Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

Hinweise

Wenn Sie meinen Weblog zum ersten Mal besuchen, bitte ich Sie, auch die Texte unter Hinweise zu lesen.

Vielen Dank für Ihren Besuch

Aktuelle Beiträge

Das Streben nach Angst
Seit Jahren gibt es eine Weisheit unter Werbestrategen:...
sarah.tegtmeier - 5. Apr, 22:47
Sinkflug
Er verlässt seinen Platz, seinen Arbeitsplatz, ohne...
sarah.tegtmeier - 7. Mai, 22:24
Liebe Sarah, manche Passagen...
Liebe Sarah, manche Passagen aus deinem Text fühlen...
Wally (Gast) - 9. Mär, 13:12
Ohne Zweifel von außen,
auch ohne Selbstzweifel wird man nicht besser, oder? Vielleicht...
HARFIM - 2. Mär, 00:10
Schreibheimat
Gestern kam die neue Ausgabe der TextArt. Auch wenn...
sarah.tegtmeier - 1. Mär, 22:25

Links

22
Sep
2007

die letzte Sommernacht

Dies ist die offiziel letzte Sommernacht. Laut dem Internetwetter beginnt morgen um 11:51 der Herbst. Morgen soll es noch einmal warm werden. Vielleicht gönnt uns der Herbst eine erste laue Herbstnacht. Der Sommer war ja dieses Jahr eher schlecht gelaunt. Ich sitze auf der Terrasse in meinem Garten. Mir ist kalt (ein vertrautes Gefühl in diesem Sommer). Der Bildschirm meines Laptop beleuchtet seine Tastatur. Die Beschriftung der Tasten kann ich nicht erkennen, zum Glück kann ich blind maschineschreiben (wird das jetzt eigentlich getrennt, auseinander oder wie auch immer geschrieben) - ich lausche in die Nacht hinein, in diese letzte Sommernacht. Hinter den Häuser rattert ein Zug. Ich wohne noch nicht lange genug hier, habe noch nicht lang genug in die Nacht gelauscht, um sagen zu können, ob der Zug in Aachen einfährt oder Richtung Brüssel, Paris unterwegs ist. Ein Martinshorn erklingt. Irgendwo lacht eine Frau, jemand hustet. Dann ist da noch der Atem der Stadt, dieses unterschwellig Raunen, das von nirgendwo zu kommen scheint, in dem sich der Lärm der Autos mit der anderen Geräuschen vermengt. Die Vögel schlafen. Oder sind sie schon nach Afrika gezogen? Etwas flattert in einem Busch am Rand meines Gartens. Die Nachbarn sind noch einmal in den Garten gegangen. Ich kann sie nur hören nicht sehen, weil eine zwei Meter hohe Mauer die Grenze zwischen ihrem und meinem Garten bildet. Ich schaue nach oben - und verfluche die Stadt, die mit ihrem Licht den Nachthimmel verpestet. Ich wünsche mir einen Stromausfall, damit es dunkel genug wird, um die Stern zu beobachten. Über mir steht Cassopeia, das Himmels-W, zumindest glaube ich das, es würde zu Jahreszeit passen. Heute in der Mayerschen hatte ich das Himmelsjahr 2008 in der Hand. Früher kaufte ich mir das öfter. Diese Woche überlegte ich sogar mal wieder mir ein Teleskop zu kaufen, aber erstens bin ich noch immer pleite und zweitens hätte ich aus meinem Garten bei dem ganzen Lichtschmutz nur miese Beobachtungsbedingungen. Wie lange werde ich jetzt noch hier sitzen. Die Flasche Bionade (Ingwer-Orange) habe ich schon leer getrunken. Ich habe noch einmal zum Himmel geschaut. Nun glaube ich, dass über mir der Schwan seine Schwingen ausbreitet, mein Lieblingssternbild. Wenn man es mit dem Fernglas beobachtet sieht mit die Sterne der Milchstraße, Myriaden von Lichtpunkten, die man mit bloßem Augen nur als hellen Schleier wahrnimmt, wenn es dunkel genug ist. Irgendwann mache ich mal eine Reise in die Sahara, weil die Nacht dort so finster ist, dass man die Milchstraße sehen kann. Wieder quatschen die Nachbar in die Stille hinein. Wenn ich nicht so schwerhörig wäre, könnte ich sie belauschen. Es scheint ein politisches Gespräch. Ich höre die Worte "was wenn die Amerikaner ... nicht in Kroation ... Italien ist kein ... Staat ... die Italiener ... wenn Jugoslawien nicht gefallen wäre ... " Es sind Männer, die sich da unterhalten, im Hintergrund krakelt ein Kind. Die letzte Sommernacht. In irgendeinem Gedicht heißt es: Wer jetzt allein ist, wird es lange bleibe. Ich kenne das Zitat, aber nicht das Gedicht, wahrscheinlich eine Bildungslücke. Jetzt ist es plötzlich wieder still, als hätte jemand das Fernsehen ausgeschaltet, wahrscheinlich sind sie nur reingegangen und haben das Fenster geschlossen. Mir ist kalt. Der Friseur, der über mir wohnt ist nicht zu Hause, in seiner Wohnung ist es dunkel. Wahrscheinlich kommt er gegen 23 Uhr heim und dreht dann die Musik so laut, dass ich sie in meinem Bett hören kann. Wieder fährt ein Martinshorn durch die Straße, das dritte seitdem ich hier sitze und friere. In den oberen Wohnungen meines Mietshauses brennt Licht. Da sind sie, lesen einen Liebensroman, schauen die Berichte vom heutigen Bundesligaspieltag, höreb eine Symphonie von Sibelius (der starb an einen Tag dieser Woche vor fünfzig Jahren) oder sie haben Sex miteinander, hoffentlich guten. Ob auch sie wissen, dass dies die letzte Sommernacht ist? Meine Katzen streunen noch durch die Nachbargärten. Habe ich schon erwähnt, dass ich in Strümpfen hier sitze. Langsam kriege ich kalte Füße.

Aphorismen
Augen Auf!
Beobachtungen
Computer
Der Turm von Gwallor
Filme
Fingerübungen
Gedanken
Geschichten
Gesellschaft
Hinweise
Kunst
Literatur
Morgenseiten
Musik
NaNoWriMo
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren