Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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3
Okt
2005

Der Kirschbaum

Über die Schrebergärten blies ein ein steifer
Ostwind. Martha stieg von ihrem Fahrrad und schloss es an einem Laternenpfahl.
Heute würde sie es tun. Da konnte Volker noch so viel reden. Es war ihr Garten,
und sie hasste den Krischbaum. Schon als sie den Garten gekaufte hatte, war ihr
dieser kleine knorrige Baum unsympathisch gewesen, aber damals hatte sie noch
gehofft sich mit dem Baum arrangieren zu können, wenn er erst einmal Früchte
trüge, hatte sie gedacht, würde sie ihm seine Anwesenheit verzeihen. Der Kies
scharrte unter ihren Füßen, als sie den Weg zu ihrem Garten entlang. Die Luft
war feucht. Martha schwitze, fror nicht einmal, obwohl es empfindlich kalt war.
In ihrer rechten Hand hielt sie die Axt, die sie sich von ihrem Großvater
ausgeliehen hatte.
 
"Martha, was willst du damit?", hatte der Alte
gefragt. Martha wusste, dass ihr Großvater ahnte, welchen Baum sie damit fällen
wollte. Er mochte den Kirschbaum, was sie nie verstanden hatte. Ohne ihm zu
antworten hatte sie ihm die Axt aus der Hand gerissen, war davon gelaufen.
Selbst jetzt als sie die Pforte zu ihrem Garten aufstieß, spürte sie den
vorwurfsvollen Blick ihres Großvater, sah seine krause Stirn und wie er die
Hände in den Hosentaschen, den Kopf schütteln ihr nach schaute.
 
Martha krempelte die Ärmel ihrer Jacke hoch, legte
die Axt ins Gras, brach die unteren Äste des Kirschbaumes ab, um besser an den
Stamm kommen zu können. Die tiefstehende Sonne schien in auf der Rücken. Sie
schnaufte, schwitzte, trat zurück und betrachte den Baum, der jetzt aussah wie
ein alter Mann, dem man, die Hosen runter gezogen hatte. Sie nahm die Axt, legte
sie am Stamm an, dann holte sie aus. Die Klinge schlug in den Stamm ein. Der
Stamm warf den Schlag zurück, dass ihr fast die Axt aus den Händen fiel. Wieder
und wieder hieb sie auf den Stamm ein. Holzsplitter flogen durch die
Luft.
 
Vom Lärm ihrer Schläge war ihr Nachbar aus seinem
Schläfchen aufgewacht und an den Zaun getreten.
 
"Frau Claaßen, was machen Sie da?", rief er. "Sie
können doch den armen Baum nicht fällen. Er stört sie doch überhaupt
nicht!"
 
Von wegen, der Baum ist einfach nur, das stört mich
an ihm, dachte Martha. Jetzt würde sie fällen, dann wäre sie ihn endlich los,
dann hätte sie endlich mehr Licht und Platz, dann war es endlich ihr Garten,
nicht mehr sein Garten.

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