Honigwaffeln
Martha schiebt den Einkaufswagen durch die Regale
des Supermarktes. Sie hat sich fest vorgenommen einen großen Bogen um die
Süßwarenabteilung zu machen. Sie will abnehmen. Gestern probierte sie im Kaufhof
einen Badeanzug an, der extra so geschnitten war, dass er überflüssige Pfunde
kaschierte. So schlimm ist es ja nicht, dachte sie, als sie sich im Spiegel der
Kabine betrachtete. Abends stellte sie sich auf die Waage: Die dreistellige Zahl
erschreckte sie. Also heute keine Kekse kaufen, keine Schokoladen, nur Gesundes:
Obst, Müsli, fettarme Mich. Vielmehr brauchte sie nicht, um über das Wochenende
zu kommen. Nachher würde sie noch beim Bioladen vorbeifahren, um ein Brot zu
kaufen. Voraus lächelt sie ein Stapel Rittersport an. Mit erhobenen Kopf und
einem abfälligen Blick geht sie daran vorbei. Da fällt ihr plötzlich ein, dass
sie noch in der Haushaltswarenabteilung nach einer Butterdose gucken. Butter?
Nun, gut, denkt, wir wollen es mal nicht übertreiben: Butter zum Abendbrot wird
ihr Diätplan noch erlauben, Margarine muss nun wirklich nicht sein. Ein paar
Minuten später schlendert sie von den Haushaltswaren vorbei an den Regalen mit
den Spielwaren zurück zur Rolltreppe. Mit dem Wagen rammt sie gegen einen Stapel
Spielkarten. Ein Skatblatt fällt zu Boden. Sie hebt es auf und legt es zurück.
Wann ist eigentlich der nächste Skatabend, fragt sie sich. Ach, ja erst nach den
Herbstferien, weil Gerd wieder nach Spanien fahren will. Als sie das letzte Mal
spielten, packte Gerd nach dem Essen eine Packung mit honiggefüllter Waffel aus,
die waren lecker, und schwer war die, so als hätten sich ihre Kalorien im
Gewicht manifestiert. Im Bioladen habe er die gekauft, hatte Gerd gesagt. Die
haben hier ja auch eine Bioabteilung, ob es da wohl ähnliche Waffeln gibt.
Gucken schadet nichts, denkt Martha und kurvt mit ihrem Wagen vorbei an
Kartoffelchips und gesalzenen Erdnüssen. Perfider Weise schließen sich die
Bioregale an die Schokoregale an. Als sie an ihrem Ziel ankommt, ist Martha
etwas enttäuscht: nur Biomüsli und Trockenobst. Sie hatte sich so auf die
Waffeln gefreut. Natürlich wollte sie keine kaufen. Aber dann hätte sie
wenigsten gewusst, dass sie die Waffel hier bekäme, wenn sie für den nächsten
Skatabend einkaufte. Sie ist fast an dem Regal vorüber, als sie zufällig nach
unten blickt: Da liegen sie in der untersten Lade, glänzen goldbraun in ihrer
Vater Verpackung, in zwei Varianten: gefüllt mit Honig oder mit einer
Apfel-Birnen-Creme.Welche davon hatte Gerd mitgebracht? Es gibt nur einen
Weg, das herauszufinden! Sie schaut nach beiden Seiten und fühlt
beobachtet. Von jeder Sorte legt sie eine Packung in den Wagen, dann wirft sie
den Kopf zurück in den Nacken - die Diät kann warten - und geht zurück zu den
Schokoladen.
des Supermarktes. Sie hat sich fest vorgenommen einen großen Bogen um die
Süßwarenabteilung zu machen. Sie will abnehmen. Gestern probierte sie im Kaufhof
einen Badeanzug an, der extra so geschnitten war, dass er überflüssige Pfunde
kaschierte. So schlimm ist es ja nicht, dachte sie, als sie sich im Spiegel der
Kabine betrachtete. Abends stellte sie sich auf die Waage: Die dreistellige Zahl
erschreckte sie. Also heute keine Kekse kaufen, keine Schokoladen, nur Gesundes:
Obst, Müsli, fettarme Mich. Vielmehr brauchte sie nicht, um über das Wochenende
zu kommen. Nachher würde sie noch beim Bioladen vorbeifahren, um ein Brot zu
kaufen. Voraus lächelt sie ein Stapel Rittersport an. Mit erhobenen Kopf und
einem abfälligen Blick geht sie daran vorbei. Da fällt ihr plötzlich ein, dass
sie noch in der Haushaltswarenabteilung nach einer Butterdose gucken. Butter?
Nun, gut, denkt, wir wollen es mal nicht übertreiben: Butter zum Abendbrot wird
ihr Diätplan noch erlauben, Margarine muss nun wirklich nicht sein. Ein paar
Minuten später schlendert sie von den Haushaltswaren vorbei an den Regalen mit
den Spielwaren zurück zur Rolltreppe. Mit dem Wagen rammt sie gegen einen Stapel
Spielkarten. Ein Skatblatt fällt zu Boden. Sie hebt es auf und legt es zurück.
Wann ist eigentlich der nächste Skatabend, fragt sie sich. Ach, ja erst nach den
Herbstferien, weil Gerd wieder nach Spanien fahren will. Als sie das letzte Mal
spielten, packte Gerd nach dem Essen eine Packung mit honiggefüllter Waffel aus,
die waren lecker, und schwer war die, so als hätten sich ihre Kalorien im
Gewicht manifestiert. Im Bioladen habe er die gekauft, hatte Gerd gesagt. Die
haben hier ja auch eine Bioabteilung, ob es da wohl ähnliche Waffeln gibt.
Gucken schadet nichts, denkt Martha und kurvt mit ihrem Wagen vorbei an
Kartoffelchips und gesalzenen Erdnüssen. Perfider Weise schließen sich die
Bioregale an die Schokoregale an. Als sie an ihrem Ziel ankommt, ist Martha
etwas enttäuscht: nur Biomüsli und Trockenobst. Sie hatte sich so auf die
Waffeln gefreut. Natürlich wollte sie keine kaufen. Aber dann hätte sie
wenigsten gewusst, dass sie die Waffel hier bekäme, wenn sie für den nächsten
Skatabend einkaufte. Sie ist fast an dem Regal vorüber, als sie zufällig nach
unten blickt: Da liegen sie in der untersten Lade, glänzen goldbraun in ihrer
Vater Verpackung, in zwei Varianten: gefüllt mit Honig oder mit einer
Apfel-Birnen-Creme.Welche davon hatte Gerd mitgebracht? Es gibt nur einen
Weg, das herauszufinden! Sie schaut nach beiden Seiten und fühlt
beobachtet. Von jeder Sorte legt sie eine Packung in den Wagen, dann wirft sie
den Kopf zurück in den Nacken - die Diät kann warten - und geht zurück zu den
Schokoladen.
sarah.tegtmeier - 24. Sep, 00:37