Schlieren
für den Artikel brauchen”, der Redakteur blickte über ihre Schulter. Sein Blick
verriet, dass er nicht damit rechnet, dass sie den Artikel heute noch
beenden.
„Bis zum 
Redaktionsschluss ist er fertig”
„Das sind aber nur 
noch zwei Stunden” Er zog die Augenbrauen zusammen. „Und du hast erst einen 
Absatz geschrieben. Drei Spalten sollte ich dir reservieren. Und 
nun?”
„Ehrlich, ich habe 
genut Stoff für den Artikel” Sie deutete auf einen Stapel Papier, der sich neben 
ihrer Tastatur auftürmte. „Hier ist das Konzepte, da die Faktensammlung, die 
Beispiele.”
„Okay eine letzte 
Chance gebe ich dir” Er beugte sich nach vorn über, klopfte mit einem Daumen auf 
den Schreibtisch. „In einer Stunde komme ich wieder, dann will ich mindestens 
fünf Absätze sehen. Wenn nicht fliegst du!”
Er drehte sich um 
und verschwand in seinem Büro. Sie war froh in erst einmal los zu sein. Der 
Monitor flimmerte weiß, graue Schlieren spülten über den TFT-Bildschirm. Dabei 
sollten die doch so unglaublich scharf sein, gut für die Augen, kaum 
Ermüdungserscheinungen, auch wenn man schon stundenlang davor gehockt hatte. Sie 
drückte auf einen Knopf, um die Autosynchronisation zu starten, wartete ein paar 
Sekunden, die Schlieren blieben, wanderten wie Amöben über die geöffneten 
Fenster. Sie lehnte sich zurück. Was wen mit dem Bildschirm alles in Ordnung 
war? Wenn es an ihr lag, dass sie keinen vernünftigen Satz schreiben konnte. 
Ihre Augen brannten. Sie ihre Brille ab, lehnte sich zurück, rieb sich die 
brennenden Augen. Je länger sie auf die Schlieren starrte, ihre Finger auf der 
Tastatur lagen, ohne einen Buchstaben zu drücken, desto sicherer wusste sie, 
dass sie heute keinen Absatz mehr schreiben würde, nicht einmal einen Satz oder 
ein Wort nichts: Sie schrieb nicht, sie wartete auf ihre 
Kündigung.
 
      

 
  

