Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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10
Jun
2007

Shnirele, Perele

"Shnirele, Perele" ist ein jüdisches Volkslied. Zum ersten Mal hörte ich es vor über fünfzehn Jahren auf WDR I. Damals gab es noch kein EinsLive. Die einzeln Sender des WDR waren noch nicht stromlinienförmig durchgestylt. Es gab noch Brüche und Überraschungen im Radio, nicht so wie heute, da jeder Geschmack seinen Spartensender hat und nicht mehr der Gefahr unterliegt etwas entdecken zu müssen. Ich war damals ein treuer Hörer der FlipZeit und der Popsession. Immer lag eine Tape in meinem Kassettendeck, um Titel, die mir gefielen, mit zu schneiden. Internet und Playlists, in denen man Titel und Interpreten hätte nach schlagen können, gab es noch nict. Oft verpasste ich beim Aufnehmen die Ansage des Moderators oder verstand ihn nicht richtig, wenn er Titel und Interpret eines Stück nannte. Aus diesem Grund gewöhnte ich mir irgendwann an, grundsätzlich ganzen Sendungen und nicht nur einzelne Stücke aufzuzeichnen. Dann konnte ich später Stücke, die mir gefielen, herausschneiden und die Ansage des Moderators so oft wiederholen, bis ich sie verstanden hatte. Trotzdem schaffte ich es manchmal nicht Titel und Interpreten zu identifizieren, obwohl ich meinen Mitschnitt mehrmals zurück spulte, um die Angaben des Moderators noch einmal zu hören.

rythm jewsSo ging es mir auch, als ich die Version von "Shnirele, Perele" von The Klezmatics hörte und aufnahm. Es war Allerheiligen und der Moderator hatte ein Programm mit ruhigen, nachdenklichen Songs zusammengestellt, von denen ich noch einige weitere mitschnitt, die ich bis heute nicht alle identifizieren konnte. Die Kassette habe ich noch, inzwischen aber digitalisiert auf meiner Festplatte. Die Version der Klezmatics stammt von ihrer CD "rythm + jews" aus dem Jahr 1990. Das Lied ist für mich sehr wichtig. Ich höre es, wenn ich mich erinnern will. So zum Beispiel, nachdem ich das erste Mal Schindlers Liste mit einem Freund gesehen hatte. Wir standen nach der Vorstellung ziemlich still im Foyer des Kino. Ein paar der Kinobesucher wischten sich Tränen aus den Augen, als sie an uns vorbei gingen. Uns war nicht danach, wie wir es sonst nach einem Kinobesuch immer taten, in einer Kneipe bei eienm Bierchen über den Film zu reden. Wir trennten uns und gingenn jeder für sich nach Hause. Schon während des Heimweg ging mir "Shnirele, Perele" duch den Kopf. Als ich dann wieder in meiner Wohnung war, legte ich die Kassette ein und hörte das Lied, wahrscheinlich sogar mehrmals.

Erst letzes Jahr habe ich "The Klezmatics" im Internet gefunden und dann auch den Titel. Eine sehr schöne, ganz andere Interpretation könnt ihr hier hören: Shnirele, Perele

Heute schreibe ich über das Lied, weil ich bei YouTube ein grandiosen Konzermitschnitt der Klezmatics gefunden habe: The Klezmatics with Joshua Nelson

Um mich zu erinnern, um nicht zu vergessen, darum ist dieses Lied eines meiner Lieblingslieder.

shnirele perele, gildene fon,
mashiekh ben david zizt oybn on.

er halt a bekher in der rekhter hant,
makht a brokhe oyfn gantsn land.
oy omen veomen, dos iz vor,
mashiekh vet kumen hayntiks yor.

vet er kumen zu forn, veln zajn gut yorn.
vet er kumen zu raytn, veln zajn gute zaytn.
vet er kumen zu geyn, veln ale yidn in
erets yisroel aynshteyn.

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