die Kronen des Buchenwaldes herunter. Sie kauert im Schatten einer Brombeerhecke, streckt die Nase in den kühlen Windzug, der an den Stämmen vorüber zieht, riecht den Duft der nahen Stadt: Vanilleeis, Autoabgase, gestutzte Rosensträucher in den Vorgärten, den Zigarettenqualm, den ein Taxifahrer in die Luft bläst und nimmt seine Witterung auf, den Schweiß auf seiner Stirn, während er durch den Stadtpark joggt. Sie streckt die Nase noch ein bisschen höher, schnüffelt hinein in den Luftstrom, zu gut kennt sie seine Witterung, sie weiß, um welche Ecke er gerade biegt. Sie blickt auf das Displays ihres Handy, noch eine Minuten bis die Sonne am höchsten steht. Sie öffent den Reißverschluss ihres Kleides, lässt die Spaghettiträger über die Schultern zu Boden rutschen, steigt aus Kleid, das nun zu Füßen der Brombeerhecke liegt, sie wird es nicht mehr brauchen, bald, in dreißig Sekunden, wenn die Krämpfe sie schütteln werden, sie zieht auch den BH und den Slip aus, steht nackt, aufrecht im Schatten einer knorrigen Buche, wartete auf das Alarmsignal ihres Handy, wenn die Sonne die am höchsten steht. Dann weckt sie das Handy aus ihrem Traum - PIEP, PIEP - PIEP, PIEP - sie springt aus dem Schatten ins Freie, ins Sonnenlicht; es bohrt sich unter die Haut, brennt ihre menschliche Haut weg, sie krümmt sich, fällt zu Boden, wälzt sich auf der Wiese, schreit, jammert, wimmert, Knochplatten stülpen sich nach vorn, wo ihre Schultern waren, zotteliges Feld spriest auf Armen, Beinen, Bauch, Rücken, die Wirbelsäule streckt sich, Hände und Füßen werden längern, Finger und Zehen wachsen zusammen, die Nägel biegen sich zu Krallen, die Kiefer wölben sich nach vorn, die Zähne wachsen zu Hauern, die Ohren richten sich auf: Dann liegt sie im Gras, die weiße Wölfin, erschöpft, schnaufend, in der Hitze hechelnd, winselt, leckt sich die Krallen, dann nimmt sie seine Witterung auf, fängt an zu knurren, blickt über die Wiese Richtung Stadt, rennt los, über Weiden, auf den Kühe und Schafe aus Angst vor der kräftigen weißen Wölfin zur Seite Springen, durch Vörgärten, vorbei an greinenden Kindern rennt, im leichten Trab, schiebt die Schnauze dicht über den Boden, damit sie seine Witterung nicht verliert, läuft im Zick-Zack-Kurst über eine Bundesstraße, Autos rasen hupend ineinander, Geifer tropt von ihren Lefzen, die Reißzähne blitzen im Sonnenlicht, die Augen glühen golden.

Im Stadtpark findet sie ihn, trottet eine Weile hinter ihm her, er ahnt ihre Nähe nicht, hört Mozart über seinen MP3-Player. Sie duckt sich, pirscht sich an ihn ran, springt ihn an, rammt die Krallen ihrer Vorderpfoten in seine Schultern, reißt ihn zu Boden, er dreht sich im Fallen, knallt mit dem Rücken auf den Asphalt, er hört seine Knochen brechen, erkennt die Wölfin, die sich über ihn beugt; sie stößt ihre Reißzähne ins seinen Hals, tief, das Genick knackt, sie zerfetzt sein T-Shirt, schlitzt seinen Bauch auf, weidet ihn aus; er spürt nichts mehr, treibt in einer Lache aus Blut und Gedärmen. Sie knurrt zu frieden, kehrt zurück in den Wald und wartet im Schatten der Brombeersträucher auf die Nacht.

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