Liebe Leserin, lieber Leser

ich grabe in meinem Bergwerk nach Texten und finde: Nuggets, Kristalle, Edelsteine und viel zu oft Katzengold. An den Fundstücken klebt Schlamm. Sie müssen gewaschen und poliert werden. Das alles mache ich hier nicht.

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7
Sep
2012

25 Minuten

Keine Ahnung, ob das funktioniert; noch weniger weiß ich, was ich mir damit beweisen will. Den Schuldigen kann ich immerhin benennen: David, du bist schuld! Und das werden ich Dir morgen auch sagen, wenn wir im Zug nach Jülich fahren. Wenn ich seinen Blog nicht durchstöbert hätte, säße ich wahrscheinlich nicht hier: Einer dunklen Wohnung, deren Geräuschlosigkeit ich zu ignorieren versuche. Schreiben! Schreiben! Nein, keine 15 Minuten für Dorethy, keinen Beitrag für meinen Weblog, nicht so lange, bis ich keine Lust mehr sondern bis die Zeit abgelaufen: 25 Minuten! Ich muss wahnsinnig sein, dass ich mich darauf eingelassen habe. Vielleicht war nur mein schlechtes Gewissen[Schuld], weil ich so lange nichts geschrieben habe. Seit die Rohfassung fertig ist, schreibe ich kaum etwas, kann mich nur manchmal (und selbst das ist noch übertrieben) zu einer Morgenseite aufraffen, von Kreativseiten, wie MaMü sind sie nennt,ganz zu schweigen. Ich möchte eine Kurzgeschichte schreiben für irgendeinen Wettbewerb. Das Thema ist „Europa“. Was fällt mir zu Europa ein? Keine Ahnung! Und jetzt sitze ich tatsächlich hier und hoffe, dass die 25 Minuten schnell vorüber gehen, dass ich irgendwas finde, womit ich die Zeit füllen kann. 

Was zum Teufel will ich mir damit beweisen? Dass ich 25 Minuten auf die Tastatur einhämmern kann, ohne dass sich meine Finger eine Sekunden ausruhen, sich nicht gegen einen Gedanken auflehnen sondern sich mit ihnen verbünden, etwas stricken, was schon da war, ohne das ich es wusste? Ich weiß es noch immer nicht. 25 Minunten. Wann habe ich den letzten wirklich langen Text geschrieben? Emails an Freunde oder Kollegen zählen nicht. Es muss das letzte Kapitel meines Romans gewesen sein.

Ich schrieb im 25 Minutenrhythmus. Pomodoro heißt das Zauberwort. Darüber wollte ich längst einen Beitrag in meinem Blog schreiben. Aber wie immer, wenn ich einen Beitrag für meinen Blog plane, lädt sich der Plan mit Bedeutung auf, die meine Gedanken auf den Boden fesselt. Ich könnte die Bedeutung ja verfehlen, die Ansprüche des inneren Kritikers nicht erfüllen. Was wenn es jemand liest, mit dem Kopf schüttelt, weil es murks ist; und nicht wie die Ansprüche wollen: Ein wichtiger und guter Text.

Früher viel es mir leichter in meinem Blog zu schreiben. Ich redete mir ein, einfach drauflos schreiben zu können. Aber irgendwer wird es lesen, wird den Kopf über die absonderlichen, wirren Gedanken schütteln, wird sich keine Bookmark für meinen Blog setzen. Unwichtig, uninteressant. Das wollen die Ansprüche nicht, ganz im Gegenteil.

Erstaunt stelle ich fest: Es geht! Schreiben, auf die Tasten hämmern, es kommen Sätze, wenn sie auch wie immer in solchen Situationen, wenn ich mich in meinen Schreibraum begebe, ohne eine klare Vision von einem Text zu haben, sich immer um das selbe Thema drehen: Schreiben. So arbeitet das Hirn. Ich setze mich hier hin, lege die Hände auf die Tastatur und denke: Schreiben! Über was anderes sonst als über Schreiben, wird mein Hirn dann nachdenken. Es hat mich gerade dazu gebracht, dass ich mich hiersetze, es ist noch voll damit beschäftigt, diesen Gedanken zu konstruieren. Neuronen tauschen Nachrichten, Potentiale wandern von einer Nervenzelle zur anderen. Blitzlichter in meinem Kopf: Es sollte mich nicht wundern, dass ich übers Schreiben schreibe, wenn ich mich mit leeren Kopf an die Tastatur setze.

Wie viel Zeit ist jetzt eigentlich vergangen. Sind das wirklich zusammenhängende Gedanken? Fühle ich mich jetzt besser. MaMü hat die Morgenseiten irgendwann aufgeben, weil sie immer nur darüber schrieb, dass ihr nicht einfiel, worüber sie sonst schreiben sollte.

Jetzt komme ich langsam an den Punkt, an dem ich ungeduldig werde. Wieviel Minuten noch. Ich könnte nachschauen, wie lange noch. Der Bildschirm ist schwarz. Ich schaue auf immer dieselbe Zeile, weil der Text nach oben fortwandert, wie früher bei einer Schreibmaschine. Die Buchstaben sind hellgrün. Sonst zeigt mein Bildschirm nichts. Um nachzusehen wie viel Zeit ich noch verschreiben muss, müsste ich zur Maus greifen und 

Genau an diesem Punkt schrillt der Pomodoro-Timer. Ich habe 25 Minuten am Stück ohne Unterbrechung geschrieben. Nun könnte ich fünf Minuten Pause machen. Dann wieder 25 Minuten schreiben. Was habe ich mir damit bewiesen? Bin ich nun zufrieden?

...

Gerade hat wieder der Pomodoro-Timer geklingelt. Die 5-Minuten-Pause ist vorüber. Und nun?

MaMü (Gast) - 11. Okt, 18:21

Die Morgenseiten... :-) Hi Sarah, nun hast du mich mit deinem Text hier zum Schmunzeln gebracht. :-)
Ja, Autoren haben es schon schwer. :-) Sieh mich an. Ich bekomme schon seit längerer Zeit keine Geschichte mehr zustande. Es ist so, als würde sich in mir irgendetwas verweigern, querstellen. Wenigstens schreibe ich noch für meinen Blog, sodass ich nicht vollkommen vom Schreiben abkomme.
Mein Kreativbuch hat sich seit Peppers OP auch nicht weiter gefüllt. Morgen setze ich mich mal wieder hin und schreib was rein. Ja, das ist eine gute Idee.
Zu Europa... da würde mir aber ehrlich gesagt auch nix einfallen...

Liebe Grüße,
Martina

Wally (Gast) - 15. Jul, 16:08

Interessant

Liebe Sarah,
schon als ich diesen Beitrag das erste mal las, fand ich ihn sehr interessant. Damals hatte ich keine Zeit, dir was dazu zu schreiben, jetzt hab ich eigentlich auch keine, aber doch auf die Schnelle ein paar Worte dazu:

ich finde diese Übung sehr interessant, wie deine Gedanken manchmal von "Hott nach Hü" springen und dann zeitweise aber auch Gedankenketten ineinander fließen, und wie am Ende dann ein Ganzes draus wird. Im Grunde ist das, was du hier praktiziert hast, genau das was, meiner Meinung nach, das belletristische Schreiben ausmacht: Gedanken aufs Papier lassen, unkontrolliert treiben lassen, inneren Zensor ausschalten, den Gedanken somit das Eigenleben gestatten sich von selbst zusammenzufügen. So können Ideen zum Vorschein kommen, sich Fäden spinnen, auf die man nie gekommen wäre, wenn man vorab geplant hätte über ein bestimmtes Thema zu schreiben.

Ich könnte mir vorstellen, wenn man diese Übung täglich durchführt, führt es dazu, dass man süchtig nach Schreiben wird, irgendwann am liebsten die Finger nicht mehr von der Tastatur nehmen will ! Idealer Nährboden als Vorarbeit zum Einstimmen, wenn man ein längeres Werk schreiben will ;-) .

Wenn du mal wieder eine 25 Minuten Übung machst, wärs nett, wenn du sie wieder hier im Weblog tätigst, ich lese "so was" gerne :-)

LG Wally


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